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Schutzwall

Schutzwall

Titel: Schutzwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Tribune ins Spiel, der die Geschichte über Felicitys merkwürdige Finanzen schon zusammen hatte, nur daß er sie zurückhalten muß, bis er grünes Licht bekommt.«
    »Von wem?«
    »Hat er nicht gesagt, und ich hab mich gehütet, ihn zu fragen. Dann ist da noch Felicitys Exfreund, der Buhmann und frühere Footballstar.«
    »Clay Corcoran«, sagte sie.
    »Ich dachte, er hätte es hingenommen, so mir nichts, dir nichts als Liebhaber abgehalftert zu werden, aber Felicitys Untermieter, die Frau, bestätigt seine Geschichte mehr oder weniger. Der Name der Mieterin ist Cindy McCabe. Sie hat sich oben frei gemacht, damit ich ihren Busen bewundern konnte. Sie behauptet auch, bei Felicity mal einen Annäherungsversuch gemacht zu haben, aber abgeblitzt zu sein.«
    »Haben Sie sie denn auch abblitzen lassen?«
    »Ich fürchte, ja. Ich war zu meiner nächsten Verabredung zu spät dran, von der ich eigentlich nicht wußte, daß ich sie haben würde und die sich als ein Rendezvous mit Captain Colder entpuppte, dem tiefbekümmerten Verlobten. Captain Colder gab mir die Schlüssel zu einer Garagenwohnung, wo Felicity wirklich gewohnt hat.«
    Dill faßte in seine Jackettasche, zog den Schlüssel heraus, den Colder ihm gegeben hatte, und legte ihn auf den Glastisch. »Das Apartment ist Ecke Fillmore und Nineteenth, gar nicht weit von hier.«
    »Am anderen Ende vom Washington Park«, sagte sie.
    »Sie kennen es?« sagte er. »Ich meine, Sie haben gewußt, daß sie dort ein Apartment hatte?«
    Anna Maude schüttelte langsam den Kopf. »Nein, habe ich nicht.«
    »Und Sie waren ihre Anwältin, ihre Vertraute, ihre Freundin! Hat sie Sie denn niemals zu sich eingeladen?«
    »Nur in das Haus. Ich bin ein paarmal dort gewesen.
    Ich hab ihr damals gesagt, alles sähe ein bißchen kahl aus, sogar leicht steril, daß es ihr ganz und gar nicht ähnlich sähe. Darauf erzählte sie mir, daß sie nicht oft dort wäre, da sie die Abende, an denen sie frei hätte, meistens mit Colder verbrachte.«
    »Hat Felicity Ihnen von Mrs. Colder erzählt?«
    Anna Maude nickte und schaute weg. »Er hat sie zwangseinweisen lassen.«
    »Wissen Sie auch, warum?«
    »Weil sie zuviel trank.«
    »Das stimmt nicht ganz. Er ließ sie einweisen, weil sie gedroht hatte, Felicity zu töten, und das nicht nur einmal, sondern wiederholt.«
    »Das hat Felicity mir nie erzählt«, sagte Anna Maude mit einer Stimme, die fast nur noch ein Flüstern war.
    Dill nahm den Schlüssel, den Colder ihm gegeben hatte, und hielt ihn hoch, so daß Anna Maude ihn sehen konnte. »Den werde ich morgen nach der Beerdigung benutzen. Ich möchte sehen, wo Felicity wirklich gelebt hat, und ich möchte auch, daß Sie mich begleiten.«
    »Sie brauchen einen Zeugen.«
    »Stimmt.«
    »Okay, schön«, sie trank ihr Glas leer, stellte es ab und schaute flüchtig auf ihre Uhr. »Es ist schon spät«, sagte sie, »wollen Sie hierbleiben oder heimgehen?«
    Dill ließ einige Sekunden verstreichen, bis er ihr antwortete. »Ich denke, ich werd wohl nach Hause gehen.«
    Sie nickte und stand schnell auf, als wollte sie einen scheidenden Gast zur Eile anspornen. Auch Dill erhob sich. Sie stand da und schaute ihn an, mit einem kleinen, amüsierten Lächeln. Er nahm sie in die Arme und küßte sie. Es war ein langer, gieriger Kuß, den keiner von beiden enden lassen wollte. Dills Hände glitten an ihr hinauf und hinab und ertasteten einen bemerkenswerten Körper.
    Kurz bevor sie die Grenze zum sexuellen Gebiet, von dem es kein Zurück mehr geben würde, endgültig überschritten, löste sie Mund und Zunge von seinen Lippen, trat einen Schritt zurück und sagte: »Irgend etwas geht vor sich, nicht wahr?«
    »Du meinst mit uns beiden?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Da passiert etwas, oder es läuft eben nichts. Ich meine etwas anderes, irgendwas ganz Dreckiges und Gemeines.«
    »Ja«, sagte Dill, »genau das denke ich auch.«
    Nachdenklich und ein wenig ratlos, schüttelte sie leicht den Kopf und ging dann mit ihm zur Tür, wo sie sich wieder küßten. Diesmal war es entschiedener, sicherer, vertrauter als vorhin. Fragen wurden gestellt und beantwortet, Bedürfnisse und Neigungen zu verstehen gegeben, leichte Abweichungen gespürt. Als es vorüber war, hatte Dill das Gefühl, daß sie nun mehr voneinander wußten und sogar einander noch lieber mochten. Er lächelte ihr zu und fragte sie, anstatt irgendwelche kleinen Zärtlichkeiten zu murmeln: »Was hat Felicity dir gesagt, woher sie das Geld hätte?«
    Anna Maude

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