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Schwaben-Gier

Schwaben-Gier

Titel: Schwaben-Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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wissen?«
    Neundorfs Worte rissen ihn aus seinen Überlegungen. »Das Fahrzeug – ein alter grüner Passat, richtig?«
    »Ja«, bestätigte sie.
    »Ich fürchte, ich weiß, wer diesen Miethoff überfahren hat.«
    »Wer soll es gewesen sein?«
    »Marianne Kindler.«
    Sie schwieg mehrere Sekunden, war offensichtlich zu keiner Antwort fähig. Ein ganzer Pulk Autos jagte auf der nahen Bundesstraße vorbei, wirbelte Wolken von Blüten, Schmutz und Gräsern auf. Ein kleiner Vogel geriet in den Sog eines Lastwagens, wurde zur Seite geschleudert, prallte auf die Scheibe eines entgegenkommenden Autos. Braig sah, wie das Tier auf den Asphalt katapultiert, dann mehrfach überrollt wurde.
    »Es gibt keine Zweifel?«, drang Neundorfs Stimme an sein Ohr.
    »Mir fehlt nur ihr Auto«, antwortete er. »Ich muss versuchen, es zu finden. Ich melde mich wieder.« Er brach die Verbindung ab, gab die Nummer der Nudelfabrik ein. Nach mehrmaligem Läuten hatte er Hermann Kindler schwer atmend in der Leitung. Wahrscheinlich war er gerade wieder unter seiner defekten Maschine hervorgekrochen, überlegte Braig. »Ihre Frau fuhr einen alten grünen Passat«, sagte er, nachdem er sich kurz vorgestellt hatte.
    »Sie wisset’s doch. Hent Sie ihn gfunde?«
    »Leider nicht. Sie ist am Montagabend aber wohl noch nach Oettingen gefahren. Sie wollte sich und das Auto verstecken.«
    »Verstecke? Mei Marianne wollt sich verstecke? Was isch denn des für a dämliches Gschwätz? Warum sollt sich mei Marianne verstecke wolle?«
    »Sie hatte einen Menschen überfahren.«
    »Was?«, rief Hermann Kindler. »Mei Marianne? Ja, welcher Bachel behauptet denn sowas?«
    »Am Montagabend. In Fellbach.«
    »Wer soll des gwä sei?«
    Braig trat zur Seite, weil eine Frau und ein Mann das Lokal verließen, wartete, bis die beiden ihn passiert hatten. »Miethoff heißt der Mann. Ich nehme an, der Name sagt Ihnen etwas.«
    Es hörte sich an, als ringe Kindler heftig um Luft. Sein Atem ging stoßweise, er hustete, ließ ein paar unverständliche Worte hören, legte dann ohne jede Vorankündigung auf. Braig hatte Schwierigkeiten, die Reaktion seines Gesprächspartners sofort zu begreifen, weil der Lärm der nahen Straße die gewohnte Qualität der Verständigung verhinderte, das Symbol auf seinem Display ließ jedoch keinen Zweifel. Hermann Kindlers Verhalten sprach Bände, der Verlust des Arbeitsplatzes ihres Sohnes hatte die Familie schwer getroffen.
    »Darf ich Sie zum Essen einladen?« Sabine Körner stand im Eingangsbereich des Lokals, wies zur Tür. »Es tut mir Leid, Marianne war eine Freundin, das nimmt mich einfach mit.«
    »Sie müssen sich nicht entschuldigen. Gefühle für einen nahe stehenden Menschen zu zeigen ehrt Sie.«
    Er nahm die Einladung an, lief zu dem Tisch zurück, an dem noch sein Wasserglas stand, ließ sich Rostbraten mit Spätzle servieren. Das Essen schmeckte vorzüglich; er versuchte, seine Ermittlungen zu vergessen und sich ganz dem unverhofften Genuss hinzugeben, wurde jedoch nach wenigen Minuten vom Läuten seines Handy gestört. Er legte Messer und Gabel aus der Hand, hatte Neundorf am Ohr.
    »Ich komme dich jetzt abholen«, sagte sie.
    »Du bist fertig?«
    »Der Lack-Vergleich ist negativ, das Alibi Herrn Müllers perfekt. Ich habe mich bei ihm entschuldigt.«
    »Ich möchte nicht in seiner Haut stecken. Er ist völlig unschuldig in Verdacht geraten, oder?«
    »Ein böser Nachbar und Kochs Verfolgungswahn. Schlimmeres kann dir kaum passieren. Du hast den Wagen Frau Kindlers?«
    »Keine Spur. Vielleicht kannst du mir helfen.« Er bat sie, sich Zeit zu lassen, um in Ruhe fertig essen zu können, steckte das Handy weg.
    Der Rostbraten hatte nichts von seinem guten Geschmack verloren. Er aß den Rest der Mahlzeit, sah die Wirtin an seinen Tisch treten.
    »Darf ich Ihnen noch etwas bringen?«
    Braig bedankte sich, schaute auf seine Uhr. Zehn nach eins. »Meine Kollegin holt mich ab. Sie wird jeden Moment kommen.«
    »Wer hat Marianne getötet? Sie wissen es immer noch nicht?«
    »Nein.« Er seufzte, legte Messer und Gabel auf den Teller.
    »Sie haben keinen Verdacht?«
    Braig wusste nicht, was er antworten sollte, schaute zu Sabine Körner auf. »Kennen Sie einen Asiaten im Umfeld Frau Kindlers?«
    »Einen Asiaten?« Sie schüttelte den Kopf. »Marianne war letzte Woche in Thailand, hat es damit zu tun?«
    »Wir wissen es nicht. Sie erzählte am Montagabend nichts von einem Asiaten, der sie bedrohte?«
    »Jetzt am Montag?«
    »Bei ihrem

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