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Schwaben-Gier

Schwaben-Gier

Titel: Schwaben-Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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heißt beschreiben?«, sagte der Mann. »Ich habe ihn einmal gesehen und natürlich nur kurz, aber so ungefähr … Sie kam Arm in Arm durch die Buchhandlung, das sehe ich noch vor mir, und er war kräftig, hatte blonde Haare, ein breites Gesicht mit auffallend dicken Backen und einer, ja, ich würde fast sagen, fleischigen Nase, wenn Sie verstehen, was ich meine …«
    Braig spürte die Erregung, konnte nicht länger an sich halten, fiel dem Mann mitten ins Wort. »Sie haben ein hervorragendes Gedächtnis, das ist wunderbar. Wir müssen den Begleiter Frau Kindlers unbedingt finden, und Sie können uns dabei helfen. Hätten Sie ein paar Minuten Zeit, sein Porträt mit einem unserer Graphiker zu erstellen?«
    »Sein Porträt? Das ist aber viel verlangt. Überschätzen Sie mich nicht, ich habe den Mann nur einmal gesehen und das auch nur kurz, für wenige Augenblicke nur. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das schaffe. Nicht, dass Sie nachher den Falschen suchen.«
    »Wir müssen es auf einen Versuch ankommen lassen. Unser Graphiker ist topfit. Er hat schon ganz andere Fälle bearbeitet, Phantombilder erstellt, zu denen kaum brauchbare Aussagen vorlagen. Das wird schon. Wann können wir zu Ihnen kommen? Möglichst bald?«
    »Oh, das ist schlecht. Jetzt ist es kurz nach zehn, und wir fangen damit an, das Mittagessen vorzubereiten. Ich nehme an, es dauert eine Weile, bis Ihr Graphiker hier sein kann?«
    »Ich fürchte, ja«, gab Braig zu, »ich weiß nicht einmal, ob die Kollegen sofort Zeit haben.«
    »Dann würde ich Sie bitten: Nicht vor vierzehn Uhr. Bis dorthin ist das Schlimmste vorbei. Einverstanden?«
    Braig atmete tief durch, sagte seinem Gesprächspartner zu, schaltete sofort zum LKA. Daniel Schiek, der seit Jahren als Phantombild-Experte beim LKA arbeitete und einen hervorragenden Ruf genoss, war nur über sein Handy zu erreichen.
    »Du bist unterwegs?«, fragte Braig.
    »In Fellbach, ein Täterprofil erstellen«, antwortete Schiek, »ein einflussreicher Banker wurde überfahren. Angeblich absichtlich. Den Täter hat niemand gesehen. Aber ich soll jetzt sein Profil zeichnen, obwohl der Typ in einem unbekannten Auto saß und sein Opfer bei völliger Dunkelheit über den Haufen fuhr. Kein Mensch konnte auch nur einen Hauch des Gesichts erkennen, aber Koch läßt mich trotzdem jeden zweiten Einwohner der Stadt befragen und tausend Phantombilder erstellen. Ich kann dir bald mehr verdächtige Gesichter liefern, als Fellbach Einwohner hat. Den anderen geht es genauso. Koch hat das halbe LKA hier versammelt. Vollkommen sinnlos das Ganze.«
    »Ich benötige deine Hilfe.«
    Schieks Antwort kam sofort. »Das ist gut«, sagte er, »sehr gut sogar. Dann habe ich einen triftigen Grund, hier zu verschwinden.«
    Braig erklärte ihm den Sachverhalt, erhielt die Zusage des Graphikers, nach Reutlingen zu fahren. Er gab ihm die genaue Adresse, vereinbarte, sich um vierzehn Uhr mit ihm im Restaurant Friedrich’s zu treffen, beendete das Gespräch.
    Als er in Bad Cannstatt aus dem Bahnhof trat, merkte er, dass es zu nieseln begonnen hatte. Er holte die Kapuze aus seiner Jacke, zog sie sich über den Kopf. Die Luft hatte frühlingshafte Temperaturen erreicht. Braig spürte, wie er schwitzte, öffnete den Reißverschluss, schritt kräftig aus. Den Weg ins Amt hatte er in wenigen Minuten bewältigt.
    Er grüßte den Pförtner, zog seine Karte, um die Sicherheitsschleuse zu bewältigen, lief die Treppen hoch. Als er sein Büro betrat, flatterte gerade eine Mitteilung aus dem Fax. Er nahm das Papier in die Hand, las den Bericht Rauleders, der ihm mitteilte, dass an der Kleidung der Toten winzige Partikel von Erde gefunden worden waren; Erde, die fruchtbarem Ackerboden entstammte, wie der Techniker extra betonte.
    Braig überlegte, was das zu bedeuten hatte, griff zum Telefon, gab die Nummer des Kollegen ein. »Ackererde«, sagte er, »was kann ich mir darunter vorstellen?«
    »Das, was das Wort sagt«, antwortete der Mann.
    »Die Tote lag auf einem Acker, bevor sie nach Heilbronn verfrachtet wurde?«
    »Genau das«, stimmte Rauleder ihm zu, »da die Partikel so fest an ihrer Kleidung verhaftet sind, regelrecht am Stoff kleben, muss sie auf einem Acker oder einem Feldweg nahe an einem Acker gelegen haben, als sie überfahren wurde. Wäre sie in einem Kofferraum, dessen Boden von Erde bedeckt war, zum Fundort transportiert worden, hätten sich die Partikel nicht so fest an ihre Kleidung anhaften können.«
    »Ich verstehe«, sagte Braig,

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