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Schutzwall

Schutzwall

Titel: Schutzwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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noch selbstsicherer als gewöhnlich.«
    »Sieh mal, er will einen Handel machen, das ist alles.
    Du sagst, er ist bereit, dafür zwei Jahre in den Bau zu gehen. Nun, ich möchte auch einen Handel abschließen, aber ich denk nicht dran, dafür zwei Jahre abzureißen.
    Ich will Immunität. Ich würde also vorschlagen, daß du mal mit deinem Baby-Senator redest und herauszufinden versuchst, wen die Justiz lieber festnageln will – mich oder Brattle. Ich hab das Gefühl, daß er sagen wird: Brattle. Nun, ich kann ihm Brattle auf einem Tablett servieren. Sag ihm das, sieh zu, was er dazu meint. Falls er zustimmt, daß er lieber Brattle als mich am Kanthaken haben will, dann muß ich allerdings anfangen, mir wegen des alten Clyde Sorgen zu machen, weil dann Clyde nämlich versuchen wird – na ja, er wird versuchen, was dagegen zu tun.«
    »Ich muß erst noch das FBI anrufen und ihnen sagen, wo ich Brattle gesehen habe.«
    »Ja«, sagte Spivey, sein Ton klang völlig desinteressiert, »das mach nur.« Er lachte glucksend. »Heißt das, du hast sie noch gar nicht angerufen?«
    »Nein.«
    Spivey kicherte wieder. »Weißt du, was du bist, Pick? Du bist ein sentimentaler Hund.«
    »Mag sein.«
    »Laß mich wissen, was der Senator sagt.«
    »In Ordnung.«
    »Und Sonntag können wir mit dir rechnen?«
    »Klar, Jake«, sagte Dill, »du kannst auf mich rechnen.«
    Nachdem er eingehängt hatte, beschlich Dill das Gefühl, als wäre er während der ganzen letzten Stunde durch ein ödes und weitgehend unbekanntes Gebiet gewandert, in Händen nur eine jener vergilbten Landkarten mit der knappen Eintragung: Hier hausen Ungeheuer.
    Dill wußte, daß die Karte stimmte, er war diesen Weg schon einmal gekommen, trotzdem wollte man nicht glauben, daß sie wirklich existierten – die Ungeheuer.
    Nein, das war falsch, man glaubte schon, daß sie tatsächlich existierten, doch nach fünfzehn Jahren, die man sie beobachtet hatte, über sie geschrieben und sogar ihre Spuren verfolgt hatte, glaubte man inzwischen, sie wären ganz normal, harmlos und gebändigt, ja, sogar stubenrein.
    Aber was wäre denn, wenn sie die Norm sind und du die Abweichung? Dill griff entzückt diesen Gedanken auf. Seine Schlichtheit war zwingend, das darin enthaltene Versprechen der Absolution unwiderstehlich. Er war so tief befriedigt über diesen vom Whisky inspirierten Einfall, daß er den Rest Old Smuggler in ein Glas goß und ihn hinunterstürzte. Dann änderte er die vorher so sorgfältig festgelegte Reihenfolge (ade, kühle, klare Logik!) und rief alle drei Telefonnummern an, unter denen Senator Ramirez angeblich in New Mexico zu erreichen war.
    Später wollte dann der eine oder andere zu bedenken geben, daß Senator Ramirez – wenn er wirklich dort gewesen wäre, wo er vorgegeben hatte zu sein, erreichbar unter einer der drei hinterlassenen Nummern – den Lauf der Dinge vielleicht hätte aufhalten können – oder zumindest einiges davon verhindert hätte. Aber diejenigen, die das behaupteten, waren zumeist berufsmäßige Heckenschützen und Gegner des Senators. Tim Dolans Einwand lautete stets, es wäre völlig belanglos gewesen, wen Dill an jenem Morgen angerufen hatte, da niemand hätte aufhalten können, was dann schließlich so und nicht anders geschehen mußte. Dill stellte nie dergleichen Mutmaßungen an, und er war es, der die drei Anrufe in New Mexico tätigte und stets mit den drei verschiedenen Anrufbeantwortern verbunden wurde, die ihm in zwei Sprachen mitteilten, daß der Senator derzeit nicht erreichbar wäre, jedoch umgehend zurückrufen würde, falls der Anrufer nach dem Pfeifton seinen Namen und seine Telefonnummer hinterlassen wollte. Dill hinterließ dreimal Namen und Telefonnummer und weckte dann Tim Dolan in Washington.
    Nachdem Dill ihn von seinen Gesprächen sowohl mit Jake Spivey als auch mit Clyde Brattle unterrichtet hatte, brach er ab und wartete auf Dolans Reaktion. Dieser durch und durch politische Kopf brauchte nicht lange, um zu einem Entschluß zu gelangen, den Dill längst vorhergesehen hatte.
    »Sie wollen doch, daß beide einander in Stücke hauen, nicht wahr – Spivey und Brattle«, sagte Dolan in befriedigtem Ton, aus dem alle Verschlafenheit gewichen war.
    »Es sieht ganz so aus.«
    »Dann schnappen wir sie uns beide.«
    »Tim«, sagte Dill, »ich glaube nicht, daß du diese beiden Typen richtig verstanden hast.«
    »Was gibt’s da groß zu verstehen? Die hacken sich beide in Stücke, und wir überreichen sie auf Toast

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