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Schwaben-Gier

Schwaben-Gier

Titel: Schwaben-Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Bad, erfrischte sich. Als er die Küche betrat, öffnete sie gerade den Backofen. »Warum hast du dir an deinem freien Tag so viel Mühe gemacht?«, fragte er.
    Sie nahm zwei Topflappen in die Hände, holte eine massive Steingutschüssel aus dem Ofen, stellte sie auf den Tisch. »Ich hatte eine Idee, wollte etwas Neues ausprobieren«, antwortete sie.
    Er sah ihre bleichen Wangen, ihren unsteten, ihm ausweichenden Blick. Braig wusste, was das zu bedeuten hatte. Sie hatte die Tage in Tübingen, das Zusammensein mit ihrer Mutter noch nicht verarbeitet.
    »Was ist passiert?«, fragte sie. »Ein Mord?«
    Er nickte. »Eine Frau. In Heilbronn.«
    »Kommst du voran?«
    »Mühsam. Ihre Leiche wurde auf der Straße abgelegt.« Er wollte nicht in die Einzelheiten gehen, versuchte, ihr die Schilderung der Entstellung der Leiche zu ersparen. Nicht noch mehr entmutigende Informationen. Was Ann-Katrin benötigte, waren aufmunternde Berichte.
    »Abgelegt?«, fragte sie.
    »Die Sache ist noch nicht vollständig geklärt.« Er holte zwei Teller aus dem Schrank, versuchte, sie abzulenken. »Flache oder tiefe?«
    Sie zuckte nur mit der Schulter, ließ sich nicht beirren. »Wie du willst.«
    Er entschied sich für die flachen, hörte ihre Frage: »Wie alt ist die Frau?«
    »Mitte vierzig«, sagte er. »Wir waren bei ihrem Mann. Katrin und ich.«
    »Und? Wie hat er reagiert?«
    Er stellte die Teller auf den Tisch, holte Gabeln und Messer. »Ich glaube nicht, dass er damit zu tun hat.«
    Sie nahm einen großen Löffel, schöpfte vom dampfenden Gratin auf beide Teller, wies auf den Salat auf der Anrichte. »Du hast keinen Verdacht?«
    Er reichte ihr die Schüssel, dazu Besteck, roch den würzigen Duft von Kräutern, Käse, gebratenen Nudeln. Sie mischte den Salat kräftig durch, verteilte ihn dann auf die Teller. Braig spürte seinen Hunger, fühlte sich an ein Restaurant erinnert, in dem sie bei einer Wanderung in Großheppach eingekehrt waren. »Es riecht wunderbar«, sagte er, »genauso gut wie in der Häckermühle.« Er hob die Nase, sog demonstrativ den würzigen Duft ein. »Greyerzer Käse, Basilikum, Thymian. Du weißt, wie sehr ich die Mischung mag.«
    Sie setzte sich an den Tisch, deutete auf den Schrank. »Gibst du mir bitte einen Saft?«
    Er holte eine Flasche, dazu zwei Gläser, schenkte ein.
    »Du hast keinen Verdacht?«, wiederholte sie ihre Frage.
    Er reichte ihr ein Glas, setzte sich. »Vielleicht hatte sie einen Liebhaber«, spekulierte er, »wir wissen noch nichts.« Er musterte die von einer dicken Käseschicht überzogenen Nudeln, sah die knusprig braunen Teile am Rand. »Das Gratin sieht wunderbar aus.«
    »Hoffentlich schmeckt es auch. Theresa hat mich auf die Idee gebracht.«
    »Du hast mit ihr telefoniert?«
    Sie nickte. »Mama hatte eine unruhige Nacht.«
    Er nahm sich Nudeln vom Teller, kaute sie langsam, zeigte demonstrativ, wie gut es ihm schmeckte. »Einmalig. Wie hast du das hingezaubert?«
    »Nudeln statt Kartoffeln«, antwortete sie, »sonst genau dasselbe.«
    Er aß langsam. »Mariannes Beste«, sagte er dann, »schon gehört?«
    Sie sah fragend zu ihm über den Tisch. »Was soll das sein?«
    »Kindlers Nudelträume.«
    »Wie kommst du darauf?«
    Er legte die Gabel zur Seite, trank von dem Saft. »Wir waren in einer kleinen Nudelfabrik. Katrin und ich.«
    Sie aß schweigend weiter, wartete auf eine Erklärung. »Sie gehört der Familie des Opfers. Kindlers Teigwaren.«
    »Noch nie gehört. Tut mir Leid.«
    »Sie kämpfen ums Überleben. Drei Angestellte. Die Ermordete war für den Vertrieb ihrer Produkte zuständig, anscheinend sehr erfolgreich.«
    »Warum hast du keine Nudeln mitgebracht?«, fragte sie. »Wenn sie ums Überleben kämpfen?«
    Er hielt mitten im Essen inne, schaute sie verwundert an. »Daran haben wir nicht gedacht. Der Ehemann und ein Arbeiter waren völlig schockiert.«
    »Der Liebhaber ist bloße Spekulation?«
    Braig nickte mit dem Kopf. »Wir wissen nichts Konkretes.«
    »Was ist mit der Konkurrenz?«, fragte Ann-Katrin. »Wenn die Frau so erfolgreich arbeitete?«
    »Du meinst …«
    »Teigwarenhersteller gab es früher hier im Schwäbischen fast in jedem Dorf. Das entsprang jahrhundertealter Tradition. Ursprünglich fertigte jede Hausfrau ihre Spätzle selbst …« Sie nahm sich das letzte Salatblatt von ihrem Teller, trank ihr Glas leer. »Ich denke, die Betriebe, die übrig geblieben sind, haben hart zu kämpfen. Die Konkurrenz aus Italien arbeitet auf einer ganz anderen Basis. Deren

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