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Schwaben-Hass

Schwaben-Hass

Titel: Schwaben-Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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wie sie sie in ihre Hosentasche schob, lief eilig zur Tür. Die Gruppe heftig diskutierender Menschen stand immer noch zusammen, ihre Stimmung schien nicht minder angespannt als vorher. Wortfetzen von unfähigen Gemeinderäten und verrückten Kunstliebhabern schollen bis zu ihnen her.
    »Die Kunscht isch dieselbe Hur wie die Politik«, brüllte ein kleiner bierbäuchiger Mann, »und dass sogar der Alfred dafür stimmt, dass das Geld so nausgschmisse wird, werd i dem nie vergesse!«
    Michaela König trat aus der Kirche ins Freie, sah das Taxi auf dem Parkplatz stehen. Sie lief die Stufen abwärts, näherte sich den heftig diskutierenden Leuten, als ein Auto heranschoss. Noch ein Taxi. Der Wagen kam unmittelbar neben dem anderen zum Stehen, zwei Männer stiegen aus. Sie brauchte nicht zu überlegen, erkannte sie sofort: Der Bärtige starrte aufgeregt zu ihnen hoch.
    Michaela König packte Weidmann am Arm, riss ihn mit sich. Sie rannten an der Kirche entlang bis an deren Ende, sprangen die steilen Stufen einer Sandsteintreppe hinunter, folgten einer mit Pflastersteinen ausgelegten, holprigen Gasse abwärts, an kleinen, von Blumen und Büschen gesäumten Häusern vorbei. Spielende Kinder, plötzlich ein Auto, das einen Parkplatz suchte.
    Michaela König rannte weiter, das Keuchen Weidmanns im Rücken, die Fassade eines modernen Gebäudes mit der Aufschrift Kreiszeitung vor sich. Sie hastete weiter, geradeaus, an einem von niedrigen Häusern gesäumten kleinen Platz vorbei, wusste plötzlich, wie sie sie gefunden hatten. Der Taxifahrer, sie hätten ihm verbieten müssen, ihr Fahrtziel an die Zentrale durchzugeben.
    Weidmann hinter ihr japste nach Luft. Sie sprang an einem korpulenten Mann vorbei, der rauchend vor den mit Teppichen bestückten Schaufenstern eines Ladens stand, rannte über die schmale, steil abwärts verlaufende Marktstraße, veranlasste einen Stadtbus in letzter Sekunde zur Vollbremsung. Vorbei an einem Drogeriemarkt, mehrere Treppen abwärts, dazwischen kleine Absätze, dann in die Fußgängerzone. Sie spürte das Stechen in den Seiten, blieb einen Moment stehen. Weidmann keuchte erbärmlich.
    Die Fußgängerzone war voller Leben. Links die Tische und Stühle eines Eiscafes, vor allem von jungen Leuten besetzt, die die warmen Strahlen der Sonne genossen.
    Sie hetzte weiter, spürte plötzlich den Bärtigen hinter sich. Weidmann torkelte, schob sich mit unkoordinierten Bewegungen, hochrotem Gesicht und angestrengtem Keuchen wie ein Betrunkener an den Jugendlichen vorbei. Einige lachten, verfolgten die erschöpften Gestalten mit belustigten Blicken.
    Ich kann Ihnen helfen, hatte er ihr versichert, kann Sie ein Stück weit beschützen. Zu Zweit sind wir stärker, haben wir größere Chancen. Sie lachte bitter, versuchte, sich auf sich selbst zu konzentrieren. Er stellte keine Hilfe mehr da. Wenn er ihr je genutzt hatte.
    Sie erreichte den Rathausplatz, spurtete um die Ecke, stieß beinahe mit einer jüngeren Frau zusammen, die in gebückter Haltung im Eingangsbereich eines Ladens ein stechend riechendes Reinigungsmittel in einen Eimer Wasser schüttete. Michaela König ahnte die Chance blitzschnell. Sie stieß die Frau zur Seite, riss ihr die Plastikflasche aus der Hand, schüttete den Inhalt vollends in den Eimer. Der scharfe Geruch stach ihr in die Nase, drohte, ihr Bewusstsein zu vernebeln. Die junge Frau begann zu schreien, versuchte, wieder auf die Beine zu kommen. Zwei Männer, die wenige Meter entfernt standen, starrten überrascht zu ihr her.
    Michaela König packte den Eimer, riss ihn hoch. Der Bärtige war keine zwei Meter hinter Weidmann, als ihm die ätzende Flüssigkeit ins Gesicht klatschte. Sie sah, wie der Verbrecher nach Luft schnappte, dann sein Gleichgewicht verlor und zu Boden stürzte.
    Sie packte Weidmann am Arm, rannte den Rathausplatz hoch. Hinter ihr lautes Schreien, Schimpfen und Gelächter.
    »Hui, des isch aber a wilde Furie«, rief ein Mann.
    Michaela König sprang zum Brunnen, sah, dass zwei städtische Arbeiter mit einem Rechen in seinem Becken herumstocherten. Die von Gänsen umringte Frauenstatue in luftiger Höhe über dem Wasser streckte ihr den Rücken zu. Mitten auf dem leicht ansteigenden Gelände, direkt neben dem Brunnen, stand ein städtischer Lastwagen.
    Sie zwängte sich zwischen den mit orange-leuchtenden Latzhosen bekleideten Arbeitern durch, stolperte einem auffallend großen, mit einem dunklen Mantel bekleideten Mann in die Arme. Sie sah die überraschten Augen

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