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Schutzwall

Schutzwall

Titel: Schutzwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Tonnenweise, Tausende und Abertausende von Tonnen davon. Schweres Gerät, leichtes Gerät, was immer Sie wollen – es lag nur so herum. Na ja, Ausschuß eben. Es war aus und vorbei, und am Ende hatten Onkel Hos Leute gewonnen, genau wie jeder, der noch alle auf der Latte hatte, es ja auch von vornherein gewußt hatte. Aber immerhin brauchten sie ja den ganzen Kram nicht mehr. Manches schön, natürlich, aber nicht alles.
    Aber Langley wußte Adressen, wo Bedarf war. Leute in Afrika und im Nahen Osten und Südamerika und Mittelamerika und wo sonst noch. Also bestand unser Job, der von mir und Clyde, darin, das Zeug gegen bar von Hos Leuten zu kaufen und es für bares Geld all denen weiterzuverkaufen, die sich mit Aufständen im eigenen Land rumschlagen mußten – oder mit Konterrevolutionen, einem Putsch hier und da von irgendwelchen Arschlöchern oder ähnlichem. Es waren alles Leute, um die sich Langley kümmerte und die Unterstützung bekamen. Man hat uns also aufgefordert zu machen, was wir dann auch getan haben, und auf diese Weise sind wir dann auch mit Gottes Segen reich geworden. Wenn Sie mich also deswegen vor Gericht stellen wollen, müssen Sie auch halb Langley und eine Reihe anderer Leute vor Gericht stellen.
    Und, Senator, ganz im Vertrauen, ich glaube eigentlich nicht, daß Sie den Nerv haben, so etwas durchzuziehen.«
    »Aber was war danach, Jake?« sagte Dill. »Nach Vietnam.«
    »Was heißt danach? Nun, danach hatte Clyde Blut geleckt und wurde gierig, böse, gemein und immer reicher, und ich bin ausgestiegen. Mit dem, was später war, hab ich nichts mehr zu tun, aber was danach passiert ist, weiß ich ganz genau. Falls Sie also den guten alten Clyde Brattle hängen sehen wollen – wenn’s nur das ist, Freunde, spendier ich euch den Strick.« Er legte eine Pause ein und fügte mit gefährlich leiser Stimme hinzu:
    »Aber mich rührt keiner von euch an.«
    Ein längeres Schweigen entstand, bis der Senator lächelte und sagte: »Gut. Ich würde also denken, daß jeder im Grundsätzlichen weiß, woran er ist. Was meinen Sie, Tim?«
    Dolan sah Spivey an und grinste. »Ich glaube, wir wissen jetzt immerhin ganz genau, wo Jake steht.«
    Der Senator stand auf. Das Treffen war zu Ende.
    Nachdem auch Spivey sich erhoben hatte, reichte ihm der Senator die Hand. »Sie sind mit uns sehr offen gewesen, Jake – Sie haben doch nichts dagegen, oder? Daß ich Sie Jake nenne?« Spivey schüttelte den Kopf. »Nein, wir wissen das durchaus zu schätzen. Wir werden das alles noch mal untereinander durchsprechen, und ich bin sicher, daß wir eine Lösung finden, die uns alle zufriedenstellt.«
    Der Senator lächelte, als er Spiveys Hand ergriff. Es war ein liebenswürdiges, beinahe warmherziges Lächeln, aber weder warmherzig noch liebenswürdig genug, um als Versprechen durchzugehen, auf das Verlaß sein konnte.
    Spivey lächelte zurück – ein beinahe vorschnelles, zögerndes, halbes Lächeln –, machte auf dem Absatz kehrt, griff nach seinem Leinenjackett, legte es sich über die Schulter und ging zur Tür. Er blieb stehen, als Dill ihm zurief: »Ich komme mit, Jake.«
    Als sie auf den Fahrstuhl warteten, sagte Spivey: »Ich glaube, ich komm wohl nicht daran vorbei, mit dem alten Clyde einen Handel abzuschließen.«
    »Das solltest du wohl besser tun«, sagte Dill.

34
    Montag abend gegen achtzehn Uhr an diesem heißen achten August betrug die Außentemperatur noch immer 39 Grad Celsius. Kurz nach achtzehn Uhr liebten sie sich auf dem riesigen alten Schreibtisch aus massiver Eiche.
    Der Schreibtisch stand in ihrem Büro in der großen Gewerbewohnung, die Anna Maude Singe sich mit einer staatlich anerkannten Buchprüferin teilte. Die Buchprüferin hatte es kurz nach sechzehn Uhr am heißesten Tag des Jahres – wie sich später herausstellen sollte – nicht mehr ausgehalten und war nach Hause gegangen. Auch die Sekretärin, die sie und Anna Maude Singe sich teilten, hatte nur noch eine Viertelstunde weitergemacht und sich dann auf den Heimweg begeben.
    Dill hatte zuerst alle Vollmachten unterzeichnet. Sie machten Anna Maude Singe zu seiner anwaltlichen Vertreterin und beauftragten sie damit, die Auszahlung der Lebensversicherung seiner Schwester zu erwirken und, falls möglich, das gelbe zweigeschossige Ziegelhaus zu verkaufen. Nachdem er ein letztes Mal schwungvoll seinen Namen hingekritzelt hatte, legte Dill den Kugelschreiber hin und berührte Anna Maudes nackten, gebräunten Arm. Plötzlich umklammerten sie

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