Schutzwall
dem kleinen Kühlschrank und riß die Verschlußkappen ab. Dill nahm einen tiefen Zug und sagte: »Okay, willst du weitermachen?«
»Was nehmen wir jetzt – Brattle?«
»Brattle.«
Spivey ließ eine Hand unter der Tischkante verschwinden. »Okay, wir sind wieder auf Sendung. Also, ab geht’s!«
Wieder zählte Dill stumm bis fünfzehn und stellte dann seine erste Frage: »Clyde Brattle hat wie lange für den CIA gearbeitet?«
»Zwanzig Jahre.«
»War er fest angestellt?«
»Ja.«
»Wann hat er seinen Abschied eingereicht?«
»Er wurde nicht verabschiedet, er wurde fünfundsiebzig gefeuert.«
»Warum?«
»Kann ich nicht mit letzter Sicherheit sagen.«
»Haben Sie eine Vermutung?«
»Ich bin kein Anwalt, doch ich glaube nicht, daß eine Vermutung zulässig wäre.«
»Hatte es etwas mit Fonds zu tun, die er verwaltete?«
»Das wäre meinerseits reine Spekulation.«
»Wurden die Fondsgelder veruntreut?«
»Davon ist wohl die Rede gewesen, aber das ist nur Hörensagen.«
»Ihr Vorbehalt wird protokolliert. Wieviel Geld war dabei im Spiel?«
»So ungefähr fünfhunderttausend, wie ich gehört habe.«
»Dollar?«
»Dollar.«
»Wann sind Sie aus den Diensten des CIA ausgeschieden?«
»Im April fünfundsiebzig, kurz nachdem Saigon gefallen war.«
»Wo hielten Sie sich damals auf?«
»Als es fiel? In Saigon.«
»Wo war Clyde Brattle zu der Zeit?«
»Er war auch dort.«
»Weder Sie noch Brattle haben den Versuch gemacht, zu fliehen?«
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Weil wir damals ja nicht mehr im Dienst gewesen sind. Wir waren ganz einfache Geschäftsleute.«
»Beschreiben Sie bitte die Art Ihrer Geschäfte.«
»Wir bildeten eine Gesellschaft, die überschüssige Ausrüstungen von der neuen vietnamesischen Regierung aufkaufte, und wir verkauften sie auf dem freien Markt an jeden, der kaufwillig war.«
»Welche Art Ausrüstungen?«
»Defensivwaffen, Transportmittel, Kommunikationsmittel.«
»Welcher Art waren die Waffen?«
»Leichte Waffen. Granatwerfer, leichte Artillerie, einige Fahrzeuge – Jeeps und Lastwagen, Fernmeldeeinrichtungen, einige Hubschrauber, was immer sie loswerden wollten. Sie brauchten dringend Geld, und wir verfügten über einiges und wußten auch, wo und wie wir uns noch mehr beschaffen konnten.«
»Brattle und Sie haben Geld aufgebracht, um eine Gesellschaft zu gründen?«
»Ja.«
»Wieviel hat er aufgebracht?«
»Annähernd vierhunderttausend Dollar.«
»Und Sie?«
»Alles, was ich hatte. Einhunderttausend.«
»Und wie wurden die Gewinne aufgeteilt?«
»Ein Viertel für mich, drei Viertel für Clyde. Das war, weil ich gute Kontakte hatte.«
»Die vietnamesischen Kontakte.«
»Nordvietnamesische. Nur, daß Vietnam inzwischen ein großes, glückliches, vereintes Land war, der Norden und der Süden.«
»Und wem haben Sie die überzähligen amerikanischen Waffen verkauft?«
»Es waren keine amerikanischen, es waren vietnamesiche. Was die Vietnamesen im Krieg erbeuteten, gehörte rechtmäßig ihnen.«
»Doch es waren Waffen amerikanischer Herstellung?«
»Das ist richtig.«
»An wen haben Sie sie also verkauft?«
»An jeden, der bereit war, sie zu kaufen.«
»Zum Beispiel?«
»Leuten in Angola, Äthiopien, im Libanon, Jemen, sowohl Nord- als auch Südjemen, Bolivien, Ekuador und einiges, aber nicht sehr viel, an bestimmte Leute in Uruguay.«
»Wieviel von diesen in Amerika hergestellten, von den Vietnamesen erbeuteten Rüstungsgütern haben Sie verkauft?«
»Waffen im Wertumfang von etwa hundert Millionen Dollar.«
»Und Ihr Anteil am Profit?«
»Sie meinen allein mein Anteil?«
»Ja.«
»Nach Abzug aller Unkosten, die ziemlich hoch waren, hatte ich einen Reingewinn von etwas über vier Millionen Dollar.«
»Und Brattle, wie hoch war sein Reingewinn?«
»Ich würde sagen, nach Abzug der Nebenkosten so um die sechzehn Millionen Dollar.«
»Und wie lange ging das so?«
»Sie meinen, mit Brattle und mir?«
»Ja, Ihre Geschäftsverbindung, Ihre Partnerschaft.«
»Etwa fünf oder sechs Jahre lang.«
»Und was war dann?«
»Dann wollte er sich auf ein paar heiße Sachen einlassen, und ich bin ausgestiegen.«
»Welcher Art waren diese heißen Sachen?«
»Computertechnologie, hochentwickelte Waffensysteme, Lenksysteme, kurz, sämtliche Arten von ganz neuem Zeug, an das man wohl in den Staaten herankam, für das man jedoch nie die Genehmigung bekommen hätte, es ins Ausland zu verkaufen. Clyde meinte, wir könnten sie hinausschmuggeln. Ich sagte
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