Schwaben-Freunde: Kommissar Braigs 16. Fall (Schwaben-Krimi) (German Edition)
verbiete oder gar den Abriss eines bereits in seinen Grundmauern errichteten Hauses anordne. Aber das können Sie doch nicht …«
»Doch. Das kann ich.«
Harttvaller musterte ihn erschrocken. »Sie glauben, einer von denen hat meine Elena entführt?«
»Keine Ahnung. Aber ich benötige die Namen und Adressen der Personen, die Ihnen Probleme bereitet haben und die genauen Ursachen dafür. Jetzt sofort!«
8. Kapitel
Ann-Sophie hatte das Tier als Erste entdeckt. »Ein Wolf, ein Wolf«, hatte sie laut gerufen und auf die Wiese am Rand des Waldes gezeigt. Aufgeregt war sie hin und her gesprungen, hatte dann mit einem besorgten: »Tut der beißen?« die Hand ihres Vaters ergriffen und an seiner Seite Zuflucht gesucht.
»Ein Wolf? Nein, bei uns gibt es keine Wölfe.« Kopfschüttelnd hatte Steffen Braig seine Tochter auf die Arme genommen und an seine Brust gedrückt, dann gemeinsam mit ihr und seiner Partnerin in die Richtung des vermeintlichen Raubtiers gespäht. Sie waren an diesem sonnigen Spätherbstsamstag von Endersbach aus zu einer kleinen Wanderung auf die Höhen über dem Remstal aufgebrochen, hatten die Bundesstraße am Rand Schwaikheims erreicht.
Der Fuchs war gut auszumachen. Sein rötlich-braunes Fell hatte sich deutlich vom ausgebleichten Gras der Wiese abgehoben. Den Kopf weit vorgereckt war der Vierbeiner unweit des Straßenrandes unruhig auf und ab getigert, nach einem unbekannten Objekt auf der anderen Seite der Fahrbahn spähend.
»Das ist ein Fuchs, oder?«, hatte Ann-Katrin Räuber spekuliert.
Braig hatte zustimmend genickt. »Ich frage mich nur, warum er sich so seltsam verhält. Irgendetwas passt ihm nicht. Er läuft ganz aufgeregt hin und her.«
»Er tut wirklich nicht beißen?«
»Wirklich nicht, nein. Du brauchst keine Angst zu haben«, hatte Braig seine Tochter zu beruhigen versucht.
»Ich glaube, der will über die Straße.«
Die Worte seiner Partnerin im Ohr, hatte er die dicht befahrene, vierspurige Bundesstraße betrachtet. »Da hat er wohl keine Chance, heil rüberzukommen«, sagte er.
Erst nach einer Weile war es ihnen gelungen, ihre Tochter vom Anblick des unstet hin und her eilenden Tieres zu lösen und die Brücke über die Bundesstraße in Angriff zu nehmen. Sie hatten die andere Seite beinahe erreicht, als sie die Ursache der Unruhe des Fuchses bemerkten. Braig hätte Ann-Sophie den Anblick des toten Tieres gern erspart, das Kind war ihm jedoch zuvorgekommen.
»Papa, Papa. Da ist noch so ein Tier«, hatte sie aufgeregt gerufen. »Warum tut es nicht laufen?«
»Dem geht es nicht gut.« Braigs schnelle Antwort hatte nur zusätzliche Neugier provoziert.
»Warum geht es ihm nicht gut?«
»Weil es tot ist«, hatte Ann-Katrin Räuber erklärt.
»Geht es ihm bald wieder besser?«
»Nein, dem geht es nie mehr besser.«
»Warum bewegt es sich nicht?«
»Ich nehme an, es wurde von einem Auto überfahren.«
»Warum?«
»Wahrscheinlich wollte es über die Straße zu seinem Gefährten. Das sind wohl Mann und Frau.«
»Mann und Frau?«
»Ja. Das eine Tier ist die Frau Fuchs und das andere der Herr Fuchs.«
»Wer ist die Frau und wer der Mann?«
»Ich weiß es nicht. Das kann ich nicht erkennen. Die sind zu weit weg.«
»Aber wenn die zusammen sein wollen, warum wird das eine dann überfahren?«
Weder Braig noch seine Partnerin hatten zu einer schnellen Antwort gefunden. Ann-Katrin Räuber hatte leise gestöhnt, war ihrer Tochter dann zärtlich über die Haare gefahren. »Das ist halt so, Kind.«
»Warum ist das so?«
»Warum? Du fragst vielleicht Sachen! Ich weiß es nicht.«
»Und Papa? Weißt du es?«
»Nein, ich weiß es auch nicht«, hatte Braig kopfschüttelnd geäußert.
»Wenn es dem einen Fuchs aber nie mehr gut geht, bleibt der andere dann ganz allein?«
»Vielleicht haben sie Kinder, dann ist er nicht allein.«
»Kinder? Wo sind die? Warum kann ich die nicht sehen?«
»Wahrscheinlich sind die schon älter. Die sind schon von zu Hause ausgezogen. Das ist so wie bei den Menschen, weißt du. Wenn die Kinder älter werden, ziehen sie aus.«
»Aber wenn die schon ausgezogen sind, dann ist der Fuchs jetzt doch allein.«
»Na ja, das kann schon sein.«
»Warum ist er allein? Will er wirklich allein sein?«
»Nein, das glaube ich nicht.«
»Aber warum ist der dann jetzt allein, wenn er das nicht will? Der will doch über die Straße zu dem anderen, dem es schlecht geht. Das hast du doch selbst gesagt.«
Die Szene war Braig nicht aus dem Gedächtnis
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