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Schwaben-Gier

Schwaben-Gier

Titel: Schwaben-Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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und dem Chef. Der Hans und ich in der Produktion und dann noch die Monika im Verkauf.«
    »Sie mögen Ihre Chefin, ja?«
    Der Arbeiter musste nicht lange überlegen, eine Antwort zu finden. »I wüßt net oin Grund, der dagege spricht.«
    »Aber es gibt sicher Leute, die da anderer Auffassung sind«, sagte Neundorf.
    »Anderer Auffassung?«
    »Die Frau Kindler nicht leiden können. Vielleicht sogar Streit mit ihr haben. Heftigen Streit.« Sie schaute den Mann erwartungsvoll an.
    »Mit unserer Chefin? Den müsset se erseht noch backe, der mit ihr streite wollt. I wüßt koin.«

4. Kapitel
    Braig und Neundorf wussten nicht, was sie von den Aussagen Herbert Luithardts, des Angestellten Kindlers, halten sollten. Das helle Licht, in das er seine Chefin tauchte, konnte nicht allen Facetten ihrer Person gerecht werden – die bisher noch nicht rekonstruierten Ereignisse der vergangenen Nacht zeigten das nur allzu deutlich. Und dass die Frau aus reinem Zufall Opfer eines brutalen Raubüberfalls geworden war, schlossen beide Ermittler angesichts der Vielzahl und Intensität der ihr zugefügten Verletzungen aus. Sie mussten das persönliche Umfeld der Ermordeten näher untersuchen, ihre letzten Stunden überprüfen.
    »Frau Kindler ist für den Verkauf zuständig«, wiederholte Neundorf deshalb, nachdem sie den Namen und die Anschrift des Arbeiters notiert hatten, »können Sie uns erklären, wo wir die Adressen ihrer Kunden finden können?«
    Luithardt schien die Frage nicht zu verstehen. »Woher soll i des wisse? I bin in der Produktion beschäftigt.«
    »Aber Sie wissen doch in etwa, an wen die Nudeln verkauft werden. Geschäfte, Privatkunden …«
    »Wirtschafte«, ergänzte der Mann, jetzt endlich begreifend, »vor allem Wirtschafte. Das isch der Verdienst unserer Chefin.«
    »Lokale? Wo befinden sich die? Hier in der Umgebung?«
    »Uberall. In Stuttgart, in Ludwigsburg, in Esslingen und Reutlingen, auf der Schwäbischen Alb, im Schwäbischen Wald und im Schwarzwald. Von hier bis nach Thailand.«
    »Wie? Bis nach Thailand?«, fragte Neundorf. Sie sah das triumphierende Strahlen in Luithardts Miene, bemerkte den Stolz auf seinem Gesicht.
    »Thailand«, bestätigte er, »genau! Seit drei oder vier Jahre belieferet mir a ganze Reihe deutscher Hotels und Wirtschafte dort. Damit die Urlauber was Gescheits zu esse hent, wie die Chefin sagt. Und des Gschäft läuft immer besser.«
    »Wie kam das zustande? Ich meine, das ist doch außergewöhnlich, dass eine so kleine Firma wie Ihre so weit liefert?«
    Der Mann warf ihr einen ratlosen Blick zu. »Des hat unsere Chefin eigfädelt. Fraget Sie die Monika, vielleicht weiß die Bescheid.« Er nannte ihnen die Adresse von Monika Heller, wies darauf hin, dass sie nur etwa hundert Meter weiter Dorf einwärts in der Tordis-Hoffmann-Straße wohnte. »Die hat heut frei, sie schafft nur drei Däg in der Woch. Aber sie isch bestimmt daheim, sie hat zwei kleine Kinder.«
    »Frau Heller begleitet Ihre Chefin auf den Verkaufstouren?«
    »Noi, die betreibt unsere Ständ uf de Wochemärkt. Mir hent viele Stammkunde dort.«
    Braig und Neundorf bedankten sich für seine Auskunft, erfuhren, dass der dritte Angestellte der Firma, Hans Decker, wegen einer Mandeloperation im Krankenhaus lag.
    »Seit letztem Mittwoch«, erklärte Luithardt, »am Freitag wolltet se ihn entlasse, aber no gab’s Komplikatione. Überraschende Blutunge, darum liegt er immer noch drin.«
    Sie hörten das Geräusch an der Tür zum Produktionsraum, sahen auf. Hermann Kindler schob sich schwerfällig zu ihnen her, starrte sie aus tief liegenden, Schatten umwölkten Augen an. »Was soll jetzt werde?«, stammelte er.
    Braig sah das Zittern seiner Hände, erkundigte sich nach den nächsten Angehörigen.
    »Unser Sohn, der Manuel«, antwortete Kindler, »was soll i dem sage?«
    »Können Sie ihn erreichen? Es wäre gut, wenn er käme, um Ihnen zur Seite zu stehen.«
    Luithardt schüttelte den Kopf, winkte verstohlen ab. »Noi, i glaub, des isch kei gute Idee. Es isch besser, mir machet uns an die Arbeit und reparieret die Maschin. No vergesset mir des Elend wenigstens für a paar Stunde.«
    Neundorf betrachtete ihn misstrauisch, wusste nicht, was sie von seinem Einwand halten sollte. Nach einem kurzen Blick zu Braig beschloss sie, vorerst darüber hinwegzusehen. »Wo ist das Büro? Wir würden uns gerne Frau Kindlers Terminkalender ansehen, falls der hier zu finden ist und eine Kundenliste. Wir müssen überprüfen, wo sie sich

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