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Schwaben-Filz

Schwaben-Filz

Titel: Schwaben-Filz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Frau. Sie hielt ihre Hand vor die Brust, atmete tief durch.
    Braig musterte die beiden, bemerkte die Erleichterung in ihren Mienen. Nein, die hatten offensichtlich keinen Grund, sich vor Polizeibeamten davonzustehlen. »Natürlich sind wir von der Polizei«, schimpfte Braig. »Und Sie, was ist mit Ihnen? Was treiben Sie hier mitten in der Nacht?«
    Der Mann hielt sich die Hand vors Gesicht, versuchte, sich vor dem intensiven Licht zu schützen. »Wenn Sie die Lampen vielleicht etwas niedriger halten könnten«, bat er mit leichtem Zittern in der Stimme, »wir hauen schon nicht ab. Wir sind erschrocken genug. Mein Gott, dass Sie aber auch gleich um sich ballern müssen …«
    »Was wollen Sie hier?«, wiederholte Braig. »Mitten in der Nacht? Irgendwelche Pflanzen stehlen?«
    »Stehlen?« Die Frau ließ ein verkrampftes Lachen hören. »Wir wollten doch nichts stehlen! Was denn überhaupt?«
    »Was weiß ich. Ruppich«, sagte Braig. »Waren Sie mit dem unterwegs?«
    »Mit wem bitte?« Die Frau schielte mit verkniffenen Augen in den Lichtkegel.
    »Ruppich.«
    »Wer soll das sein?« Die beiden starrten ihm ahnungslos entgegen.
    »Der, den wir hier suchen«, sagte er.
    »Ich kenne keinen Ruppich«, erklärte die Frau. »Du, Jojo?«
    Der Mann schüttelte den Kopf.
    »Was wollten Sie dann hier?«
    »Mein Gott, heute Nacht ist es so warm …« Die Frau kam ins Stottern.
    »Wie im Frühling oder gar im Sommer«, ergänzte ihr Begleiter. »Spüren Sie das nicht?«
    »Ja, schon«, gab Braig zu.
    »Hm, da riefen uns Tanja und Kevin an und fragten, ob wir nicht …«
    »Was?«
    »Menschenskind, es ist Anfang November. Vielleicht die letzte warme Nacht in diesem Jahr.«
    »Ja, und? Was wollten Sie?«
    »Begreifen Sie denn nicht? Gemeinsam in die Pilze …«
    Braigs Handy vibrierte. Der Mann brach mitten im Satz ab.
    Braig trat einen Schritt zurück, bat um Ruhe.
    »Wir haben die beiden«, erklärte Neundorf, unüberhörbar außer Atem. Sie kämpfte um Luft. »Wir sind auf der anderen Seite der Körsch, haben sie durchs Wasser verfolgt. Was ist bei dir?«
    »Ruppich?«, fragte er.
    »Quatsch, Ruppich. Ein junges Paar. Studenten. Angeblich wollten sie sich mit einem anderen Pärchen im Park treffen. Vögeln im Freien, weil es so warm ist.«
    »Mit einem anderen Pärchen?«, fragte Braig. Im gleichen Moment war ihm alles klar. »Tanja und Kevin, ja?«
    »So heißen sie, genau«, bestätigte Neundorf, »und von Ruppich wieder mal keine Spur. Sie wohnen im Haus seiner Schwester, wussten natürlich nichts von unserer Überwa…« Sie verstummte mitten im Wort, schien sich von ihrem Handy abzuwenden. Braig glaubte eine Stimme im Hintergrund zu hören.
    »Was ist los?«, erkundigte er sich.
    Plötzlich hatte er Neundorfs Stimme wieder am Ohr.
    »Eine Leiche?«, fragte sie aufgeregt.
    »Was ist mit einer Leiche?« Er hörte Schritte und das Knacken von Ästen, dann das laute Rufen seiner Kollegin.
    »Oh, verdammte Scheiße, da liegt tatsächlich eine Leiche! Der Kollege hat sie zufällig unter einem riesigen Berg von Ästen und Laub entdeckt. Eine männliche Leiche.«
    »Wo ist das?«
    »Unterhalb des Botanischen Gartens in diesen Sträuchern. Nicht weit über der Straße.«
    »Henfle?«
    »Woher soll ich das wissen? Glaubst du, der kann noch sprechen?«

34. Kapitel
    Zwanzig nach sieben, nur wenige Minuten vor dem Läuten des Weckers, holte der Signalton seines Telefons Braig zum zweiten Mal an diesem Morgen aus dem Schlaf. Sie hatten sich bei den beiden jungen Paaren entschuldigt, sich kurz darauf am Fundort der Leiche unten im Tal getroffen. Ob es sich um Henfle handelte, war nicht zu erkennen gewesen, der Mörder hatte sein Opfer zu tief im Gestrüpp versteckt.
    »Wir müssen erst die Spurensicherer ihre Arbeit machen lassen, bevor wir den Toten aus dem Unterholz holen«, hatte Neundorf erklärt, »das kann dauern. Geh du nach Hause und leg dich noch mal hin. Ich bleibe hier.«
    Widerstrebend war Braig ihrem Vorschlag gefolgt, das Versprechen im Ohr, ihn sofort nach der Identifizierung der Leiche über das Ergebnis zu unterrichten.
    Jetzt aber kam es ihm vor, als habe die Nacht erst begonnen. Müde drehte er sich zur Seite, nahm das Gespräch an.
    »Tut mir leid«, gähnte Neundorf, »aber ich bin gerade dabei, mich noch einmal für zwei oder drei Stunden aufs Ohr zu legen. Ich wollte nicht, dass du es als Letzter erfährst.«
    »Um was geht es?«
    »Die Leiche.«
    »Ach so, na klar. Ihr habt sie identifiziert?«
    »Es dauerte seine

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