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Schwaben-Filz

Schwaben-Filz

Titel: Schwaben-Filz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Dort wollte er eine Zeit bleiben. Aber jedes Mal, wenn ich anrufe, ist er nicht da.«
    »Sie haben ihn nicht irgendwo versteckt?«
    Stein rümpfte die Nase. »Versteckt? Warum soll ich Markus verstecken? Er ist aus dem Bau, oder? Legal, meine ich, ganz korrekt. Warum soll ich ihn verstecken?«
    Braig hatte fast jeden Zweifel daran aufgegeben, dass der Mann die Wahrheit sagte. Alles an ihm wirkte echt, authentisch, Vertrauen erweckend. Oder ließ er sich von der äußeren, so gemütlich wirkenden Fassade täuschen? Buddha, der Friedfertige? Er musterte ihn sekundenlang, glaubte es nicht. »Ruppich kam vor wenigen Wochen aus dem Bau. Danach hat er zwei Menschen getötet.«
    Stein warf ihm einen misstrauischen Blick zu. »Markus?« Er schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Rolf Grobe und Gerald Robel. Sie haben die Namen schon gehört?«
    Braig sah genau, wie sein Gegenüber erbleichte. »Grobe und Robel?«, fragte Stein mit gedämpfter Stimme.
    Der Kommissar nickte.
    »Und die beiden wurden …«
    »Genau wie Ruppich es im Gefängnis angekündigt hatte. Einer nach dem anderen.«
    »Die Schweine haben es verdient. Die sind schuld, dass Markus in den Bau musste. Die haben sein Leben zerstört.«
    »Das war er selbst«, widersprach Braig. »Er wollte dem Mädchen in der Hütte Gewalt antun.«
    Steins Gesicht lief rot an. Er schnappte nach Luft, dann platzte es aus ihm heraus. »Aber doch nur, weil die beiden Schweine ihn dazu angestiftet haben«, keuchte er erbost. »Was glaubst du, wie oft wir im Bau darüber geredet haben. Das war keine Lüge, er hat es mir genau erzählt, weil er ein total schlechtes Gewissen deswegen hat. Hundert Mal, tausend Mal. Die füllten ihn mit Alkohol ab, weil sie genau wussten, dass er nur wenig verträgt, und dann laberten sie ihn voll. Das sei eine Nutte, erklärten sie ihm den ganzen Abend, die bekomme ihr Geld nur, wenn sie die entsprechende Dienstleistung erbringt. Und dann, als sie ihn endlich soweit hatten, filmten sie alles durch den Türspalt. Die hatten darauf gewartet, um ihn aufzunehmen und sich später daran zu ergötzen. Die hielten ihre Handys in den Spalt und nahmen alles auf. Markus wollte es nicht. Er wusste nicht, dass das Mädchen keine Nutte war«. Stein verstummte, schnappte nach Luft. »Grobe und Robel wurden gekillt? Die haben es verdient, diese widerlichen Schweine. Aber dass Markus sich dazu hat hinreißen lassen? Vielleicht hätte ich runterfahren sollen und ihn sofort in Empfang nehmen und zu mir holen, als er aus dem Bau kam. Dann wäre es nicht soweit gekommen. Ich hätte hier einen Job für ihn gefunden, ganz bestimmt.«

22. Kapitel
    Linksradikale überfallen Afghanistan-Soldaten in der Heimat
. Die zentrale Überschrift in fast allen Zeitungen war nicht zu übersehen, als Braig am Montagmorgen im Amt eintraf. Er blieb kurz stehen, griff sich eines der Blätter, erkannte die beiden Männer auf dem großen Foto, noch bevor er den Text unter dem Bild gelesen hatte.
Die erfolgreichen Ermittler Staatsanwalt Söderhofer und Kriminalkommissar Grinsekäser bei der Bekanntgabe ihrer Ergebnisse
.
    Das ging aber schnell, überlegte er, die Ausführungen des Journalisten überfliegend. Der Anschlag auf den von seinem Afghanistan-Einsatz zurückgekehrten Holger Deimel sei von langer Hand vorbereitet und als Resultat ausgeklügelter Strategien durchgeführt worden. Die großartige Friedensmission der Bundeswehr sollte ganz bewusst dort getroffen werden, wo niemand damit rechnete. In der Heimat, wohin sich der junge Mann nach unzähligen hochgefährlichen Auseinandersetzungen und hinterhältigen Attacken zum Zweck der Erholung für wenige Wochen zurückgezogen hatte. Ein primitiver Sabotageakt ganz in der Manier der afghanischen Taliban hatte ihn jetzt außer Gefecht gesetzt. Es sei ein wahres Wunder, dass er bei dem Anschlag nicht getötet, sondern nur schwer verwundet worden war. Nur irrsinnig großem Glück sei es zu verdanken, dass die schwere Maschine ihn zwar unter sich begraben, nicht aber völlig zerquetscht hatte. Dies sei aber garantiert das Ziel der feigen Attentäter gewesen. Mit großem Dank müsse man daher konstatieren, dass ihnen das nicht gelungen sei.
    Braig las Abschnitt um Abschnitt, suchte vergeblich nach dem Namen des oder der Täter. Erst am Schluss wurde beiläufig erwähnt, dass die erfolgreichen Ermittler bewusst davon abgesehen hatten, die Identität der Tat-Verantwortlichen zu veröffentlichen, weil die entsprechenden Personen seit Tagen unter

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