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Schwaben-Gier

Schwaben-Gier

Titel: Schwaben-Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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blätterte sie langsam durch. Es handelte sich um die Mitteilung der Telefongesellschaft über die vom Festnetz der Firma Kindler am vergangenen Montag geführten Gespräche. Endlich, überlegte er.
    Er nahm sich Papier auf Papier vor, sah, dass pro Seite jeweils nur eine einzige Verbindung aufgeführt war. Uhrzeit des Anrufs, Teilnehmernummer, Dauer des Gesprächs. Er zählte die Blätter durch, kam auf insgesamt achtzehn Anrufe, vierzehn davon vom Vormittag. Da Marianne Kindler nach Auskunft ihres Mannes das Haus gegen elf Uhr verlassen hatte, musste er sich auf die zuvor geführten Gespräche konzentrieren.
    Er überlegte, wie er vorgehen sollte, war sich schnell darüber im Klaren, dass er nicht umhin kam, Nummer auf Nummer zu überprüfen, auch wenn ihn speziell die Lokale interessierten, die Marianne Kindler erst am Abend besucht hatte. Er holte sich sein Notizbuch, legte es daneben, verglich die Ziffern der ihm bereits bekannten Gaststätten mit denen der Liste, strich sie aus. Restaurant Friedrich’’s in Reutlingen, Stadtvilla in Schwäbisch Gmünd, Manufaktur-Kneipe in Schorndorf, Ochsen in Neckarrems, Besenwirtschaft Gerhard Schwarz in Untertürkheim, Hans im Glück in Heilbronn. Germania in Backnang stand ebenfalls in seinem Notizbuch, allerdings mit dem Vermerk anrufen – noch kein persönliches Gespräch!
    Er gab die Nummer der Germania als Erste ein, hatte jedoch keinen Erfolg. Nicht besser erging es ihm mit zwei weiteren Ziffernfolgen, erst bei der vierten erreichte er den Adressaten und erfuhr, dass Marianne Kindler am Montag um 15.30 Uhr im Zum Kehrwisch an d’r Kirch in Buoch, einem Teilort von Remshalden gewesen war und die Wirtin dies auch längst der Polizei mitgeteilt hatte. Braig wusste nicht, bei welcher Dienststelle die Information hängen geblieben war, erinnerte sich, dass er das urige Lokal von einem Ausflug mit Theresa und Ann-Katrin her kannte, entschuldigte sich bei Frau Frank und erklärte ihr, es handele sich bei seinem Anruf nur um eine polizeiinterne Überprüfung bereits bekannter Termine der ermordeten Nudelfabrikantin. Anschließend trug er den Besuch Marianne Kindlers in seine Liste ein. Es passte genau zu dem, was er bisher schon wusste. Fünfzehn Uhr Manufaktur-Kneipe in Schorndorf, 15.30 Uhr Zum Kehrwisch an d’r Kirch im nur wenige Kilometer entfernten, hoch über dem Remstal gelegenen Buoch.
    Er gab die nächste Telefonnummer ein, sah an der Vorwahl 0711, dass es sich um eine Stuttgarter Adresse handelte, hatte Gabriele Rohr, die Wirtin des Restaurants Gleisdreieck am Apparat.
    »Hier ist Braig vom Landeskriminalamt. Ich untersuche den Mord an Frau Kindler. Sie war am Montag bei Ihnen?«
    »Frau Kindler? Nein, sie war nicht da. Aber das haben wir doch schon längst gemeldet.«
    Braig versuchte, die polizeiinterne Panne zu überspielen, erklärte aufs Neue, dass es sich um eine Überprüfung bereits bekannter Sachverhalte handelte. »Wann hätte Sie bei Ihnen vorbeikommen sollen?«
    »Um neunzehn Uhr.«
    »Neunzehn Uhr?« Seine Stimme drohte sich zu überschlagen. Ihm war sofort klar, welche Brisanz diese Aussage beinhaltete. Achtzehn Uhr in Gerhard Schwarz Besen in Begleitung eines unbekannten Asiaten, neunzehn Uhr nicht erschienen. Wer anders als der Fremde konnte Schuld daran sein?
    »Das wissen Sie doch«, sagte Gabriele Rohr.
    Braig ging nicht auf ihren Einwurf ein. »Frau Kindler hat sich nicht bei Ihnen entschuldigt?«
    »Nein«, antwortete seine Gesprächspartnerin. »Den Termin haben wir morgens telefonisch verabredet. Aber dann ist sie nicht erschienen. Da war sie schon tot, ja?«
    »Das wissen wir noch nicht«, sagte Braig, »in welchem Stadtteil von Stuttgart liegt Ihr Lokal?«
    »Stuttgart? Wir sind nicht in Stuttgart. Unser Restaurant liegt in Fellbach unweit vom Bahnhof.«
    »Aber Sie haben doch eine Stuttgarter Telefonnummer.«
    »Nein. Die Vorwahl von Fellbach und Stuttgart ist identisch. 0711.«
    Braig schlug sich an die Stirn, notierte sich die Adresse des Lokals, beendete das Gespräch. Er wollte nicht über die polizeiinterne Panne nachdenken, die es verhindert hatte, dass er diese Information schon früher erhielt, überlegte, dass es von Untertürkheim nach Fellbach gerade einmal drei Kilometer waren, drei Kilometer, die Marianne Kindler aber offensichtlich nicht mehr geschafft hatte. Weshalb?
    Es gab nur eine Antwort: Der unbekannte Fremde hatte sie daran gehindert, Fellbach zu erreichen. Um achtzehn Uhr war sie mit ihm bei Gerhard Schwarz in

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