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Schwaben-Gier

Schwaben-Gier

Titel: Schwaben-Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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beim gemeinsamen Gespräch. Was war anders an ihm, wo lag sein aggressiver Impuls?
    »Manchmal könnte ich nur noch heulen.« Ann-Katrin riss ihn aus seinen Gedanken.
    Braig hörte das Signal eines weiteren Anrufs, überlegte, dass er das Gespräch mit seiner Freundin allmählich beenden sollte. »Wann kommst du nach Hause?«, fragte er.
    »Ich weiß es nicht. Erst müssen wir versuchen, den Tag irgendwie hinter uns zu bringen.«
    Er bat sie, auf sich aufzupassen, versprach ihr, sich bald wieder bei ihr zu melden, unterbrach die Verbindung. Gerhard Stöhr war in der anderen Leitung.
    »Wir haben neue Informationen Frau Kindler betreffend.«
    Braig versuchte, sich auf das Thema einzulassen, hatte Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren. »Ein Lokal, das sie besuchte?«
    »Ja, das heißt nein.« Stöhr setzte zu einer Erklärung an, bevor Braig unwirsch reagieren konnte. »Es handelt sich um zwei verschiedene Gaststätten.«
    »Das ist hervorragend. Wann war sie dort?«
    Der Kollege schien in seinen Unterlagen zu kramen; Braig hörte das Rascheln von Papier, wartete mehrere Sekunden, bis sein Gesprächspartner endlich zu einer Antwort fähig war.
    »Also, gegen fünfzehn Uhr am Montag war Frau Kindler in der Manufaktur-Kneipe in Schorndorf.«
    »In Schorndorf?«, fragte Braig überrascht. Er schaute in Gedanken versunken aus dem Fenster, sah die feinen Nieselfontänen. Um zwölf Uhr in Reutlingen, drei Stunden später in Schorndorf. Die Frau hatte ein gewaltiges Pensum zurückgelegt, um ihre Nudeln an den Mann zu bringen.
    »Der Pächter des Lokals behauptet das, ja.«
    »Sie haben die Telefonnummer?«
    Stöhr diktierte ihm die Ziffern.
    »Und danach?«
    »Danach? Darüber liegt mir nichts vor. Wir haben nur die Aussage des Wirtes der Gaststätte Ochsen aus Neckarrems, dass die Frau um siebzehn Uhr bei ihm war. Ich gebe Ihnen seine Rufnummer.«
    Braig notierte sich die Daten, fragte nach dem Ausdruck der Telefonverbindungen Marianne Kindlers vom Montag.
    »Die liegen uns noch nicht vor«, bedauerte der Kollege.
    »Dann rufen Sie bitte dort noch mal an. Und drohen Sie mit Sanktionen, falls die nicht bald reagieren. Es geht um die Aufklärung eines Mordes.«
    Braig bedankte sich für die Information, beendete das Gespräch. Er hatte das würzige Aroma des Kaffees in der Nase, lief zur Anrichte neben dem Waschbecken, schenkte sich eine Tasse voll. So langsam kamen die Ermittlungen in Gang. Hatten sie Glück, erhielten sie im Verlauf der nächsten Stunden einen immer genaueren Überblick über die Aktivitäten und den Aufenthalt Marianne Kindlers am vergangenen Montag.
    Er trank den Kaffee, lief zum Telefon, informierte sich beim Wirt des Ochsen in Neckarrems und beim Pächter der Mannfaktur-Kneipe in Schorndorf über die Besuche der Frau. Beide Männer bestätigten unabhängig voneinander, große Lieferungen an Nudeln gekauft zu haben, konnten aber sonst nichts Neues beitragen. In Begleitung eines Mannes hatten beide Marianne Kindler noch nie gesehen, auch war ihnen an diesem Montag kein außergewöhnliches Verhalten bei ihr aufgefallen.
    Braig legte den Telefonhörer zurück, hatte Mühe, seine Enttäuschung in Zaum zu halten. Was nützte es den Ermittlungen, wenn ihnen lediglich der kurze Besuch der Ermordeten zur vereinbarten Zeit bestätigt wurde? Er atmete kräftig durch, hörte das Knurren seines Magens, spürte den Hunger. Zehn nach zwölf, sah er auf seiner Uhr. Wenn er sich beeilte, konnte er sich vor der Fahrt nach Reutlingen noch ein Mittagessen in der Kantine leisten. Er suchte seine Unterlagen zusammen, trank den Rest des Kaffees. Als er sein Büro gerade verlassen wollte, läutete das Telefon. Er spurtete an den Apparat, erwartete weitere Informationen über die Gaststätten-Besuche der Ermordeten.
    Neundorfs Stimme belehrte ihn eines Besseren. »Tut mir Leid, aber ich kann mich hier nicht loseisen«, sagte sie, »Koch lässt das halbe Ländle überprüfen, nur weil in Fellbach ein einflussreicher Banker überfahren wurde.«
    »Wo bist du?
    »Inzwischen in Stuttgart. In der Filiale des Unternehmens. Ich versuche mir ein Bild zu machen, welche Art von Geschäften der Typ tätigte. Sie haben sich auf den Kauf und Verkauf von Unternehmen spezialisiert. Keine einfache Materie. Ich muss die Kollegen vom Wirtschaftsdezernat fragen. Wie weit bist du?«
    Braig informierte sie über seine Ermittlungen, bat sie, sich wieder zu melden, sobald sie Zeit dazu fand. Er legte den Hörer zurück, schaltete die Rufumleitung zu

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