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Schwaben-Gier

Schwaben-Gier

Titel: Schwaben-Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Wut«, überlegte Neundorf laut.
    Braig schaute zweifelnd zu ihr hinüber. »Miethoffs Kollegen? So schnell konnten die doch unmöglich reagieren. Die waren garantiert traumatisiert, als der Mann plötzlich von einem Auto überrollt wurde.« Er blickte wieder nach vorne, schüttelte den Kopf. »Frau Kindler wurde nicht verfolgt. Oder glaubst du, sie ruft in der Germania an, teilt dort mit, dass sie nicht kommen kann, weil sie gerade einen Mann überfahren hat und erwähnt mit keinem Wort, dass jemand hinter ihr her ist und sie bedroht? Nein, das passt nicht. Frau Körner hatte den Eindruck, sie wollte das Auto vor der Polizei verstecken, nicht vor einem aggressiven Verfolger.«
    »Dann müssen wir nach dem Wagen suchen. Wir stellen dieses Oettingen auf den Kopf. Irgendwo muss er zu finden sein.«
    Braig stimmte ihr zu, sah, wie sie von der Bundesstraße abbog und Kurs auf Bad Cannstatt nahm. Der markante Bau des Landeskriminalamtes ragte vor ihnen aus dem Häusermeer. Sie parkten das Auto in der Tiefgarage, nahmen die Treppen zu ihren Büros.
    »Ich schreibe den Bericht für die Staatsanwaltschaft und informiere die Herren«, sagte Neundorf. »Wie ich die Lage einschätze, wird das eine Weile dauern. Schließlich hat sich unser Erkenntnisstand in der letzten Stunde grundlegend verändert. Willst du jetzt gleich nach Oettingen fahren?«
    Braig nickte. »Ich denke, das ist das Beste. Ich muss noch einmal mit Hermann Kindler und seinen Angestellten sprechen, auch wenn ich heute Morgen schon dort war. Wenn seine Frau einen Unterschlupf für das Auto wusste, wo es absolut sicher zu verstecken ist, muss einer von denen diesen Ort doch kennen. Außerdem gibt es da eine Meldung über eine vermisste Frau ein paar Häuser neben der Nudelfabrik. Ich muss das überprüfen, ob es da eventuell einen Zusammenhang gibt.«
    Neundorf blieb mitten auf der Treppe stehen, musterte ihren Kollegen mit überraschter Miene. »Was für eine vermisste Frau? Das ist mir völlig neu.«
    Er verharrte schwer atmend, musste sich konzentrieren, um zu einer Antwort zu finden. »Ich weiß selbst noch nichts Genaueres. Die Meldung liegt auf meinem Schreibtisch.«
    Sie liefen die Stufen vollends hoch, stießen vor seinem Büro auf Erwin Beck. Der Kollege trug einen Packen Papier in der Hand, blieb erwartungsvoll stehen. »Was Neues für Koch?«, fragte er.
    Neundorf nickte. »Es sieht so aus. Wir haben seinen Killer.«
    »So schnell? Respekt. Dann kann sich der feine Herr endlich wieder im Glanz seiner Erfolge sonnen.«
    »Soll er doch. Solange der seine Fresse in die versammelten Kameras dieser Republik hält, haben wir ihn vom Hals. Womit bist du beschäftigt?«
    Beck hielt den Papierstapel in die Höhe, blätterte ihn durch. »Der Abschlussbericht über den Mord mit dem Samuraischwert. Am vergangenen Sonntag in der Methodistenkirche in Zuffenhausen. Ihr habt davon gehört?«
    Braig nickte, erinnerte sich an die Berichte über das Aufsehen erregende Verbrechen. Ein fünfundzwanzigjähriger Tamile war an jenem Nachmittag mit einer Pistole und einem Samuraischwert in den Händen in das evangelisch-methodistische Gotteshaus des Stuttgarter Vororts gestürmt, wo die tamilische Gemeinde wie jeden Sonntag ihre Andacht feierte. Etwa fünfundsechzig Personen, davon über die Hälfte Kinder hatten an dem Gottesdienst teilgenommen. Der Attentäter war auf die Menschen losgegangen, hatte wahllos mit dem Schwert um sich geschlagen. Mehrere Landsleute waren getroffen worden, davon eine Frau mit tödlichen Verletzungen. Ein Mann hatte seine Hand verloren, ein anderer einen Stich in die Brust erhalten. Per Handy war es den Gottesdienstbesuchern gelungen, die Polizei zu alarmieren, die innerhalb weniger Minuten am Tatort eintraf und den Täter mit Pfefferspray überwältigte. Die Kirche hatte ein Bild der Verwüstung geboten: Überall Stuhlbeine und Armlehnen, Überreste der Stühle, mit denen die Menschen sich gegen die Attacken des Mannes gewehrt hatten. Was den Tamilen zu seinem Verbrechen veranlasst hatte, war vorerst unbekannt geblieben.
    »Ihr habt das Motiv des Mannes?«
    Beck rückte seine Brille zurecht. »Die Staatsanwaltschaft lässt ihn noch untersuchen. Es kann sein, dass er in der Psychiatrie landet. Andererseits gibt es Hinweise auf eine Beziehungstat. Eifersucht.« Er wedelte mit den Papieren durch die Luft, winkte ab. »Immer der gleiche Mist. Wir ändern uns nie.«
    »Nein«, stimmte Neundorf ihm zu, »wir bleiben immer dieselben alten Affen. Nur

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