Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schutzwall

Schutzwall

Titel: Schutzwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
Vom Netzwerk:
das am besten gleich.«
    »Ja, Sir«, sagte Colder, machte auf dem Absatz kehrt und lief eilends davon, zeigte auf den einen oder anderen Polizisten und rief wieder andere zu sich heran. Es war, soweit Dill sich erinnern konnte, das erste Mal, daß er Colder »Sir« zu Strucker sagen gehört hatte.
    Der Chef der Kriminalabteilung zog eine Zigarre aus seiner Innentasche und streifte langsam die zellophanähnliche Plastikumhüllung ab, ohne dabei seine Augen vom Körper des toten Corcoran abzuwenden. Er zerknüllte das Zellophan zu einer kleinen Kugel und schnippte sie weg. Noch immer auf Corcoran hinabstarrend, biß er das eine Ende der Zigarre ab, spuckte es aus und zündete sie mit einem Wegwerffeuerzeug an.
    »Sie kannten ihn, wie – Corcoran«, sagte Strucker, der noch immer auf den toten Mann niedersah.
    »Er sagte, er wäre früher mit meiner Schwester gegangen.«
    »Das stimmt«, sagte Strucker, der seinen Blick schließlich Dill zuwandte. »So war’s.«
    »Er sagte, er wäre ein ehemaliger Cop.«
    »Das war er. Auch ganz und gar kein schlechter, obwohl er als Verteidiger noch um einiges besser gewesen ist. Hat er gesagt, was er gegenwärtig machte?«
    »Er behauptete, Privatdetektiv zu sein«, sagte Dill, »ein Mann, der andere einschüchtert, wie er es nannte.«
    Strucker lächelte ein kleines, verkniffenes Lächeln.
    »Auch darin war er nicht schlecht, obwohl er im Football besser war als in sonst irgendwas. Er kam also einfach so an und stellte sich Ihnen vor – im Hotel, oder wo?«
    »Richtig.«
    »Worüber haben Sie sich unterhalten?«
    »Über meine Schwester, worüber wohl sonst!«
    »Hat er Ihnen auch erzählt, daß sie ihn urplötzlich fallengelassen hat?«
    »Ja.«
    »Hat er deswegen noch immer vor Wut geschäumt?«
    »Er schien eher resigniert als sonst irgend etwas – resigniert und traurig, natürlich.«
    Strucker wandte sich zu Anna Maude Singe. »Sie haben ihn doch auch gekannt, nicht wahr, Miss Singe?«
    »Ja, ziemlich gut.«
    »Was ist hier passiert – ich meine, vor einigen Minuten?«
    »Ich bin mir nicht absolut sicher.«
    Strucker zog paffend an seiner Zigarre, stieß Rauch in die Luft und wedelte ihn aus Anna Maudes Richtung. Er nickte ihr ermutigend zu. »Erzählen Sie mir einfach, was Sie gesehen haben und woran Sie sich erinnern können.«
    Sie runzelte die Stirn. »Ja, also, Clay kam zu uns und meinte, es wäre ja eine ganz schöne Beerdigung gewesen und alles wäre doch ganz reibungslos und glatt abgelaufen. Mr. Dill stimmte ihm zu, und dann sagte Clay noch, er hätte sich ein bißchen umgesehen, oder vielleicht auch, er hätte herumgestöbert und müßte Mr. Dill noch etwas fragen. Aber dann, ja, dann hat er vermutlich irgend etwas hinter uns gesehen – hinter Mr. Dill und mir –, denn danach geschah dann alles ganz furchtbar schnell. Er stieß Mr. Dill an –«
    Dill unterbrach sie. »Er checkte mich mit der Hüfte.«
    Strucker nickte und lächelte Anna Maude weiter ermutigend zu.
    »Dann schoß sein Arm vor – so«, sagte sie und deutete an, wie Corcorans Arm vorgeschnellt war, »und dann weiß ich nur noch, daß ich flach auf dem Rücken gelegen habe.«
    »An der Kleidung gepackt und umgerissen?« fragte Strucker.
    »Ja, offenbar.«
    »Dann hörte ich den Schuß«, fuhr Anna Maude Singe fort, »und dann schaute ich hoch und sah Clay, nur daß er inzwischen sein eines Knie unten hatte, daß er kniete, und dann war sein Hosenbein oben und eine kleine Pistole in seiner Hand. Aber er ließ die Pistole fallen, und seine Hände fuhren hoch zu seiner Kehle, und als er sie wegnahm, waren sie ganz blutig. Danach beschloß er, sich einfach hinzulegen, jedenfalls sah es ganz so aus. Er legte sich nieder, und seine Knie gingen hoch zu seiner Brust, und er – er rollte sich einfach zusammen und starb.«
    Sie mußte wegsehen. »Mit Ihnen alles in Ordnung?« fragte Strucker.
    Sie nickte. »Ja, soweit in Ordnung.«
    Strucker wandte sich zu Dill. »Und was haben Sie gesehen?«
    »Genau dasselbe – nur daß ich noch eine Hand gesehen habe, die genau da drüben eine Pistole durch die Hecke geschoben hat.« Dill zeigte zu der Stelle hinüber, wo ein Grüppchen Polizisten auf Händen und Knien in ihren Galauniformen nahe dem Punkt in der Ligusterhecke, auf den Dill gezeigt hatte, den Rasen des Friedhofs sorgfältig absuchten. Er vermutete, daß sie eine Patronenhülse zu finden hofften.
    Strucker sah ihnen eine Weile zu und schüttelte dann bekümmert den Kopf. »Sehen Sie mal

Weitere Kostenlose Bücher