Schwaben-Hass
hinweg wieder ins Gespräch bringe, bundesweit, mit Schlagzeilen im ganzen Land. Es stamme nicht von ihm, betonte er noch, aber er habe die Person, die das recherchiere, an der Hand. Die Sache sei äußerst brisant und gefährlich, aber sehr wichtig, müsse unbedingt an die Öffentlichkeit, sie sei genau das Richtige für die tageszeitung.«
Braig starrte den Mann mit großen Augen an. »Er deutete das Thema dieser Recherchen an?«
Nolski atmete tief durch. »Krieg«, sagte er, »irgendwelche Verwicklungen bestimmter Konzerne und Personen in einen Krieg.«
13. Kapitel
Die Pressekonferenz der Tübinger Kriminalpolizei war auf zehn Uhr anberaumt. Der Termin schien nicht besonders klug gewählt, erreichte man ohne rechtzeitige Ankündigung so früh am Morgen doch nur einen Teil der Journalisten. Im Kreis der Polizeiführung sah man sich dennoch außerstande, auf einen späteren Termin auszuweichen, die Ergebnisse der in den letzten Stunden in mühsamer Arbeit zusammengetragenen Untersuchungen erwiesen sich als dermaßen brisant, dass man die Öffentlichkeit so schnell wie möglich einschalten wollte.
Trotz des ungeschickt anberaumten Zeitpunkts erregte die Meldung der Polizeidirektion genügend Aufsehen, gab es im weitgehend braven Tübingen zum Glück nur selten wenig mehr an kriminellen Delikten außer Alltäglichem. Als sich dann auch noch das Gerücht verbreitete, eine Dozentin der Universität, des mit Abstand wichtigsten Arbeitgebers der Stadt, sei in die Angelegenheit verwoben, war plötzlich großes Interesse an der Konferenz zu verspüren. Der große Saal zeigte sich schon zehn Minuten vor Beginn mehr als zur Hälfte gefüllt.
»Es ist leider kein erfreulicher Anlass, was uns bewog, Sie heute Morgen einzuladen«, eröffnete der Pressesprecher der Polizei die Konferenz, »aber das sind Sie bei uns wohl gewohnt.«
Sein süffisantes Lächeln wirkte krampfhaft aufgesetzt. »Um es kurz zu machen: Wir fanden heute Morgen gegen sechs Uhr nach einem Hinweis eines Hundebesitzers, die Leiche einer jungen Frau, die heute nacht von einem Auto überfahren und getötet wurde.«
Der Sprecher fuhr sich über seine glatten, dunklen Haare, rückte seine Krawatte zurecht, trank aus einem kleinen Glas einen Schluck Mineralwasser. Er war um die Fünfzig, dezent mit einem modischen Zweireiher bekleidet, geübt darin, seine Botschaft und vor allem sich selbst in Szene zu setzen.
Betont nüchtern setzte er seine Ausführungen fort. »Fundort der Leiche: Ortsrand von Bebenhausen. Durch den Gerichtsmediziner ermittelter Zeitpunkt ihres Todes: Zwischen null und drei Uhr früh. Name der getöteten Person: Verena Litsche. Alter: 37. Geburtsort: Karlsruhe. Beruf: Journalistin.«
Der Pressesprecher unterbrach seine Ausführungen, weil ein deutliches Gemurmel unter den Zuhörern zu vernehmen war.
»Journalistin?«, rief ein junger Mann mit kräftiger Stimme, »für wen tätig?«
Der Referent schüttelte den Kopf: »Das ist uns bislang nicht bekannt.«
Er wies weitere Meldungen mit ausgestreckter Hand ab, deutete auf die Kripobeamten an seiner Seite. »Gestatten Sie mir jetzt doch bitte, in meinen Ausführungen weiter fortzu- : ahren. Einzelfragen beantworten in gewohnter Manier meine weit besser informierten Kollegen in wenigen Minuten.«
Die Journalisten beruhigten sich nur langsam.
»Das Fahrzeug, mit dem Frau Litsche überfahren wurde, ist von uns identifiziert worden. Es handelt sich um einen VW Polo, der etwa fünfhundert Meter vom Ort des tödlichen Geschehens entfernt gefunden wurde. Das Auto ist mit außergewöhnlich breiten Reifen bestückt, die durch Überfahren eindeutig den Tod Frau Litsches verursachten. Offensichtlich auf der Flucht blieb der oder vielmehr die in Panik geratene mutmaßliche Täterin«, erneut machte sich deutliches Getuschel breit, »an einem Baumstamm im Wald am Rittweg Richtung Tübingen stecken.«
»Heißt das, Sie wissen bereits, wer für die Tat verantwortlich ist?«, rief eine junge Frau.
Der Pressesprecher schüttelte bedächtig den Kopf. »Ich ritte um etwas Geduld.«
Das Gemurmel unter den Anwesenden nahm zu.
»Das aufgefundene Tatfahrzeug befindet sich im Besitz einer Dozentin unserer Universität.«
Die Unruhe im Saal verstummte für einen kurzen Moment, nahm dann aber an Intensität zu.
»Von welcher Fakultät?«
»Name?«
»Wer ist die Frau?«
Die Fragen kamen von allen Seiten.
»Meine Damen und Herren!« Der Pressesprecher ließ sich las Heft nicht aus der Hand nehmen. Er
Weitere Kostenlose Bücher