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Schutzwall

Schutzwall

Titel: Schutzwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Lektüre zugebracht, die Stirn finster gerunzelt und einen Krug mit Kool-Aid immer in Reichweite. Abschließend hatte sie gesagt, sie fände Santayana sowohl »geschwätzig« als auch »blöd«, und hatte den Rest des August der Lektüre von Dickens gewidmet.
    Dill konnte sich noch gut erinnern, wie sie an dem kleinen Spieltischchen gesessen hatte, Little Dorrit vor sich aufgeschlagen liegend, den großen Block mit Klemmhalter für Anmerkungen und Kommentare rechts neben sich und auf der anderen Ecke des Tisches den selten benutzten Websters Collegiale Dictionary. Gegenüber dem Wörterbuch stand der Krug mit Kool-Aid, Pampelmuse, wie Dill jetzt wieder einfiel. Dickens, so hatte Felicity ihren Bruder unterrichtet, wäre ziemlich guter Stoff (ein dickes Lob), aber auch »ein bißchen dickflüssig«. Dill fand manchmal, daß seine Schwester die unsentimentalste Person gewesen war, der er jemals begegnet war.
    Er untersuchte das Wohnzimmer sorgfältig und versuchte, einen Hinweis auf ihre Persönlichkeit zu finden, eine Spur ihrer Gewohnheiten. Auf dem Fußboden lag ein Teppich in einem neutralen, sandfarbenen Ton, an den Wänden hingen einige Bilder, die nach billigen Postversanddrucken von Dufy, Cezanne und Monnet aussahen, und in einer Ecke war eine Stereoanlage, in Korea hergestellt und offenbar ein Billigangebot, aufgestellt, so nagelneu, daß sie kaum benutzt sein konnte. Dill machte sich nicht die Mühe, die etwa zwei Dutzend Schallplatten durchzusehen. Falls es Felicitys eigene waren, dann würde er Beethoven, Bach und die frühen Aufnahmen der Beatles finden sowie fast jedes Lied, das je von Ives Montand aufgenommen worden war.
    Das Wohnzimmer ging in eine Ecke über, wo vier Stühle um einen blattförmigen Ahorntisch gruppiert waren, der so aussah, als wäre er aus dem Katalog bei Sears bestellt worden. Eine nachgemachte Tiffanylampe hing an einer schweren Messingkette über dem Tisch. Auch das sieht Felicity nicht ähnlich, dachte Dill.
    In der Küche warf er einen Blick in den Kühlschrank und fand vier Flaschen Perrier, einen Riegel Butter, drei Eier, ein Glas Dijon-Senf und einen Laib Weißbrot, von dem drei oder vier Scheiben abgeschnitten worden waren. Er erinnerte sich wieder, daß seine Schwester das Brot immer im Kühlschrank aufbewahrt hatte. Er nahm eine der Flaschen Perrier heraus, schraubte den Verschluß auf und trank.
    Die Flasche in seiner Linken, öffnete Dill die Türen der Küchenschränke. Er fand ein paar Teller – ziemlich gute Nachahmung dänischer Keramik –, ein halbes Dutzend Gläser und einige Schüsseln, sonst nichts. Wo die Konserven, die Gewürze und Grundnahrungsmittel hätten sein müssen, standen nur zwei Dosen Van-Camps-Schweinefleisch mit Bohnen, ein Glas Yuban-Pulverkaffee, fast leer, eine runde Büchse Morton-Salz, ein kleiner Streuer Schillings schwarzer Pfeffer, aber sonst keine anderen Gewürze, nicht einmal Estragon, den seine Schwester, wie Dill sich erinnern konnte, praktisch auf alles und jedes gestreut hatte.
    An Kochgerät gab es nur eine noch blitzblanke Bratpfanne und ein paar verbeulte Aluminiumtöpfe, mit denen man allenfalls Eier kochen und Bohnen heiß machen konnte. In einer der Schubladen entdeckte Dill Messer, Gabeln und Löffel aus rostfreiem Stahl, gerade ausreichend für zwei Personen. Er zog auch die übrigen Schubladen auf, doch fand er darin nichts als den üblichen Krimskrams, den man in der Küche braucht. Er fragte sich, wo Felicity wohl das Tafelsilber ihrer Mutter gelassen hatte.
    Noch immer die Flasche Perrier in der Hand, ging Dill von der Küche zurück ins Wohnzimmer und dann durch einen kurzen Flur. Die zweite Tür links führte in einen Raum, der offenbar das Schlafzimmer seiner Schwester gewesen war. Darin standen ein ordentlich gemachtes Doppelbett, ein Nachttisch und eine Kommode mit Spiegel. Alles war einheitlich aus Spanplatte mit Nußbaumfurnier gemacht und sah sowohl billig als auch neu aus.
    Auf einem kleinen Tisch links am Bett war eine Tensor-Leselampe angebracht. Dill öffnete die Tischschublade.
    Sie enthielt lediglich eine runde Plastikschachtel mit Verhütungspillen.
    Dill öffnete den Wandschrank daneben. Darin hingen einige Kleider, ein Paar Slacks, wenige Blusen, ein leichter Regenmantel, aber kein Wintermantel. Auf dem Schrankboden standen, ordentlich aufgereiht, fünf Paar Schuhe; davon waren ein Paar schwarze Pumps und der Rest Sandalen, bequeme Laufschuhe und ein ziemlich abgetretenes Paar grüner Joggingschuhe.
    In

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