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Schwaben-Gier

Schwaben-Gier

Titel: Schwaben-Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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er.
    Braig spürte seinen Unwillen, versuchte ihn zu besänftigen. »In der Nähe eines Feldwegs«, setzte er hinzu, »die Frau wurde mehrfach überfahren.«
    »Wie viele Wege gibt es hier?«
    Er wusste keine Antwort, wandte sich an Monika Heller, die im Auto geblieben war. Sie legte die Stirn in Falten, wog den Kopf hin und her.
    »Einige«, sagte sie dann, »die meisten laufen parallel zu unserem hier, andere verbinden sie miteinander.«
    »Und wo führt Frau Layer abends ihren Hund aus?«
    Monika Heller überlegte nicht lange. »Links und rechts von unserem Weg hier«, sagte sie, deutete ins Gelände, »je nachdem, ob es trocken ist oder nicht. Ich weiß nur, dass die Bauern sich schon beschwert haben, weil so viele mit ihren Hunden über die Felder stapfen.«
    »Die Gegend wird von vielen Leuten genutzt, die ihre Tiere ausführen?«
    »Es nimmt immer mehr zu. Vor allem im Frühling und im Sommer.«
    Braig schaute die Frau überrascht an. »Dann könnte es vielleicht sein, dass irgendjemand etwas beobachtet hat. Wenn es wirklich hier geschehen ist.«
    »Sie glauben tatsächlich, Marianne wurde hier, wenige Meter vor dem Ort …« Monika Heller brach mitten im Satz ab, wandte sich zur Seite.
    Braig hörte, wie sie die Nase hochzog, sah die Tränen, die ihr über die Wangen liefen. Er wartete, bis sie sich beruhigt hatte, bedankte sich für ihre und Deckers großzügige Hilfe, versprach, alles zu tun, den Mörder Marianne Kindlers zu finden. »Vielleicht haben Sie uns entscheidend weitergebracht«, fügte er hinzu, »wie wertvoll manche Hinweise sind, wissen wir meist erst im Nachhinein.« Er sah, wie das Auto davon fuhr, wandte sich an Rauleder. »Hat es einen Sinn?«
    Der Spurensicherer schaute ins Gelände, zuckte mit der Schulter. »Gibt es eine andere Chance?«
    »Nein«, antwortete Braig, »auch wenn wir dafür eine ganze Hundertschaft benötigen.«
    Rauleder schüttelte den Kopf. »Die würden alles vollends zertrampeln. Wenn schon, müssen wir es selbst tun. Aber heute«, er zeigte zum Himmel, wies auf den im Westen fast vollständig verschwundenen Ball der Sonne, »schaffen wir das nicht mehr.«
    »Was sagt der Wetterbericht?«
    »Es bleibt trocken. Wir haben ein ausgeprägtes Hochdruckgebiet.«
    »Könntest du dir die Zeit nehmen?«
    »Ich denke, es muss sein. Wenn du es als Chance siehst, die Sache zu klären.«
    Braig nickte, bedankte sich für die Hilfsbereitschaft des Kollegen, schlug vor, wenigstens das Gelände links und rechts des Feldwegs, auf dem sie standen, noch einer kurzen Prüfung zu unterziehen. »Du links, ich rechts, einverstanden?«
    Rauleder signalisierte seine Zustimmung, fuhr das Auto an den Rand des Wegs, parkte es dort. Braig wartete, bis er wieder zu ihm aufgeschlossen hatte, lief dann langsam neben ihm her, das Gelände feldeinwärts aufmerksam musternd. Von einem schmalen Saum mattgrüner Gräser vom gerade verlaufenden asphaltierten Weg getrennt erstreckte sich die Ackerflur mehrere hundert Meter weit bis zu einem schmalen, von niedrigen Hecken gesäumten Damm, auf dem die Schienen der S-Bahn verliefen. Die Böden waren akkurat eingeebnet, von dunklem Lehm geprägt, eine weite, gleichförmige Masse, von den Reifenspuren der Traktoren gezeichnet, mit denen die Landwirte ihre Arbeit verrichtet hatten. Deren Profile zogen sich wie mit einem Lineal abgemessen schnurgerade über die Acker, die einzige Abwechslung in einem eintönig langweiligen Areal.
    Braig und Rauleder schritten den Weg bis zu den ersten Häusern der Ortschaft ab, nahmen ab und an die Abdrücke von Schuhen oder tierischen Pfoten wahr, die meist nur wenige Meter vom Weg auf den Acker und dann in spitzem Winkel oder in einem halbkreisförmigen Bogen wieder zurückführten – Relikte jener Spaziergänger, die hier ihre Hunde auszuführen pflegten, bedeutungslos für ihre Suche nach Spuren eines eventuell in dieser Gegend verübten Verbrechens.
    »Das war es dann wohl«, sagte Braig, als sie Oettingen fast erreicht hatten, wurde mitten im Satz vom Läuten seines Mobiltelefons unterbrochen. Er verabschiedete sich von Rauleder, zog das Handy vor, nahm das Gespräch an.
    »I denk, die Sach isch klar«, meldete sich Rössle.
    Braig wusste sofort, wovon der Kollege sprach. »Miethoff wurde von dem Passat überfahren?«
    »Die Spure sind eindeutig: Zwoi Delle vorne ond oine an de Seit. Des kenn i. So siehts meistens aus, wenns wieder en Mensch erwischt hat. Obs der Kotzbrocke war, woiß i nadierlich net, aber

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