Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwaben-Gier

Schwaben-Gier

Titel: Schwaben-Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
Vom Netzwerk:
sich.
    Braig blieb stehen, nahm das Gespräch an. Weisshaar war in der Leitung.
    »Es geht um den Aufenthalt Frau Kindlers am vergangenen Montag. Du arbeitest daran, richtig?«
    Braig bestätigte die Vermutung des Kollegen, fragte nach dem Grund des Anrufs.
    »Wir haben neue Informationen. Zwei Anrufe, vor wenigen Minuten eingetroffen. Willst du sie dir notieren?«
    »Einen Moment.« Er griff nach seinem Notizbuch, zog den Stift vor, presste das Papier an die Einfassung des Brunnens. Zwei südländisch anmutende Männer, die rauchend vor der nahen Löwenapotheke standen, starrten neugierig zu ihm her. Er achtete nicht auf sie, wartete auf die Erklärung Weisshaars.
    »Um vierzehn Uhr war Frau Kindler in der Gaststätte Stadtvilla in Schwäbisch Gmünd.«
    »In Gmünd«, überlegte Braig laut, blätterte in seinem Notizbuch, sah den Vermerk, den er sich nach Stöhrs Anruf gemacht hatte. Fünfzehn Uhr Manufaktur-Kneipe in Schorndorf. Eine Stunde vorher also in Schwäbisch Gmünd. Das passte. Die beiden Städte lagen nicht allzu weit voneinander entfernt.
    »Eine Frau Imenschek verständigte uns. Sie kauft seit Jahren bei Frau Kindler Nudeln, nicht nur für die Stadtvilla, auch noch für ein zweites Lokal, das von ihrem Mann betrieben wird. Kindlers Teigwaren seien von erlesener Qualität, betonte sie. Über den Mord war sie sehr besorgt; Frau Kindler sei ihr am Montag normal erschienen, nichts habe darauf hingewiesen, dass ihr so etwas zustoßen könne. Kann ich dir ihre Nummer geben?«
    Braig notierte sich die Zahlenfolge.
    »Der zweite Anruf kommt von der Besenwirtschaft Gerhard Schwarz in Untertürkheim.«
    »Unser Untertürkheim?«, fragte Braig überrascht. Er sah, wie die beiden Männer von der Apotheke wegschlenderten, sich den Auslagen der auf der anderen Seite der Fußgängerzone gelegenen Drogerie Schlecker widmeten, dann zu einem Textilgeschäft weiterliefen.
    »Der Stuttgarter Vorort«, bestätigte der Kollege. »Wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich seine Dächer und die Weinberge vor mir.«
    »Frau Kindler war am Montag dort?«
    »Gegen achtzehn Uhr, berichtete Herr Schwarz, wie vereinbart.«
    Braig horchte auf, als Weisshaar den Zeitpunkt des Besuchs nannte. »Du bist dir sicher, achtzehn Uhr?«, vergewisserte er sich.
    »Die Uhrzeit stammt von Herrn Schwarz, ja.«
    Er überflog seine Notizen, sah auf einen Blick, wie wichtig diese Information war. Um achtzehn Uhr hatte die Frau in Untertürkheim die Besenwirtschaft Schwarz besucht. Eineinhalb Stunden später aber, um 19.30 Uhr war die allgemein als sehr zuverlässig charakterisierte Fabrikantin nicht in Backnang erschienen, hatte sich nicht einmal entschuldigt, wie sie es sonst schon bei kleinen Verspätungen zu tun pflegte. War sie in der Zwischenzeit in die Hände ihres Mörders geraten? Er musste mit beiden Anrufern sprechen, sie genau auf das Befinden der Frau hin befragen. »Dem Mann ist nichts aufgefallen an Frau Kindler, kein außergewöhnliches Verhalten, irgendein Anzeichen einer besonderen Situation?«
    »Mir gegenüber hat er nichts erwähnt«, antwortete Weisshaar, »aber bitte, hier ist seine Nummer.«
    Braig notierte sich die Ziffern, beendete das Gespräch. Er schaute sich um, sah, dass Schiek vor dem Schaufenster der Apotheke auf ihn wartete.
    »Interessante Informationen?«, fragte der Graphiker.
    Er begleitete ihn durch die Fußgängerzone, erklärte den Inhalt des Anrufs.
    »Du solltest dich auf die Zeit nach achtzehn Uhr konzentrieren«, meinte Schiek, »wo war sie anschließend, traf sie ihren Liebhaber, wenn ja, wo?«
    »Ich muss die Leute, die uns informiert haben, anrufen und ihnen das Foto zeigen. Vielleicht kennen sie den Mann.«
    Sie liefen zum Parkplatz, nahmen in Schieks Dienstfahrzeug Platz. Braig zog sein Handy und das Notizbuch vor, wählte die Nummer der Besenwirtschaft Schwarz.
    »Niemand da?«, fragte Schiek. Er hatte den Wagen gestartet, merkte, dass Braig keine Antwort erhielt.
    »Im Moment wohl nicht. Ich versuche es in Schwäbisch Gmünd.«
    Suzanna Imenschek ließ ihn nicht lange warten.
    »Mein Name ist Braig. Ich bin vom Landeskriminalamt. Es geht um Frau Kindler.«
    Seine Gesprächspartnerin zeigte sich besorgt. »Ich kann es nicht verstehen. Wer hat das getan?«
    »Wo haben Sie von ihrem Tod erfahren?«
    »Mein Mann legte mir die Zeitung auf den Tisch. Heute Morgen. Unsere Frau Kindler, sagte er. Wer hat sie getötet?«
    »Wir wissen es nicht«, sagte Braig. »Noch nicht. Sie kennen Frau Kindler

Weitere Kostenlose Bücher