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Schutzwall

Schutzwall

Titel: Schutzwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Hindernisse, mit denen er zu rechnen hätte, falls er beabsichtigte, das einstöckige gelbe Ziegelhaus zu verkaufen. Dill war beeindruckt von ihrer ebenso präzisen wie objektiven Darstellung. Als sie in den Ford einstiegen, sagte er: »Ich glaube, ich könnte einen Anwalt gebrauchen.«
    Sie zuckte die Schultern. »Könnte sein.«
    Er steckte den Schlüssel in die Zündung und ließ den Motor an. »Sie könnten meine Anwältin sein.«
    Sie sagte darauf nichts. Dill ordnete sich in den Verkehr ein. Nachdem er einen Block weit gefahren war, sagte er: »Nun?«
    »Ich muß nachdenken.«
    »Worüber denn?«
    »Ob ich Ihre Anwältin sein möchte.«
    »Himmel, ich bitte Sie doch nicht, mich zu heiraten!«
    »Es geht nicht um Sie«, sagte sie. »Sie geben einen netten, doofen Klienten ab. Es geht um Felicity.«
    »Felicity ist tot.«
    »Ich verwalte noch immer ihren Nachlaß.«
    »So, na und?«
    »Es könnte einen Interessenkonflikt geben.«
    »Mein eines Jahr Jurastudium, auch wenn ich mich nur schwach daran erinnern kann, sagt mir, daß das einfach ein Haufen Blödsinn ist.«
    Sie wandte sich ihm zu, lehnte ihre Schulter halb gegen die Tür und zog die Füße auf den Sitz herauf. »Felicity hat viel mit mir gesprochen – hat sich mir anvertraut, weil ich sowohl ihre Freundin als auch Anwältin gewesen bin. Manchmal ist es schwer, zu entscheiden, wo die juristische Vertraulichkeit beginnt und aufhört.«
    »Das ergibt immer noch keinen Sinn.«
    »Das wohl deswegen, weil ich nicht glaube, daß ich jetzt noch mehr dazu sagen sollte.«
    Dill starrte sie finster an und wandte dann seine Aufmerksamkeit wieder der Straße zu. »Gott verdammt, ich bin ihr Bruder«, sagte er, »nicht das beschissene IRS.
    Meine Schwester ist umgebracht worden. Sie hat ein ziemlich merkwürdiges Leben geführt, bevor man sie in die Luft gesprengt hat. Sie kaufte ein Haus, in dem sie kaum gelebt hat, mit Geld, das sie gar nicht hatte. Sie schloß eine Lebensversicherung über zweihundertfünfzigtausend Dollar ab, zahlte dafür in bar und starb drei Wochen später – genau nach Plan. Fragt sich denn eigentlich niemand – Sie zum Beispiel –, wo zum Teufel das Geld hergekommen ist? Herrgott, hat denn niemand daran gedacht, daß das Geld und der Killer vielleicht miteinander zusammenhängen? Aber Sie sitzen einfach da und reden über Vertraulichkeit. Jesus, Lady, wenn Sie irgendwas wissen, gehen Sie hin, und erzählen Sie’s den Bullen. Felicity ist tot, ihr macht es nichts mehr aus, wenn Sie vertrauliche Mitteilungen ausplaudern, ihr macht überhaupt nichts mehr was aus.«
    »Die Ampel ist rot«, sagte Anna Maud.
    »Ich weiß, daß sie rot ist«, sagte Dill, trat voll auf die Bremse, so daß die Räder des Ford blockierten.
    Sie saßen schweigend vor der roten Ampel, bis sie schließlich sagte: »Ich werde Ihre Anwältin sein.«
    Dill schüttelte zweifelnd den Kopf. »Ich weiß ja nicht einmal, ob Sie gewieft genug sind, meine Anwältin zu sein. Immerhin sind das schrecklich verwickelte Angelegenheiten, die geordnet werden müssen. Ich muß ein Haus verkaufen und mir eine Versicherungssumme auszahlen lassen. Das bedeutet vielleicht einiges an strammer juristischer Beinarbeit, vielleicht macht es sogar das Aufsetzen eines Schriftsatzes erforderlich und zwei, ja womöglich vielleicht drei Telefongespräche.«
    »Die Ampel ist grün«, sagte sie.
    »Ich weiß, daß sie grün ist«, knurrte Dill und schoß mit dem Wagen über die Kreuzung.
    »Was denn nun?« sagte sie.
    »Ja, was denn?«
    »Wollen Sie, daß ich Ihre Anwältin werde?«
    Dill seufzte. »Ach, zum Teufel auch, warum nicht! Was wollen Sie essen?«
    »Kalbsbries.«
    Er sah sie an und grinste. »Wirklich?«
    »Ich bin ganz wild auf Kalbsbries«, sagte sie.
    »Das bedeutet also Packingtown. Chief Joes?«
    »Wo denn sonst?«
    »O Gott«, sagte Dill verklärt, »Kalbsbries!«
    Alles südlich des Yellowfork wurde Packingtown genannt, obwohl Armour lange dahingegangen war, genauso wie Swift, und jetzt war nur noch Wilson geblieben, um die Schweine und Bullen und ab und an das eine oder andere Lamm hinzuschlachten – eben nur gelegentlich, weil man Lammbratenessen allgemein für irgendwie weichlich und tuntenhaft hielt. Der Yellowfork war natürlich der Fluß, dessen gängige Beschreibung lautete, daß er eine Meile breit und zweieinhalb Zentimeter tief wäre – wahrlich keine sehr originelle Beschreibung, aber die Stadt hatte noch nie viel für Originalität übrig gehabt.
    Manchmal führte der

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