Schwaben-Gier
ihnen eine jüngere Frau mit zwei angeleinten Hunden entgegen kam. Die Tiere trotteten hechelnd vor ihr her, schienen es nicht besonders eilig zu haben. Die junge Frau grüßte, musterte das offene Tor, lief dann weiter.
»Frau Kindler äußerte selbst am Telefon, dass sie unterwegs nach Oettingen sei, um dort das Auto zu verstecken«, sagte Braig, »das erzählte sie jedenfalls Frau Körner. Ich denke, das ist der Grund, weshalb wir es hier gefunden haben.« Er sah, wie seine Begleiterin mit sich rang, wartete auf eine Antwort.
»Ich kann es einfach nicht glauben.«
»Irgendwann unterwegs wird ihr die Scheune eingefallen sein.« Er betrachtete den Eingang, wandte sich an Decker. »Das Tor war früher nicht besser gesichert?«
Der Mann schüttelte den Kopf. »Hier gibt es nichts zu stehlen«, krächzte er dann schwerfällig.
Braig sah die baufällige Scheune, fand die Antwort plausibel.
»Und dann begegnete sie ihrem Mörder?«, fragte Monika Heller.
»Wahrscheinlich wurde sie auf einem Feldweg getötet«, sagte Braig. »Oder auf einem Acker. Die Techniker fanden Reste von Erde an ihrer Kleidung.« Er sah keinen Grund, diese Information vor seinen Begleitern geheim zu halten, hoffte insgeheim, ihre Erwähnung könne dazu beitragen, seinen Ermittlungen auf die Sprünge zu helfen.
»Auf einem Feldweg oder einem Acker?« Die Frau betrachtete ihn stirnrunzelnd. »Und auf dem Rückweg von hier in den Ort?«
Braig erinnerte sich, vor wenigen Minuten gleich am Rand Oettingens mehrere Ackerflächen passiert zu haben, fragte nach dem Weg, den Marianne Kindler am Abend ihres Todes wohl eingeschlagen hatte, um zu ihrer Wohnung zu gelangen. »Ist es derselbe, auf dem wir hergefahren sind?«
»Es war dunkel«, ließ sich Decker schwer verständlich vernehmen, »ja?«
Braig nickte, bestätigte die Vermutung des Mannes. »Es wird gegen zwanzig Uhr gewesen sein. Da ist es zur Zeit Nacht, vollkommen dunkel.«
»Vielleicht ist sie über die Äcker gelaufen.« Decker benötigte mehrere Anläufe, den Satz zu Ende zu sprechen, schaute fragend zu ihrer Begleiterin.
»Du meinst, unten vor dem Ort?«, fügte Monika Heller hinzu.
Der Mann nickte, ersparte sich eine weitere Antwort.
»Gegen zwanzig Uhr.« Die Frau atmete kräftig durch, fuhr sich durch die Haare. »Um diese Zeit führt Sabine Layer dort ihren Hund aus.«
Braig schaute überrascht auf. »Wo?«
»Am Ortsrand von Oettingen. Dort, wo die Acker in Obstbaumwiesen übergehen.«
»Jeden Abend?«
»Keine Ahnung. Ich habe nur die Leute schon darüber reden hören. Wenn Sie es genau wissen wollen, müssen Sie Frau Bachmann fragen.«
»Und Frau Kindler muss dort vorbeigekommen sein, wenn sie von hier nach Hause lief?«
»Wenn sie nicht einen riesigen Umweg gelaufen ist, ja.«
»Das heißt, die beiden Frauen könnten am Montagabend dort aufeinander getroffen sein.«
»Sie wollen doch nicht sagen, dass …« Monika Heller warf ihre Haare zurück, verharrte mitten in ihrer Bewegung, starrte den Kommissar an.
»Gar nichts will ich sagen«, gab er zurück, »ich weiß so wenig wie Sie, was dort passiert ist. Könnten Sie mir die Ackerflächen nachher bitte zeigen?«
Sie nickte, betrachtete ihn mit nachdenklichem Blick. »Frau Layer und Marianne, nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Das können Sie nicht glauben. Es ist absurd.«
»Wir wissen nicht, was an jenem Abend vorgefallen ist«, erwiderte er, »falls sie sich wirklich begegnet sind. Noch ist das eine bloße Vermutung.«
»Ob Vermutung oder nicht, das kann nicht sein«, beharrte seine Gesprächspartnerin, »zwischen Marianne und Frau Layer gab es nicht die geringste Differenz. Es ist ein einziger Glücksfall, dass die beiden aufeinander getroffen sind.« Sie hielt erschrocken inne, weil ihr der doppelte Sinn ihrer Worte bewusst wurde, winkte heftig ab. »Beruflich, meine ich natürlich.« Sie warf ihm einen wütenden Blick zu, schüttelte den Kopf. »Und selbst wenn sie sich an diesem Abend dort am Ortsrand getroffen hätten, wer sagt denn, dass nicht beide Opfer desselben Täters wurden?«
»Weshalb haben wir dann nur Frau Kindlers Leiche gefunden?«
»Was fragen Sie das mich?«, konterte Monika Heller, »ich bin keine Polizeibeamtin.«
Braig schwieg ein paar Minuten, wartete, bis sie sich wieder beruhigt hatte, fragte dann nach dem Auto Sabine Layers. »Wissen Sie, was für ein Modell sie fährt?«
»Einen roten Polo. Ich sah sie mehrfach damit.«
»Sie wissen nicht zufällig, ob der Wagen ebenfalls
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