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Schutzwall

Schutzwall

Titel: Schutzwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Interessantes dabei?«
    »Nur das, was nicht drinsteht, ist interessant.«
    »Was will er für das haben, was nicht drinsteht – Immunität?«
    »Richtig.«
    »Was hast du ihm gesagt?«
    »Ich hab genickt.«
    »Nun ja, ein Nicken bekommt er nicht auf Band.«
    »Da ist noch etwas«, sagte Dill.
    »Ich mag deinen Tonfall nicht, Ben. Der klingt nach Schwierigkeiten und einer gründlichen Katastrophe.«
    »Ich bin überfallen worden.«
    »Großer Gott, wann?«
    »Vor ungefähr fünfzehn Minuten. In meinem Hotelzimmer. Sie haben die Akte Spivey.«
    »Was sonst noch?«
    »Das war alles, was sie wollten.«
    »Warum ›sie‹?«
    »Er war groß genug für zwei. Er wandte bei mir einen Würgegriff an und … Nein, ich bin unverletzt, aber es war irgendwie nett von dir, anzufragen.«
    »Ich überlege gerade«, sagte Dolan. »Die Akte selbst ist nicht wichtig, wir haben Kopien.«
    »Und Spivey wird mir eine Kopie seiner Erklärung schicken. Ich hab ihm weisgemacht, jemand hätte mir mein Diplomatenköfferchen geklaut.«
    »Du hast gar kein Diplomatenköfferchen.«
    »Das weiß Spivey aber nicht.«
    Am anderen Ende in Washington gab es ein längeres Schweigen, bis Dolan schließlich sagte: »Ich hab mir noch was durch den Kopf gehen lassen. Was war noch in der Erklärung – zwischen den Zeilen?«
    »Zwischen den Zeilen, wenn ich richtig gehört und gelesen habe, könnte Spivey, falls er will, Clyde Brattle zur Strecke bringen, und das natürlich auch nur, falls wir ihm Immunität garantieren, so daß er sich nicht gleichzeitig selbst mit erledigt.«
    »Nach Detroit«, sagte Dolan gedehnt, »ich frage mich, wohin Brattle danach weggetaucht ist.«
    »Du fragst dich doch nicht nur, sondern du unterstellst doch glatt, daß er hier ist und nur mal einen schnellen Blick in Spiveys Akte werfen wollte.«
    »Das ist eine Möglichkeit.«
    »Vielleicht sollte ich Jake besser warnen.«
    »Mach nur. Aber falls Clyde Brattle ihn tot sehen will, ist er bereits tot. Unser Problem besteht darin, Spivey so lange am Leben zu halten, bis –« Dolan ließ den Satz unvollendet. »Paß auf, wenn ich hier alles klarbekomme, mit dem Vorsitzenden rede und mit diesem Stück Scheiße Clewson, nun, dann …« Seine Stimme verlor sich.
    Clewson: Das war Norman Clewson, der Berater der Mehrheit im Unterausschuß. Dolan verabscheute ihn.
    »Ich kann es schaffen«, sagte er plötzlich.
    »Was schaffen?«
    »Ein Hearing des Unterausschusses da unten bei dir für nächsten Dienstag oder Mittwoch einberufen. Der Senator kann den Vorsitz führen. Mensch, es liegt genau auf seinem Rückweg. Ich komme dann selbst runter, und wir halten es im Gebäude der Bundesbehörde ab, sichern Spivey Immunität zu und lassen ihn sich um Kopf und Kragen reden, solange er noch am Leben ist.«
    »Das bekommst du doch nie durch«, sagte Dill.
    »Ich krieg das hingebogen«, sagte Dolan mit selbstbewußtem Tonfall. »Sie haben einfach keine andere Wahl, wenn ich ihnen erzähle, daß sie, falls sie es nicht tun, nie und nimmer Spiveys ungeschminkte Zeugenaussage bekommen werden, weil er dann nämlich verdammt tot sein wird.«
    »Du glaubst wirklich dran?«
    Dolan legte eine kurze Pause ein, bevor er antwortete.
    »Klar, du etwa nicht?«
    »Du kennst Jake nicht so gut wie ich.«
    »Du meinst also, Brattle könnte der Tote sein?«
    »Das könnte er.«
    »Zum Teufel, Ben, auch wenn du recht behältst, haben wir die Nase vorn.«

15
    An jenem Freitag abend, drei Minuten vor sechs, meldete sich Anna Maude Singe, die Anwältin, am Telefon ihrer Kanzlei munter und geschäftsmäßig: »Anna Maude Singe.«
    »Hier ist Ben Dill.«
    »Oh«, sagte sie, »schön. Hey.«
    »Ich war mir nicht sicher, ob ich Sie noch erwischen würde.«
    »Ich war grad am Aufbrechen.«
    »Der Grund für meinen Anruf ist der, daß sie – sie, damit meine ich die Cops – mir morgen einen Wagen mit Fahrer schicken, und ich hab mir überlegt, falls Ihnen daran liegt, daß Sie ja mit mir zu den Trauerfeierlichkeiten fahren können und danach mit hinaus auf den Friedhof.«
    Es gab ein kurzes Schweigen, bis Anna Maud schließlich sagte: »Ja, das würde ich gern.« Es gab wieder eine Pause, und dann sagte sie: »Ich muß ohnehin mit Ihnen reden.«
    »Wie wär’s mit heut abend?« fragte Dill.
    »Heut abend?«
    »Großes Abendessen.«
    »Sie meinen, eine echte Verabredung?«
    »Sie haben’s fast erraten.«
    »Mit echtem, richtigem Essen?«
    »Das kann ich versprechen.«
    »Na ja, das klingt um einiges besser als

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