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Schutzwall

Schutzwall

Titel: Schutzwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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auf und meinte, kalifornischer Brandy hätte einiges für sich, besonders was den Preis anginge. Oben in ihrem Apartment setzte Dill die Inspektion des großen Druckes von Maxfield Parrish fort, während sie den Brandy holen ging. Als sie mit der Flasche und zwei Ballongläsern zurückkam, war Dill beinahe davon überzeugt, daß die beiden Figuren auf dem Bild Mädchen waren. Er bemerkte auch, das Anna Maude sich umgezogen und wieder den gestreiften, vorn mit einer Kordel zusammengeschnürten Baumwollkaftan trug. Aus der Art, wie sich ihre Brüste unter dem Stoff bewegten, schloß er, daß sie mit Sicherheit nichts weiter darunter anhatte. Er hielt das irgendwie für eine Einladung und fragte sich, ob sie ihm entgegenkommen oder ihn bedauernd abweisen würde.
    Anna Maude setzte sich auf die Couch mit ihrem Bezug in Altweiß, stellte die Gläser auf dem Glastischchen ab und goß ihnen ein. Während sie das tat, nahm Dill sein Scheckbuch heraus, schrieb schnell einen Scheck über fünfhundert Dollar für Anna Maude Singe aus, setzte in die Zeile für den Verwendungszweck »rechtliche Angelegenheiten« ein und schob ihn ihr hinüber.
    Sie las den Scheck, legte ihn behutsam auf den Tisch, blickte ihn kalt an und sagte: »Das war verdammt roh und gefühllos.«
    Er nickte. »Ja, vermutlich.«
    »Dies hier ist nicht mein Büro, das ist der Ort, wo ich lebe – mein Zuhause, wo ich Geselligkeit habe und auch ein Geschlechtsleben, sofern sich da etwas abspielt. Ich dachte, daß der Abend heute eine Bereicherung für beide sein könnte, aber ich muß mich wohl geirrt haben.«
    »Sie nehmen den Scheck an?« sagte Dill.
    Sie zögerte, bevor sie ihm antwortete. »Was soll das, zum Teufel?«
    »Sie nehmen den Scheck an?« wiederholte Dill.
    »Na gut, ja, ich nehme ihn an.«
    »Dann sind Sie also mein Rechtsbeistand – zugegeben, zum Billigtarif –, und falls ich mit dem Gesetz in Schwierigkeiten gerate, sind Sie postwendend da, richtig?«
    »Welche Art Schwierigkeiten?«
    »Das ist schon wieder eine Frage, keine Antwort.«
    »Okay, ich komme postwendend angelaufen. Welche Art Schwierigkeiten?«
    »Als ich in Übersee war –«
    »Im Ausland«, unterbrach sie ihn.
    Er lächelte nicht, »Richtig. Als ich dort war und herumschnüffelte, habe ich eine Art Instinkt entwickelt, ich weiß nicht, wie ich es sonst nennen soll, aber ich habe gelernt, darauf zu vertrauen. Es war eine Art Warnsystem.«
    »Vorahnung«, sagte sie.
    »Okay, also Vorahnung. Aber es hat mir schon einige Male Schwierigkeiten erspart, weil ich mich immer vergewissert habe, daß ich Rückendeckung hatte und eine sichere Rückzugsposition. Jetzt ist es so, daß ich, seit ich zurückgekommen bin, solche schwachen Signale empfange.«
    »Sie sprechen über Felicity und alles übrige?«
    »Zum Teil.«
    Sie nahm einen kleinen Schluck von ihrem Brandy.
    »Sie haben gesagt, Schwierigkeiten mit dem Gesetz.«
    »Allerdings.«
    »Wovon reden wir eigentlich – Komplott, Verschwörung, Paranoia oder wie?«
    »Versuchen wir’s mal mit Paranoia«, sagte Dill.
    »Heute gegen fünf Uhr nachmittags bin ich in mein Hotelzimmer hinaufgegangen. Ein sehr langer, starker Arm legte sich um meinen Hals und nahm mich in einen Würgegriff. Etwa neun Minuten lang war ich bewußtlos. Als ich wieder zu mir kam, waren meine Uhr, meine Brieftasche und das ganze Geld noch immer da.«
    »Und was fehlte?«
    »Die Akte Jake Spivey.«
    »Welche Akte?«
    »Ich arbeite für einen Unterausschuß des Senats. Sie führen eine Untersuchung gegen Spivey durch.«
    »Ihren Freund.«
    »Meinen ältesten.«
    »Weiß er Bescheid?«
    »Na klar.«
    Sie runzelte die Stirn. »Überfallenwerden nennen Sie eine Vorahnung?« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, natürlich tun Sie das nicht. Das war irgendein X-beliebiger, der Ihnen was auf die Nase geben sollte, damit Sie aufwachen.« Ihre Augen wurden weit, nicht sehr, aber gerade weit genug, daß Dill sich entspannte und zur Wahl seines Rechtsbeistands beglückwünschte. Sie spürte es auch, dachte er, aber sie ist sich nicht ganz sicher, worum es geht. Aber das bist du ja eigentlich auch nicht, dachte Dill.
    »Und sonst?« sagte Anna Maude Singe.
    »Und sonst«, wiederholte Dill, griff nach seinem Glas und trank einen Schluck Brandy, wobei er feststellen mußte, daß die kalifornischen Winzer noch einen langen Weg vor sich hatten, um mit ihren französischen Konkurrenten Schritt halten zu können. »Nun ja, das ›was sonst noch‹ bringt noch einen alten Reporter der

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