Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwaben-Filz

Schwaben-Filz

Titel: Schwaben-Filz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
Vom Netzwerk:
gewesen, große Salatteller aufzutragen. Braig hatte die zünftige Einrichtung des kleinen Raumes mit seiner großen Eckbank und dem von einer hölzernen Säule flankierten, von einem Kunstmaler gefertigten Junge-Mädchen-Porträt der früheren Wirtin bewundert, war dann mit dem Gastgeber ins Gespräch gekommen. Ja, die Anwesenheit Rolf Grobes am Vorabend hatte der Wirt bestätigen können, auch die Tatsache, dass sich der Mann mit einem Freund oder Bekannten hier getroffen und ausgiebig diniert hatte. Wann genau Grobe die Weinstube verlassen und wohin er anschließend gegangen war, hatte er nicht sagen können. Er war sich aber absolut sicher, dass der Bekannte Grobes die Gaststube weiter mit seiner Anwesenheit beehrt hatte, jetzt allerdings in Gesellschaft eines anderen Mannes und mehrerer sehr attraktiver, junger Frauen. Dass Grobe das Lokal in leicht angeheitertem Zustand verlassen hatte, war nicht zu übersehen gewesen. Das sei aber kein größeres Problem, hatte der Wirt erklärt, schließlich befinde sich die Stadtbahn-Haltestelle Bihlplatz, von der fast alle Stadtteile Stuttgarts in kurzer Zeit zu erreichen waren, fast unmittelbar vor der Haustür.
    Er hatte sich bei dem Wirt für dessen Auskunftsbereitschaft bedankt und ihm versprochen, sein Lokal in den nächsten Wochen gemeinsam mit Ann-Katrin zu besuchen, war dann mit der U14 direkt nach Hause gefahren. Die Lage der Weinstube war wirklich optimal: Obwohl in einem völlig anderen Stadtteil Stuttgarts gelegen, war sie für ihn ohne Umsteigen in weniger als einer viertel Stunde direkt zu erreichen.
    Zu Hause war er auf eine ausgelassen das Abendessen zelebrierende Gesellschaft gestoßen. Schon beim Öffnen der Haustür hatte er die fröhlichen Stimmen seiner Mutter und Dr. Genkingers vernommen. Beide schienen nicht nur dem Essen, sondern vor allem dem Wein bereits reichlich zugesprochen zu haben. Sie hatte Lammbraten mit Rosmarinkartoffeln, geschmorte Artischocken und eine Mangold-Käse-Pastete zubereitet, alles in einer solchen Menge, dass sie sich noch mehrere Tage daran erfreuen konnten. Natürlich musste Braig auch noch vom Nachtisch, pochierten Birnen in Rotwein, mit Mascarpone serviert probieren.
    Abgekämpft und müde war er kurz vor Mitternacht ins Bett gefallen.
    Und jetzt am frühen Morgen diese Nachricht!
    Braig hörte das Telefon läuten, nahm ab. Die aufgeregte Stimme des Kollegen aus Heslach war in der Leitung.
    »So ein verdammter Mist!«, schimpfte der Mann. »So eine elende Scheiße!«
    »Was ist los?«, rief er mit lauter Stimme, als könne es ihm so gelingen, das Gejammer des Beamten zu übertönen. »Waren Sie im Haus?«
    »Ich weiß nicht, wie das passieren konnte, ich habe wirklich keine Ahnung.«
    »Was ist mit Robel? Ist er immer noch verschwunden? Jetzt kommen Sie doch endlich zur Sache!«
    »Robel«, jammerte der Beamte. »Robel. Er ist tot.«
    »Wie bitte?« Braigs Stimme drohte sich zu überschlagen. »Wie kommen Sie …«
    »Wir haben ihn gefunden. Seine Leiche liegt im Keller. Er ist es. Seine Frau hat ihn …« Er verstummte, hatte Mühe, die passenden Worte zu finden. »Sie war direkt hinter mir, als ich ihn fand. Ich konnte doch nicht ahnen, dass er da im Keller auf dem Boden liegt. Sie war kaum zu beruhigen, wollte sich auf ihn stürzen. Ich konnte sie nur mit Mühe und Not davon abhalten. Die Spurensicherer werden toben. Aber es ging nicht anders. Die Frau aus dem Keller zu schaffen, war fast nicht möglich. Jetzt liegt sie oben auf dem Sofa und heult. Ihren Arzt habe ich verständigt. Er will gleich vorbeikommen. Kümmern Sie sich um die Untersuchung?«

15. Kapitel
    Wenige Minuten nach ihrem Gespräch mit Dr. Welser und deren Angestellten hatte Neundorf telefonisch Verbindung mit Hellner aufgenommen und ihm erklärt, dass sie ihn umgehend unter vier Augen zu sprechen wünsche. So sehr sie angesichts der relativ schnellen Identifizierung der Ermordeten Erleichterung spürte, der Bericht über Hellners Behandlung durch Dr. Kleemann und die Beschreibung des aggressiven Verhaltens des Mannes hatten sie auf der Stelle elektrisiert. Das konnte doch kein Zufall sein! Warum hatte Hellner diesen Tatbestand verschwiegen und darauf bestanden, die Frau nicht zu kennen?
    »Mein Gott, was ist denn jetzt schon wieder?« Der Seufzer des Mannes war nicht zu überhören gewesen.
    »Ich muss sofort mit Ihnen sprechen. Wo finde ich Sie?«
    »Wo wohl? Da, wo Sie mich gestern schon schikaniert haben.«
    »In Ihrem Haus in Reutlingen?«
    »Den

Weitere Kostenlose Bücher