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Schwaben-Gier

Schwaben-Gier

Titel: Schwaben-Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Untertürkheim erschienen, den Termin eine Stunde später im benachbarten Fellbach hatte sie schon nicht mehr wahrnehmen können. Zwischen achtzehn und neunzehn Uhr musste er sie also überwältigt haben, kurz nach Einbruch der Dunkelheit. Waren der Besenwirt und seine Familie also – bis auf ihren Mörder – die Letzten, die die Frau lebend gesehen hatten?
    Braig starrte auf die Aufzeichnungen in seinem Notizbuch, legte den Kopf in die Hände, stützte sich mit den Ellbogen vom Schreibtisch ab. Wie sollten sie die Identität des Asiaten ermitteln? Über Anton Beckstein, den Hotelier in Thailand?
    Das Telefon läutete, riss ihn aus seinen Gedanken. Steffen Bockisch war in der Leitung, erkundigte sich nach dem Fortgang der Ermittlungen. Braig berichtete von seinen Erkenntnissen, wog mit dem Staatsanwalt das Für und Wider eines öffentlichen Fahndungsaufrufs nach dem Fremden wie das Ersuchen eines Auslieferungsantrags Anton Becksteins an die thailändischen Kollegen ab.
    »Außer zugegebenermaßen gravierenden Verdachtsmomenten haben wir gegen beide Männer nichts in der Hand. Wir wissen weder, ob der unbekannte Asiate wirklich mit Frau Kindlers Ermordung zu tun hat noch verfügen wir über irgendein stichhaltiges Indiz, das Beckstein belastet. Und aufgrund einer so dürftigen Beweislage eine Fahndung nach einem nicht genauer zu identifizierenden asiatisch aussehenden Mann einzuleiten – wie viele Menschen würden denn völlig unnötig verdächtigt, überprüft, gefilzt, belästigt? Nein, das ist nicht zu verantworten und das wird uns auch kein Richter unterschreiben.«
    Braig war sich darüber im Klaren, dass der Staatsanwalt Recht hatte. Sie mussten auf anderen Wegen versuchen, die Identität des Fremden zu ermitteln. Er zeigte sich deshalb mit Bockischs Argumentation einverstanden, verabschiedete sich, legte den Hörer zurück. Im selben Moment läutete das Telefon erneut. Genervt wartete er einen Moment, nahm dann wieder ab.
    »Stöhr, hm, wir haben eine Meldung zu Frau Kindler.«
    »Ja, worum geht es?«
    »Sie war am Montag um 18.30 Uhr in einem Lokal.«
    Braig glaubte, nicht richtig zu hören. »Um 18.30 Uhr?« rief er laut.
    Stöhr schien irritiert. »Das steht jedenfalls in dieser Mail.«
    »Wo ist das?«
    »Gaststätte Zum alten Wetzstein in Fellbach.«
    »In Fellbach? Und sie war wirklich dort?«
    »Ja. Das steht hier. Soll ich Ihnen den Text samt Telefonnummer mailen?«
    »Ja, bitte.« Braig legte den Hörer zurück, wandte sich dem Computer zu. Der Signalton der eingehenden Mail ertönte nur wenige Sekunden später.
    Montag, 12. März, 18.30 Uhr. Marianne Kindler erscheint wie vereinbart in Fellbach, Gaststätte Zum alten Wetzstein.
    Er starrte auf den Bildschirm, begriff sofort, wie wichtig diese Mitteilung war. Um achtzehn Uhr zusammen mit dem Asiaten in Untertürkheim, dreißig Minuten später in Fellbach. Er musste sich sofort mit dem Lokal in Verbindung setzen, nach dem Fremden fragen. War sie auch im Zum alten Wetzstein in seiner Begleitung erschienen?
    Er gab die Nummer ein, ließ es achtmal läuten. Als er gerade auflegen wollte, meldete sich eine männliche Stimme.
    »Zum alten Wetzstein. Hariolf Reitmaier.«
    Braig stellte sich vor, erklärte sein Anliegen.
    »Ja, Frau Kindler war am Montag bei mir. Gegen 18.30 Uhr. Ich konnte es Ihnen leider erst heute mitteilen, weil ich erst heute von ihrem Tod gehört habe. Zu viel Arbeit die letzten Tage, verstehen Sie.«
    »War Frau Kindler allein bei Ihnen? Oder in Begleitung einer anderen Person?«
    »Eine andere Person? Wer soll das sein? Nein, nicht dass ich wüsste. Mir ist jedenfalls niemand aufgefallen. Frau Kindler kam allein.«
    »In dieser Zeit war auch kein Chinese oder ein Mann, der aus Ostasien stammt, in Ihrem Lokal?«
    »Zu der Zeit, als Frau Kindler zu uns kam?«
    »Ja«, sagte Braig, »oder auch kurz davor oder danach.«
    »Nein«, antwortete sein Gesprächspartner, »das wäre mir aufgefallen. Garantiert.«
    »Und Frau Kindler verhielt sich normal wie sonst auch bei ihren Besuchen?«
    »Normal? Sie sind gut. Die war vollkommen von der Rolle.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Na, die war an dem Abend nicht wieder zu erkennen. Ein einziges Nervenbündel. Fahrig, überhaupt nicht bei der Sache, mit ihren Gedanken weit weg. Erst brachte sie ganz andere Nudeln als die, die ich bestellt hatte und dann, als sie sie endlich ausgetauscht hatte, schrieb sie eine falsche Rechnung. Was ist denn heute mit Ihnen los, fragte ich. Da sah ich erst, dass

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