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Schutzwall

Schutzwall

Titel: Schutzwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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jetzt.« Er sah zu Sid hinüber. »Mr. Dill war damals bei Jasper, Sid.«
    »Keinen blassen Schimmer«, sagte Sid, »wer ist Jasper?«
    »Es ist ein ›Was‹, nicht ein ›Wer‹«, klang die Stimme des Gewichthebers von dem Stuhl herüber, in den er eingezwängt war.
    »Du hast recht, Harley«, sagte Brattle. »Es war tatsächlich ein ›Was‹. Das Weiße Haus zur Amtszeit Fords hat es kurz nach Mr. Nixons unrühmlichem Abgang eingesetzt. Was meinen Sie, wieviel er damals abgeräumt hat, Ben? Ein gutes Fünftel?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Dill, »ich weiß nicht, wie gut er darin war, solche Dinge zu deichseln.«
    »Warum haben sie denn nun dieses Dingsda eigentlich Jasper genannt?« fragte Sid.
    »Soweit ich weiß«, sagte Brattle, »und Ben kann mich berichtigen, falls ich etwas Falsches sage, war Mr. Ford damals, als über einen Generalpardon für Mr. Nixon verhandelt wurde, in höchstem Maße darüber schockiert, daß, um mit seinen Worten zu reden, ›irgendein Jasper sich mit verdammten drei Millionen Dollar aus dem Staub gemacht hat‹. Sie stammten aus dem Topf voller Geld, das damals vom ›Komitee für die Wiederwahl des Präsidenten in Umlauf gesetzt wurde. Schmiergelder.«
    »Klar«, sagte Sid, »daran erinnere ich mich noch. Ich hab mich immer gefragt, wer bei diesem Deal den großen Schnitt gemacht hat.«
    »Also haben sie Jasper eingesetzt«, fuhr Brattle fort, »und sich ein paar Leute herangeholt, Leute von außen, unbelastete Leute wie unseren Ben hier, und haben sie auf die Spur der verschwundenen Beute gesetzt. Alles ganz streng geheim, nicht einmal Langley wußte Bescheid oder das FBI. Tatsächlich standen die selbst auf der Liste der Verdächtigen ganz weit oben. Stimmt’s, Ben?«
    »Stimmt.«
    »Also verbrachten Ben und ein paar andere Patrioten die Jahre der Ford-Administration damit, überall in Europa herumzujagen und nach den Jaspers Ausschau zu halten, die sich mit den drei Millionen verdammten Dollar davongemacht hatten. Sie waren doch fast ein Jahr lang in London, nicht wahr, Ben, und dann fast zwei Jahre in Barcelona?«
    »Ungefähr so lange.«
    »Und was ist eigentlich passiert?« fragte Harley von der Kombüse des Transporters herüber. »Ich hab nie gehört, was dann passiert ist.«
    »Nichts ist passiert, obwohl sie der Sache ziemlich dicht auf den Fersen gewesen sind. Stimmt’s Ben?«
    »Sehr dicht.«
    »Ich möchte glauben, daß Jake und ich eine große Hilfe gewesen sind.«
    »Sie haben geholfen, Clyde.«
    »Aber eben nicht genug.« Brattle seufzte. »Sie waren inzwischen tot – die Jaspers, meine ich. Soweit ich mich entsinnen kann, waren es drei.« Um Bestätigung heischend, blickte er zu Dill auf.
    »Drei«, bestätigte Dill.
    »Zwei Männer und eine Frau. Eine gewagte Kombination, würde ich meinen, zum Scheitern verurteilt.«
    »Wer hat denn nun schließlich das Geld bekommen – die drei Millionen?« fragte Sid.
    Dill sah ihn an. »Die Leute, die sie umgebracht haben.«
    »Oh«, sagte Sid mit einem Blick, in dem sich volles Begreifen spiegelte. »Ja, natürlich, das leuchtet mir ein.« Er nickte, als wäre ihm jetzt alles sonnenklar.
    »Und Ben hier verbrachte drei herrliche Jahre in Europa.« Brattle sah Dill an und lächelte. »Das waren doch gute Jahre, Ben, oder nicht?«
    »Wie Sie sagen, Clyde, sie waren herrlich.«
    Brattle trug ein weißes Polohemd, das seine gebräunte Haut noch dunkler erscheinen ließ. Auf der Hemdtasche fand sich kein Hinweis auf den Hersteller. Dill vermutete, daß Brattle jederzeit Fabelpreise für ein Hemd hinblättern würde, solange es kein Markenzeichen trug. Er langte jetzt in seine Hemdtasche, zog ein goldenes Schweizer Gasfeuerzeug heraus, nahm eine Packung Gauloise vom Tisch und bot sie Dill an, der kopfschüttelnd ablehnte.
    Brattle zündete eine der Zigaretten an, inhalierte genußvoll und blies den Rauch aus. Seine fünfte Zigarette am Tag, dachte Dill, vielleicht auch seine sechste.
    »Sie sind jetzt wie lange bei diesem Unterausschuß – drei Jahre?« fragte Brattle.
    »So ungefähr.«
    »Als Berater.«
    »Richtig.«
    »Springt dabei was raus?«
    »Gerade genug.«
    »Spartanische Gewohnheiten, schlichte Bedürfnisse, stimmt’s?«
    »Absolut.«
    »Sie und der junge Senator Ramirez kommen bei der Arbeit vermutlich ganz gut miteinander zurecht?«
    »Beruht auf warmem, gegenseitigem Respekt.«
    Brattle lächelte über Dills Antwort, aus der er den leichten Sarkasmus herausgehört hatte. »Und dann ist da noch der Berater

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