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Schwaben-Filz

Schwaben-Filz

Titel: Schwaben-Filz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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beruhigt: Mörder fanden wir keine. Dafür aber erstaunlich kreative Leute mit verblüffend guten Ideen für neue Betriebskonzepte und Arbeitsplätze.«
    Sie dachte an Kerstin Svedholm, eine bildhübsche, junge Frau, die sie im letzten Jahr kennen gelernt hatte. Auf der Suche nach dem Mörder eines Maultaschenfabrikanten war sie gemeinsam mit ihrem Kollegen Braig der schwedischen Studentin begegnet. Kerstin Svedholm hatte im Rahmen ihres Betriebswirtschaftsstudiums an der ESB mit einer Kommilitonin einen unglaublich cleveren Plan zur Rettung des kleinen Teigwarenbetriebs entwickelt und ihn im Einvernehmen mit dem Besitzer in die Tat umgesetzt. Das Konzept war genial. Es umfasste die Herstellung und Geschmacksrichtung der Produkte wie deren Bewerbung.
Fitterlings Liebestäschle
, Neundorf erinnerte sich noch gut daran. Die von den beiden Studentinnen ausgearbeitete Strategie hatte die in sie gesetzten Hoffnungen bei Weitem übertroffen. Innerhalb weniger Wochen war es gelungen, den stagnierenden Verkauf der Maultaschen deutlich in die Höhe zu katapultieren und die Übernahme der kleinen Fabrik durch einen fremden Konzern zu verhindern. Die an der ESB geschulten, jungen Frauen hatten so im Rahmen ihres Studiums weit über dreißig Arbeitsplätze in einem strukturschwachen Gebiet auf der Alb gerettet.
    Dass diese segensreiche Wirkung der betriebswirtschaftlichen Fakultät der Reutlinger Hochschule kein Einzelfall war, hatte Neundorf bereits während einer anderen Ermittlung gelernt. An der ESB tätige Wissenschaftler hatten einer unter fehlenden Aufträgen leidenden, mittelständischen Firma ein neues, sämtliche Beschäftigten betreffendes Arbeitszeit- und Lohnmodell auf den Leib geschneidert. Trotz vieler Widerstände war das Programm realisiert worden. Auf diese Weise war es gelungen, mehrere hundert Arbeitsplätze langfristig zu erhalten.
    Der Ruf der ESB Business School der Hochschule Reutlingen war, wie Neundorf wusste, nicht allein deswegen legendär. Dass die Stadt eine der weltweit führenden betriebswirtschaftlichen Fakultäten, ein Juwel wissenschaftlicher Forschung und Lehre, beherbergte, die in sämtlichen Rankings stets aufs Neue Spitzenplätze belegte, war längst auch in Übersee bekannt, man musste sich nur die Gesichter und die Namen der an der ESB eingeschriebenen Studentinnen und Studenten ansehen, um das zu verstehen. Die Mehrzahl internationaler Auszeichnungen und Preise war in den vergangenen Jahrzehnten in aufsehenerregender Regelmäßigkeit nicht den betriebswirtschaftlichen Fakultäten in Hamburg, Köln oder Berlin, sondern der ESB an der staatlichen Hochschule Reutlingen zuteil geworden. Die Reutlinger Denkfabrik profitierte in besonderem Maße von ihrer Zusammenarbeit mit Hochschulpartnern in vielen Ländern der Welt sowie ihrer intensiv gepflegten Ausbildungskooperation mit unzähligen international tätigen Firmen. Dass sich diese Bemühungen auch in einem stetig wachsenden Zustrom studierwilliger, junger Menschen aus aller Herren Länder niederschlug, hatte Neundorf bei jedem ihrer Besuche der Hochschule selbst bemerkt.
    »Sie haben Betriebswirtschaft studiert?«, fragte sie.
    »Ich bin promovierter Ökonom, ja. Meine Jahre als Dozent an der ESB waren mit Abstand die schönste Zeit in meinem Leben. Junge, wissbegierige Leute aus allen Teilen der Welt als Gesprächspartner, Diskussionen mit Experten aus sämtlichen Kontinenten, ich habe Woche für Woche genossen. Aber dann erhielt ich vor vier Jahren ein verlockendes Angebot für eine Tätigkeit beim Umweltbundesamt. Die Sache klang faszinierend: Vier Jahre konzentrierte Arbeit in einem Team ausgewählter Spezialisten an einem konkreten Projekt.
Möglichkeiten der Optimierung des Bahnverkehrs in Deutschland
. Bahnexperten, Ingenieure, Verkehrswissenschaftler, Ökologen, Volks- und Betriebswirte, darunter etliche Koryphäen der jeweiligen Fachrichtung und dazu eine Aufgabe, die nach der Ausarbeitung in die Realität umgesetzt werden sollte – so etwas hatte ich mir schon immer gewünscht. Meine Frau, sie ist Ingenieurin, hatte kurz zuvor eine Stelle beim Eisenbahnbundesamt angetreten, das traf sich wunderbar. Ich überlegte nicht lange und sagte zu.«
    »Aber der Job entsprach nicht Ihren Erwartungen«, meinte Neundorf.
    »Im Gegenteil. Die Arbeit war ein einziger Traum. Wie können wir mit dem Einsatz von möglichst wenig Geld – der Staat als Finanzier der Infrastruktur ist ja ziemlich klamm – die Transportkapazität dennoch deutlich

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