Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwaben-Gier

Schwaben-Gier

Titel: Schwaben-Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
Vom Netzwerk:
scheint mir problematisch. Und dazu noch die Tatsache, dass sie genau dort ihren Hund ausgeführt haben soll, wo wir den Angriff auf die Tote vermuten … Ich will nicht ausschließen, dass es Zusammenhänge gibt.«
    »Obwohl du Frau Layer bisher eher als Täterin denn als weiteres Opfer vermutet hast.«
    Braig streckte beide Hände abwehrend in die Höhe, suchte im Internet die Verbindung nach Murrhardt, sah, dass der nächste Zug in zwanzig Minuten fuhr. »Ich muss mich beeilen«, sagte er, »ich möchte die Frau möglichst bald sprechen.«
    Neundorf nickte, lief aus dem Büro. »Wir hören voneinander«, sagte sie.
    Er fuhr den Computer herunter, nahm den Notizblock und seine Jacke, eilte zum Bahnhof. Die Luft war immer noch frisch; die niedrigen Temperaturen erinnerten daran, dass der Winter auch jetzt im frühen März offiziell immer noch im Kalender stand. Braig knöpfte seine Jacke sorgsam zu, passierte die modernen Fassaden des Cannstatter Carrees, dessen Ladenflächen, wie an den Werbeschildern zu erkennen, immer noch nicht komplett vermietet waren, erreichte den Bahnhof. Er war um jeden Meter, den er zu Fuß zurücklegte, froh, erinnerte sich nur ungern an die mahnenden Worte seines Arztes, endlich für mehr Bewegung zu sorgen.
    Der Zug war nur dürftig besetzt. Braig nahm in einer freien Vierergruppe Platz, ließ die Landschaft an sich vorbeifliegen. Fellbach, Waiblingen, die hohe Brücke über die Rems, Schwaikheim und Winnenden folgten einander in raschem Abstand, dann Backnang, Oppenweiler, der Blick auf die mächtige Burganlage von Reichenberg. Er erinnerte sich an die spektakuläre Aktion, in der sie vor Jahren oben an der Burg versucht hatten, eine Frau festzunehmen, die sie als mehrfache Mörderin verdächtigten: Ein Unterfangen, das schmählich scheiterte, war es ihr doch gelungen, sich vor seinen Augen selbst zu richten.
    Kurze Zeit später hatte der Zug Murrhardt erreicht. Er benötigte nur wenige Minuten, vom Bahnhof zur Buchhandlung zu gelangen, staunte über die Schönheit der Landschaft, obwohl er die Stadt schon mehrfach besucht hatte. Dicht bewaldete Berge, wohin er auch blickte, mittendrin das schmale langgestreckte Tal mit seinen wie in einem großen Park ins Grüne eingebetteten Häusern, auf einem Hügel darüber das ins Mittelalter zurückreichende Gebäude der Walterichskirche. Unzählige im ersten Frühlingskleid aufblühende Bäume. Ein Panorama, das kühnsten Urlaubsträumen mehr als gerecht wurde.
    Braig betrat die von einem großflächigen Schaufenster gezeichnete Buchhandlung gegenüber der alten Stadtmauer, sah zwei jüngere Frauen im intensiven Gespräch miteinander neben der Kasse stehen, einen großformatigen Bildband in den Händen. Er hörte, dass es um ein Geschenk für die Hochzeit eines befreundeten Paares ging, grüßte, betrachtete die gut bestückten Regale. Sie präsentierten eine große Auswahl an verschiedenen Büchern. Romane, Krimis, Ratgeber, Biographien. Er nahm eines in die Hand, sah den Titel Unser armer Schüler, blätterte es durch, las vom arrogant-egomanischen Gehabe Goethes und seinem rücksichtslosen Verhalten dem schwäbischen Dichterfürsten gegenüber. Als er die Seite umblätterte, hörte er das Klingeln der Kasse. Die Kundin bezahlte, steckte den Bildband in ihre Tasche, verabschiedete sich. Braig stellte das Buch ins Regal zurück, lief nach vorne.
    »Sie haben einen besonderen Wunsch?« Die hübsche schwarzgelockte Frau hinter der Kasse warf ihm einen erwartungsvollen Blick zu.
    Er erkannte sie an ihrer wohlklingenden Stimme, zog seinen Ausweis, stellte sich vor. »Braig vom LKA. Wir haben miteinander telefoniert.«
    »Sie sind tatsächlich schon hier?«, fragte sie. »So schnell?« Die Überraschung war ihr ins Gesicht geschrieben. »Wie haben Sie das geschafft?«
    Er schätzte sie auf Mitte dreißig, bewunderte ihre üppig schwarzen Locken. »Ich bin an einer raschen Aufklärung interessiert«, sagte er, »was Sie mir angedeutet haben, scheint von einiger Brisanz.«
    Sie hob die Hände, schaute ihn mit besorgter Miene an. »Ich hoffe nur, dass das alles ein einziges großes Missverständnis ist. Dass Sabine irgendwo in der Sonne liegt und sich ein paar freie Tage gönnt, ohne jemand davon zu sagen oder dass sie beruflich für eine Woche unterwegs ist. Dass wir uns hoffentlich völlig unnötig Sorgen um sie machen.«
    »Sie kennen den Hund von Frau Layer? Er streunt seit Dienstag durch Oettingen.«
    »Woody, oh nein! Das würde sie nie

Weitere Kostenlose Bücher