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Schutzwall

Schutzwall

Titel: Schutzwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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ihr darauf antwortete.
    »Ich wollte mir gerade einen Drink machen«, sagte Dill, »leisten Sie mir Gesellschaft?«
    »Also, ein kühles Bier, das wäre toll.«
    »Schade, kein Bier. Falls ich die Stelle nicht finde, wo Felicity ihren Schnaps versteckt hat, werden wir uns mit Perrier ohne alles begnügen müssen.«
    »Unter der Spüle«, sagte Cindy McCabe.
    »Hab ich’s mir doch gedacht«, sagte Dill und ging hinüber zur Küche.
    Unter dem Abwaschtisch standen zwei Flaschen Jim Beam, Green Label, neben dem Mokkalikör, dem Easy-Off und dem Comet. Die Banderole an einer der Flaschen war noch unversehrt, aus der anderen fehlte etwa eine Handbreit. Dill erinnerte sich wieder, daß Felicity stets Bourbon getrunken hatte, sofern sie überhaupt etwas trank, da sie behautet hatte, er schmeckte ehrlicher als Scotch. Weiter fiel ihm ein, daß sie Wodka für einen reinen Säuferstoff gehalten hatte und glaubte, Gin wäre etwas für die Leute, denen das Aqua Velva ausgegangen war. Rum allerdings fand sie annehmbar, besonders, wenn man ihn mit Kool-Aid mischte. Als Dill den Whiskey über die Eiswürfel goß und Perrier hinzufügte, wunderte er sich, daß er nirgendwo Kool-Aid gefunden hatte.
    Mein lieber Watson, sagte er zu sich selbst, der Hund hat wieder einmal nicht gebellt.
    Er trug die Drinks hinüber ins Wohnzimmer und reichte einen an Cincy McCabe weiter, die dankend nickte und das eisgekühlte Glas an ihre Stirn drückte.
    »Gott, fühlt sich das gut an.« Sie nahm einen tiefen Schluck, lächelte und sagte dann: »Und das ist sogar noch besser.«
    Dill, der sich auf die Couch gesetzt hatte, kostete von seinem Drink. »Sie haben recht«, stimmte er ihr zu.
    »Das mit Felicity tut Harold und mir sehr, sehr leid, Mr. Dill. Es war einfach so – na ja, so schrecklich. Eben noch hatte sie an unserer Tür geklingelt, und im nächsten Augenblick war sie schon tot.«
    »Wie lange wohnen Sie schon hier?«
    »Etwa anderthalb Jahre, vielleicht etwas weniger. Wir sind eingezogen, kurz nachdem Felicity das Haus hier gekauft hatte. Sie war wirklich eine sehr, sehr nette Hauswirtin. Wissen Sie, es gibt welche, die erhöhen ihre Miete alle sechs Monate, aber Felicity hat sie kein einziges Mal erhöht, da Harold ihr bei Arbeiten am Haus geholfen und alles mögliche repariert hat. Darin ist er sehr gut – Sachen wieder in Ordnung zu bringen.«
    »Was macht denn Harold so?«
    »Na ja, augenblicklich verkauft er Heimcomputer, und das läuft wohl noch ganz gut, aber er sagte mir, daß noch diesen Monat oder im nächsten alles den Bach runtergehen wird, wenn man sieht, wie sie wieder den Markt überschwemmen. Was er wirklich möchte, ist, sich wieder mehr mit Elektronik zu beschäftigen. Wissen Sie, er war zwei Jahre an der Universität und hat Elektroingenieur studiert, aber er mußte abbrechen. Harold ist auf diesem Gebiet wirklich Klasse. Elektronik – das mag er viel mehr als verkaufen.«
    Cindy McCabe, die das Reden offenbar durstig gemacht hatte, nahm einen tiefen Zug von ihrem Drink.
    Dill sah zu, wie ihr fast unsichtbarer Adamsapfel dreimal auf und nieder hüpfte. Sie setzte ihren Drink ab und lächelte, wenn nicht gerade nervös, so doch etwas verlegen.
    »Es geht mir eigentlich gegen den Strich, das jetzt zur Sprache zu bringen«, sagte sie.
    »Was denn?«
    »Na ja, gestern, ganz kurz bevor es – na ja, Sie wissen schon, bevor es passiert ist, kam Felicity vorbei und erinnerte Harold daran, daß er wieder mal vergessen hatte, die Miete zu bezahlen. Manchmal kenn ich mich mit Harold auch nicht aus, dann entfallen ihm solche Sachen einfach. Er ist wie ein zerstreuter Professor, wissen Sie.«
    Dill nickte verständnisvoll.
    »Jedenfalls ist es immer wieder peinlich. Also schrieb er gestern den Scheck aus und gab ihn ihr, und dann passierte es gleich draußen vor der Tür, und jetzt wissen wir eigentlich nicht genau, was wir- tun sollen. Glauben Sie, daß wir ihn sperren lassen und dann einen neuen ausstellen sollen? Und auf wen soll er ausgestellt werden? Ich meine, es ist sicher lästig, daß ich Sie jetzt damit behellige, aber wir möchten schließlich auch nicht, daß später jemand kommt und behauptet, wir hätten die Miete nicht bezahlt.«
    »Warten Sie damit ruhig bis Monatsende«, sagte Dill, »bis dahin müßten die Dinge geregelt sein, und dann ruft Felicitys Anwältin Sie an und sagt Ihnen, wohin Sie die Miete überweisen müssen und auf wen Sie den Scheck ausstellen sollen.«
    »Und den, den wir Felicity gegeben

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