Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schutzwall

Schutzwall

Titel: Schutzwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
Vom Netzwerk:
den ich bei der Einstellung durch den CIA abgelegt habe, verbietet mir, Angaben über die Art meiner Aufgaben zu machen, es sei denn, ich ersuche darum und bekomme eine schriftliche Genehmigung der Central Intelligence Agency.«
    »Haben Sie sich um diese Genehmigung bemüht?«
    »Ja.«
    »Wurde sie Ihnen erteilt?«
    »Sie wurde abgelehnt.«
    »Wann wurde sie Ihnen zum letzten Mal verweigert?«
    »Am vierzehnten Juni dieses Jahres.«
    »Warum haben Sie um diese Genehmigung nachgesucht?«
    »Ich wurde vom Federal Bureau of Investigation dazu aufgefordert.«
    »Und die Erlaubnis wurde Ihnen nicht erteilt?«
    »Ja.«
    »Sind Sie dazu bereit, Ihren Eid zu brechen?«
    »Nein, Sir, das bin ich nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich mich damit selbst belasten könnte. Ich berufe mich auf das Fifth Amendment«. { * }
    »Wann sind Sie zum ersten Mal Clyde Tomerlin Brattle begegnet?«
    »Das war im März oder April 1970. An das genaue Datum kann ich mich nicht erinnern.«
    »Wo ist das gewesen?«
    »Bangkok.«
    »Wie sind Sie ihm begegnet?«
    »Er war mein Supervisor.«
    »Der Leiter Ihrer Operation?«
    »Mein Supervisor. Er wies mich in die Aufgaben ein, die ich in Vietnam, Laos und Kambodscha zu erfüllen hatte und deren wahre Natur zu enthüllen mir mein Eid verbietet.«
    Dill schnitt eine Grimasse und fuhr sich mit einem Finger über die Kehle. Spivey grinste breit, langte unter den Schreibtisch und schaltete das Tonband ab.
    »Himmel, Herrgott, Jake!«
    »Was hast du denn erwartet?«
    »Es ist unter Verschluß.«
    »Du hast verdammt recht, es ist unter Verschluß – bei Lausig, Lumpenhund & Söhne, wie ich diese vertrottelten Anwälte da oben in Washington immer nenne, die mir das Blut aussaugen. Wann hast du zum letzten Mal eine Rechnung von einem Anwalt bekommen?«
    »Das ist schon eine Weile her.«
    »Ich geb dir einen guten Rat, setz dich hin, bevor du sie aufmachst – oder besser noch, leg dich hin, denn so sicher, wie du von grünen Äpfeln Dünnschiß bekommst, wird dich das glatt umhauen.«
    »Aber was soll der ganze Scheiß mit diesem Eid?«
    »Ich bin wirklich vereidigt worden, wie ich schon gesagt habe. Streitet Langley das denn ab? Himmel, nein, nie und nimmer! Sie streiten lediglich ab, daß ich je für sie gearbeitet habe.«
    »Auch das bestreiten sie nicht«, sagte Dill, »sie weigern sich nur, es zu bestätigen.«
    »Pick, wirklich, ich scheiße auf diesen Eid, den ich für diese Kacker abgelegt habe. Ich war damals dreiundzwanzig Jahre alt, und als ich ihnen die Brocken hingeschmissen habe, war ich dreißig und ein alter Mann. Ich meine, alt hier oben« – Spivey tippte sich an die Stirn –, »da oben war ich hundertundzwei Jahre alt. Sie haben mir tausend Dollar die Woche bezahlt, was damals noch eine Menge Geld gewesen ist, und ich hab Sachen gemacht, die ich heut nicht mehr tun würde, und Sachen, über die ich heute nicht einmal mehr nachdenken will.
    Aber was ich getan habe, war nicht für Gott, Fahne oder Vaterland. Ich hab’s für eintausend Dollar die Woche bar auf die Hand getan, und ob du’s glaubst oder nicht, ich hab einen Preis dafür bezahlt. Welchen Preis wohl, wirst du denken? Stimmt’s? Na ja, alter Freund, ich bin nie vierundzwanzig oder fünfundzwanzig oder sechsundzwanzig oder eins der nächsten schönen jungen Jahre geworden, denn heute war ich noch dreiundzwanzig, und sechs Monate später war ich hundertzwei und ging schon auf die hundertdrei zu.«
    »Armer, alter Jake!«
    Spivey zuckte die Achseln. Er schien plötzlich gleichgültig, sogar gelangweilt.
    »Was würde passieren, wenn du deinen sogenannten Eid brichst?« fragte Dill. »Ich meine, was glaubst du denn, was passieren würde?«
    »Nicht viel«, sagte Spivey, »vielleicht gibt es ein oder zwei Tage lang ein paar saftige Schlagzeilen, aber es käme nie zum Prozeß oder etwas ähnlichem, weil Langley den Deckel ganz fest drauf setzen würde, wie sie’s früher ja auch gemacht haben – alles im Interesse der nationalen Sicherheit. Teufel noch mal, Pick, Vietnam ist heute ein alter Hut. Jetzt wächst eine Generation heran, die über Vietnam so denkt – falls sie überhaupt denkt –, wie du und ich früher über den Zweiten Weltkrieg gedacht haben. Vor- und Frühgeschichte. Als du und ich einundzwanzig gewesen sind, war der Krieg schon seit zweiundzwanzig Jahren vorüber, vielleicht sogar seit dreiundzwanzig.« Er brach ab. »Willst du noch ein Bier?«
    »Na klar.«
    Spivey nahm die zwei nächsten Büchsen Millers aus

Weitere Kostenlose Bücher