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Schwaben-Hass

Schwaben-Hass

Titel: Schwaben-Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Berlin bereits erkundigt?«
    »Leider ohne Erfolg. Die wissen angeblich nicht, weshalb ihr Mitarbeiter heute in den Süden fuhr. Er hatte nur ein großes, sorgfältig recherchiertes Projekt angekündigt, für das ihm einer der kommenden Samstags-Titel reserviert wurde. Worum es dabei gehen sollte, weiß angeblich niemand.«
    »Die Fotos mit dem Minister?«, spekulierte Hofmann.
    Der Kommissar steckte die Bilder in ein Couvert, zog die Plastikhandschuhe von den Fingern. »Ich habe die Aufnahmen bei meinem Gespräch mit der Redaktion übrigens nicht erwähnt. Schlafende Hunde wecken ist nie gut. Vielleicht waren sie tatsächlich nur dem Journalisten selbst bekannt.«
    »Das ist vernünftig. Wir müssen sehr vorsichtig sein.« Der Oberstaatsanwalt setzte seine Brille wieder auf, lehnte sich zurück. »Ich kann es nicht fassen. Ausgerechnet er. Ich hätte es vielen zugetraut in dieser Partei – nur ihm nicht.«
    Braig wusste ja, dass Hofmann nicht über die Schiene der beiden Regierungsfraktionen in seine Position gekommen war, wunderte sich dennoch über die offenen Worte.
    »Der Minister gilt, was immer ich höre, als überraschend liberal und offen. Aber das muss natürlich nichts heißen. Man sieht es den Leuten nicht an, oder?«
    Der Kommissar schüttelte den Kopf und lachte bitter. »Nein, sonst hätten wir es sehr viel einfacher in unserem Beruf.«
    Hofmann nickte. »Haben wir das Kennzeichen des Tatfahrzeugs?«
    »Leider nein. Nicht einmal über die Farbe sind sich die Leute einig. Schwarz, dunkelblau, grün, grau – so lauten die Augenzeugenberichte. Die Sonne blendete zu stark. Ein BMW. Wahrscheinlich 3er-Reihe.«
    »Die Werkstätten sind informiert?«
    »Alle. Die Listen mit den gestohlenen Fahrzeugen der vergangenen Monate lasse ich bereits überprüfen. Es sind erfahrungsgemäß viele BMWs dabei. Aber die verschwinden bekanntlich oft im Osten.«
    »Wie viele Leute saßen in dem Wagen? Gibt es wenigstens dazu verlässliche Aussagen?«
    »Eine Person. Angeblich ein Mann mit Sonnenbrille. Mehrere Zeugen erinnern sich daran.«
    »Beschreibung?«
    Er nickte, wies auf einen Computerausdruck. »Alter: Dreißig bis Vierzig. Dunkle Haare, Typ Südländer, relativ kleine, eher schwache Figur. Trug ein dunkles, angeblich gestreiftes Jackett. Seltsam, was die Leute alles gesehen haben wollen. Wenn es wirklich stimmt.«
    »In welche Richtung verschwand der Täter?«
    Braig zog einen Stadtplan Winnendens aus seinen Papieren, fuhr die Straßen mit seinem Kuli entlang, um seine Worte zu verdeutlichen. »Hier ist der Tatort in der Fußgängerzone. Das Auto kam aus der Mühltorstraße, überfuhr an deren Einmündung in die Marktstraße den Journalisten, raste dann geradeaus weiter durch die sehr schmale Schlossstraße, wobei mehrere Schilder und Auslagen kleiner Geschäfte zu Bruch gingen. Soweit ich bisher ermitteln konnte, raste er bis zur Wallstraße, folgte dieser zur B 14 und verschwand dann in Richtung Stuttgart. Auf der Bundesstraße verlieren sich die Spuren.«
    Hofmann nahm seine Brille wieder ab, rieb die Gläser am linken Ärmel seines Jacketts. »Was ich nicht verstehe: Wenn es um die Fotos ging – wieso bringt der Mörder den Mann um, lässt aber die Aufnahmen am Tatort zurück? Das passt doch nicht!«
    »Das Attentat war anders geplant. Irgendetwas kam dazwischen und hinderte den Killer daran, die Bilder an sich zu reißen.«
    »Wir werden bei dem Minister auf jeden Fall nachfragen müssen, sobald ihre Echtheit geklärt ist. Diskret, versteht sich.«
    Braig nickte, blickte aus dem Fenster. Die oberen Stockwerke des Landeskriminalamtes im Stuttgarter Stadtteil Bad Cannstatt, in denen auch Hofmanns Büro lag, erlaubten eine weite Rundumsicht über die von Autoschlangen verstopften Straßen und Parkplätze des Neckartals, weiträumigen Industrieanlagen und Wohnsiedlungen links und rechts des geradlinig kanalisierten Flusses. Die Hügel beidseits des über und über industrialisierten Tales präsentierten frisch grünende Wälder und Rebhänge.
    Er riss sich von seinen Gedanken los: »Und dann gibt es da noch die große Unbekannte«, sagte er.
    »Wie bitte?« Jürgen Hofmann blickte seinen Gesprächspartner überrascht an, setzte seine Brille wieder auf.
    »Oder besser: Eine kleine Unbekannte.«
    »Darf ich um Erklärung bitten?«
    »Mehrere Zeugen sahen eine total verstörte Frau vom Tatort weglaufen. Der Kellner erinnert sich, dass sie mit dem Journalisten zusammengesessen hatte und sich mit ihm unterhielt. Er

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