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Schwaben-Hass

Schwaben-Hass

Titel: Schwaben-Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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des BKA konnten sie es beweisen. Die Aufnahmen stammen aus dem Osten. Irgendwo in Polen oder so.«
    »Polen?« Neundorf betrachtete ihn kritisch, schaute dann wieder auf die Bilder. »Eine Lupe. Hast Du eine?«
    Braig kramte in seiner Schublade, reichte sie ihr.
    Neundorf sah alle Bilder durch, zog eines aus dem Stapel, legte es auf den Schreibtisch, betrachtete es ausführlich mit der Lupe. Stutzte und holte tief Luft.
    »Das ist nicht Polen«, sagte sie dann.
    »Daniel hat es untersucht. Straßenverhältnisse, Hausfassaden …«
    »Das ist Cheb«, erklärte sie, nahm ein anderes Foto, untersuchte es mit der Lupe. »Cheb in Tschechien.«
    »Du bist Dir sicher?«
    »Klar. Ich war selbst dort. Vor einem dreiviertel Jahr etwa. Genau hier.« Sie deutete auf den Vordergrund, nickte mit dem Kopf. »Ja, genau hier. Ich bin mir absolut sicher.«
    »Du kennst die Straße?«
    »Ja«, sagte sie, »und wenn mich nicht alles täuscht, der Ort, die Art der Aufnahmen, ihre Gestaltung und so, dann weiß ich leider auch, wer sie fotografiert hat.«
    »Wer?« Braig starrte sie sprachlos an.
    »Nicht unbedingt, aber sie könnte es sein.«
    Er legte ihr bewundernd die Hand auf die Schulter. »Wer? Sie? – Ich glaube, es ist gut, dass du wieder bei uns bist.«
    Neundorf seufzte laut. »Oder auch nicht. Wenn sie die Bilder wirklich aufgenommen und gefälscht hat, finde ich das gar nicht gut.«
    »Du kennst sie persönlich?«
    Die Kommissarin nickte. »Ich glaube, ja. Aber diese Fälschungen hätte ich ihr nicht zugetraut.«
    »Vielleicht war das jemand anderes.«
    »Wollen wir es hoffen.«
    »Du wirst versuchen, sie zu erreichen?«
    »Ich bin schon dabei.« Neundorf nahm die Fotos, steckte sie in das Couvert, lief aus dem Zimmer.

41. Kapitel
    Kurz bevor der Zug Winnenden erreichte, fiel es Weidmann siedend heiß ein. Sie hatten in Waiblingen ein Hotel gesucht, es in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs gefunden und dort übernachtet.
    »Ich will Ihnen keine unnötige Angst machen, wirklich nicht. Aber wenn ich irgendwo damit rechnen würde, dass man uns doch noch verfolgt, dann in Winnenden. Schließlich wissen sie genauso gut wie wir, dass Frau Litsche zuletzt hier war. Vielleicht spekulieren die darauf, dass sie ihr Material irgendwo in dieser Stadt versteckt hat und warten nur auf uns, damit wir sie an Ort und Stelle führen.«
    Er sah, wie sie erbleichte, biss sich vor Wut auf die Zunge, weil er seinen Verdacht laut ausformuliert hatte. Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.
    Aber war es nicht besser so? Vier Augen sehen besser als zwei, überlegte er. Sie mussten wachsam sein, sich nach allen Seiten umschauen.
     
    Die Schlosskirche lag etwa zehn Minuten vom Bahnhof entfernt, umgeben vom Grün des Schlossparks. Sie hatten Glück, trafen den Mesner am Eingang des Gotteshauses an, ließen sich die Tür öffnen. Der helle, schlichte Innenraum zeigte eine filigran geschnitzte Kanzel und einen aus Tannenholz gefertigten Hochaltar mit Darstellungen aus dem Leben Jesu. König und Weidmann blickten sich sorgsam um, als sie das Gotteshaus betraten, arbeiteten sich dann langsam durch die dunklen schweren Bänke. Sie mussten die Diskette finden, irgendwo hier in der Kirche.
    Michaela König tastete die Unterseite der Sitzflächen gründlich ab, spürte, wie ihr Herz beim geringsten Widerstand aufgeregt in eine schnellere Gangart zu verfallen schien. Zwei Nägel, Splitter, ein geborstenes Stück Holz, mehr war nicht zu finden.
    Weidmann sah ihre enttäuschte Miene, bemerkte ihre müde, gebückte Körperhaltung, als sie die Kirche verließen. »Sie haben fest damit gerechnet, dass wir das Material hier finden, ja?«
    Michaela König zuckte mit der Schulter, wusste nicht, was sie antworten sollte. »Langsam bin ich dabei, die Hoffnung endgültig aufzugeben.«
    Der Journalist schwieg ein paar Sekunden, verfolgte ein Auto, das an ihnen vorbeifuhr, mit seinem Blick. »Ich sehe noch eine Chance«, sagte er dann, bemerkte das schwache Aufleuchten in ihren Augen, »wenn ich daran denke, was mir der Architekt gestern erzählte.«
    Sie lief neben ihm her, wartete.
    »Es gibt ein wichtiges Argument, das für eine andere Kirche spricht. Ich glaube, wir haben es beide übersehen.« Er spürte seinen eigenen Frust, fürchtete, nicht besonders überzeugend zu klingen. Natürlich hatte auch bei ihm der erneute Misserfolg seine Spuren hinterlassen, war auch seine Zuversicht, die Diskette doch noch zu finden, mehr und mehr gewichen. Wenigstens das Auftauchen der

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