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Schwaben-Gier

Schwaben-Gier

Titel: Schwaben-Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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veranlasst?«
    Er wollte sich vorsichtshalber schon als potentiellen Kunden vorstellen, um den Mann nicht vorzuwarnen, verzichtete in letzter Sekunde darauf, brachte das Gespräch stattdessen auf den Punkt. »Ich arbeite beim LKA. Wir sind im Zusammenhang mit Finanzermittlungen auf Ihre Firma gestoßen. Ich sollte heute noch einen Termin mit Ihnen haben.«
    Die Antwort ließ wenige Sekunden auf sich warten. Braig spürte seine Nervosität. War es falsch, sich als Kriminalbeamter erkennen gegeben zu haben?
    »Um welche Finanzermittlungen geht es?«
    »Immobilientransfers«, antwortete Braig, »die möchte ich aber wirklich im persönlichen Gespräch abklären.«
    »Immobilientransfers? Das ist sehr allgemein. Davon lebe ich.«
    »Ein Termin. Wann treffen wir uns und wo?«
    Bosbach seufzte laut. »Sie sind ja wirklich hartnäckig.« Er ließ ein besänftigendes Lachen hören. »Also gut. Wie wäre es um vierzehn Uhr?«
    »Vierzehn Uhr. Und wo?«
    »Bei mir in Ludwigsburg in meinem Büro.« Er nannte Braig die Adresse, beschrieb ihm die Lage.
    »Nicht weit vom Marktplatz«, vergewisserte sich der Kommissar, »ja?«
    Der Mann bestätigte seine Vermutung, bat Braig, pünktlich zu sein. »Um sechzehn Uhr muss ich bei einem Kunden sein. Außerhalb.«
    Er sagte ihm zu, informierte Neundorf über den Termin und die Lage von Bosbachs Büro und verabredete sich dort mit ihr.
    Die Sonne schien von einem strahlend blauen Himmel, als er in Bad Cannstatt auf die Straße trat. Die Temperatur hatte spürbar zugelegt, Frühlingsstimmung lag in der Luft. Junge Leute in T-Shirts kamen ihm entgegen, Männer trugen ihre Jacken über dem Arm. Braig ließ sich Zeit, betrachtete die Baufortschritte des Cannstatter Carrees, folgte der Wörishofener Straße zum Amt. Er zog seine Karte, passierte die Sicherheitsschleuse, eilte die Treppen zu seinem Büro hoch. Als er sein Stockwerk betrat, sah er Stephanie Riedinger auf sich zukommen. »Wie geht’s?«, fragte er.
    Sie blieb stehen, verharrte unentschlossen auf der Stelle. Ihr sonst so freundliches Strahlen war einem gequält-bemühten Lächeln gewichen. »Na ja, es gab schon erfreulichere Tage«, antwortete sie.
    »Deine Ermittlungen?«
    Die junge Frau nickte.
    »Du kommst nicht vorwärts?« Er kannte das Gefühl zur Genüge. Tage, oft Wochen lang gab es keinen Fortschritt in den Untersuchungen, jeder neue Ansatz, über unzählige Stunden hinweg verfolgt, erwies sich als Fehlschlag.
    »Im Gegenteil«, erwiderte sie, »die Täter sitzen hinter Schloss und Riegel.«
    »Wie bitte?« Er starrte sie überrascht an. »Dann aber herzlichen Glückwunsch.«
    Stephanie Riedinger schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, ob es dazu einen Anlass gibt.« Sie streckte ihm ein Kuvert mit mehreren Fotos hin, das sie in Händen trug, wartete, bis er die Bilder vorgezogen hatte und sie aufmerksam betrachtete.
    »Der tote Obdachlose?«, fragte Braig. Er nahm sich ein Foto nach dem anderen vor, sah den Kopf und den Leib des vor wenigen Tagen in Untertürkheim ermordeten Mannes aus verschiedenen Positionen fotografiert vor sich. Die Aufnahmen ließen alle dem Vierzigjährigen zugefügten Verletzungen erkennen, entbehrten aber der sonst von Polizeifotos gewohnten Schärfe und Präzision. »Wer hat sie aufgenommen?«, fragte er.
    Stephanie Riedinger verzog keine Miene. »Die beiden Täter.«
    »Die …« Er begriff die Brisanz ihrer Aussage, brach mitten im Satz ab.
    »Wenige Sekunden, nachdem sie ihn zu Tode getrampelt hatten«, fügte sie hinzu.
    »Wie bitte?«
    »Mit ihrem Handy.«
    Er hielt die Fotos in seiner Hand, starrte seine Kollegin an. »Wozu?«, kam es ihm über die Lippen.
    »Wozu?« Sie schnaufte durch die Nase. »Das wüsste ich auch gerne. Aus Lust und Laune. Deshalb haben sie ihn auch totgeschlagen.«
    Braig holte tief Luft, steckte die Bilder in das Couvert zurück, reichte es ihr.
    »Moment«, sagte sie, zog zwei weitere Fotos aus dem Umschlag, hielt sie ihm hin.
    Er betrachtete die beiden Bilder, sah, dass es sich um Polizeiaufnahmen handelte. Sie zeigten zwei Jungen, die etwas verstört in die Kamera blickten. Braig schätzte sie auf vierzehn, fünfzehn Jahre. »Zwei typische pubertierende Milchgesichter«, meinte er.
    Ihre Antwort war kurz und bündig. »Die Täter.«
    Er wollte es nicht glauben, hoffte den Bruchteil einer Sekunde, sich verhört zu haben. Er öffnete den Mund zur Frage, sich ihrer Aussage zu vergewissern, verzichtete darauf. Ihr Gesichtsausdruck sprach Bände.
    »Manchmal ist

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