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Schwaben-Gier

Schwaben-Gier

Titel: Schwaben-Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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zu haben, das Gesicht eines Mannes entstehen, das von dicken Wangen, einer überdimensional großen Nase und dünnen Augenbrauen geprägt war.
    »Das ist er«, erklärte Krizic, »genau so wie ich ihn in Erinnerung habe.«
    »Sie sind wirklich zufrieden?«, wunderte sich Schiek. Er betrachtete den Mann skeptisch, wartete auf Kritik, Vorschläge für Korrekturen. »Stimmen die Proportionen des Gesichts, die Größe und die Form der Augen? Was ist mit seiner Nase, den Lippen, dem Kinn? Der Haaransatz, die Stirn – alles okay?«
    Krizic musterte das Gesicht auf dem Bildschirm erneut, nickte dann mit dem Kopf. »Ich weiß nicht, was ich ändern würde. Aber Sie dürfen nicht vergessen, es ist eine Weile her, dass ich ihn gesehen habe«, er deutete auf den Monitor, »außerdem auch nur für einen Moment. Frau Kindler kam mit ihm durch die Buchhandlung und dann … Ich war mit der Abrechnung beschäftigt, ich hatte keine Zeit, ihn genauer anzuschauen. Aber so, wie ich das Gesicht hier sehe, habe ich ihn in Erinnerung, ja.«
    »Wissen Sie noch, wann das etwa war?«, fragte Braig.
    Sein Gegenüber legte den Kopf zurück, dachte kurz nach. »Vor vier, fünf Monaten vielleicht«, sagte er dann, »so gegen Ende des Sommers.«
    »Sie erwähnte keinen Namen? Oder stellte ihren Begleiter vor?«
    »Nein, das wüsste ich noch. Und vergessen Sie nicht, unsere Beziehung ist geschäftlicher Natur. Sie verkauft ihre Nudeln, damit hat es sich.« Er schwieg einen Moment, fügte dann mit ins Unendliche gerichteten Augen hinzu: »Aber das ist ja jetzt vorbei.« Er schüttelte den Kopf. »Ich kann es noch nicht fassen. Ermordet.«
    »Wie wirkte sie am vergangenen Montag? Normal wie immer oder irgendwie auffällig?«
    Der Mann blickte ihn ratlos an. »Mir fiel nichts auf. Sie brachte uns Nudeln, wie sonst auch. Ich quittierte den Empfang, nahm die Rechnung entgegen, das war es dann auch schon.«
    »Sie hatten die Teigwaren vorher bestellt?«
    »Irgendwann vor Weihnachten, als sie uns zum letzten Mal besuchte.«
    »So lange schon? Sie stimmten sich nicht kurz vorher telefonisch ab, ob Ihr Bedarf auch wirklich noch vorhanden war?«
    »Ach so, doch, das schon. Am Montagmorgen, zwei, drei Stunden vor ihrem Besuch.«
    Braig nickte, fühlte sich in seiner Überlegung bestätigt, endlich Einblick in die Telefonverbindungen Marianne Kindlers vom vergangenen Montag zu erhalten, fragte den Mann, ob er sich doch noch daran erinnern könne, welches Lokal sie anschließend aufsuchen wollte.
    Krizic schüttelte bedauernd seinen Kopf. »Wir haben nicht viel gesprochen. Sie hatte sich etwas verspätet, kam erst kurz nach zwölf. Ein denkbar schlechter Termin. Wir hatten alle Hände voll zu tun. Die Tische waren komplett besetzt. Da blieb nicht viel Zeit für weiterführende Gespräche.«
    Braig bedankte sich für die Bereitschaft des Mannes, ihnen so freundlich Auskunft zu erteilen, reichte ihm seine Karte und den Ausdruck des Phantombildes mit der Bitte, ihn zu benachrichtigen, falls ihm noch etwas einfallen sollte, verabschiedete sich dann. Sie liefen die Treppe hinunter, bestaunten die großzügig bestückten Auslagen der Buchhandlung. Taschenbuch-Neuerscheinungen, Sachbuch-Sonderausgaben, Bestseller-Romane, Hochglanz-Broschüren, alles in reichhaltiger Auswahl. Sie verließen die Osiander’sche, traten in die Fußgängerzone.
    Die Luft war trocken, nur einzelne dunkle Flecken auf dem Asphalt kündeten noch vom Nieselregen des Morgens. Die Menschen strömten dicht gedrängt in beide Richtungen.
    »Du fährst mit mir?«, fragte Schiek. Er zog einen Ausdruck des Phantombildes aus seiner Tasche, sah das zustimmende Nicken seines Kollegen. »Ein markantes Gesicht, meinst du nicht? Wenn er den wirklich richtig beschrieben hat, müsstet ihr ihn finden.« Er deutete auf die große Nase, zeigte auf die dicken Wangen. »Den erkennst du auf zehn Meter Entfernung, wenn er hier durch die Fußgängerzone läuft.«
    »Sofern er ihn richtig beschrieben hat, ja. Ich werde das Bild einer Nachbarin der Kindlers in Oettingen vorlegen, die mir heute Morgen bestätigte, den Mann schon einmal gesehen zu haben. Wenn sie ihn wieder erkennt, gebe ich das Foto an die Medien zur Veröffentlichung. Vielleicht haben wir Glück.« Er griff nach seinem Handy, um sich bei Margarethe Geissler in Oettingen anzumelden, als er den Signalton hörte. Sie waren an der Südwestfront der Marienkirche vorbei gekommen, hatten den Kirchbrunnen mit dem Standbild Kaiser Friedrichs II. vor

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