Schwaben-Hass
ausgeübter Verbrechen geworden waren. Zweier Verbrechen, die garantiert in einem Zusammenhang miteinander standen.
Braig sah auf, sah Felsentretter vor sich stehen. »Wo sind Albaner?«
»Fingerabdrücke. Im Mörder-BMW in Winnenden.«
»Wer sagt das?«
»Hier«, Felsentretter wies auf die Papiere in seiner Hand, »der abschließende Untersuchungsbericht.«
Braig war wohl oder übel gezwungen, das Schreiben anzunehmen, drückte sich an dem Kollegen vorbei in sein Büro. Der Bericht umfasste mehrere Seiten, beinhaltete die Untersuchung des gestohlenen Autos, mit dem der Journalist Nuhr in Winnenden getötet worden war. Helmut Rössle und Markus Schöffler hatten ihn gemeinsam unterzeichnet.
Braig überflog die Papiere, fand die Aussage Felsentretters bestätigt. Einer der zahlreichen Fingerabdrücke, die sie im Innenraum des Fahrzeugs gefunden hatten, ließ sich nach dem Datenabgleich mit der Interpol-Fahndungsliste auf einen Kosovoalbaner, namens Hasim Foca, zurückführen. Der Mann war eines Doppelmordes wegen, den er in Italien an einem Fabrikantenehepaar verübt haben sollte, festgenommen und erkennungsdienstlich behandelt worden, dann jedoch, vor genau zwei Jahren, wie Braig an den Daten erkannte, bei der Überführung in eine andere italienische Haftanstalt seinen Bewachern entflohen.
»Pack«, zischte Felsentretter, »elendes Pack.« Er stellte sich neben Braigs Schreibtisch, ließ einen Kugelschreiber im Kreis herumtanzen.
»Woher haben Sie die Papiere?«, fragte Braig.
»Von den Technikern durchgefaxt. Vor einer Stunde etwa.«
Braig griff zum Telefon, wählte Rössles Nummer. Er schaute auf seine Uhr, sah, dass es spät geworden war. Zwanzig nach Sechs. Rössle war wohl längst gegangen.
»Alle achtzig Deifel von Sindelfinge«, hörte er im selben Moment, »was isch jetzt schon wieder los?«
»Braig. Ich habe deinen Bericht über das Tatfahrzeug von Winnenden.«
»Der stammt nicht nur von mir. Schöffler war genauso beteiligt.«
»Prima, tolle Arbeit. Ihr habt tatsächlich einen Albaner identifiziert.«
»Das hent ihr net erwartet.«
»Nein«, gestand Braig, »das nicht.«
»Es war auch sehr mühsam«, bruddelte Rössle, »a Saugschäft.«
Braig glaubte ihm aufs Wort, weil er wusste, wie fleißig der Kollege war.
»Der Karren war voll mit Abdrücken. Oben, an der Scheibe, der Konsole, den Sitzen. Allesamt von dem Besitzer, seiner Frau und seinen Kindern. I wollt schon aufgebe, hätts beinahe übersehe. Der Albaner war unte am Fahrersitz. Dort, wo du das Ding vor- oder zurückschiebsch.«
Der Kommissar ahnte, dass die Techniker das Fahrzeug stundenlang untersucht hatten. Schöffler und Rössle gemeinsam, damit ja nichts übersehen oder vergessen wurde. Schwäbische Gründlichkeit, eines der Fundamente für die hohe Aufklärungsquote des Stuttgarter Landeskriminalamtes.
»Der Schöffler war drei Stund dabei, ich heut noch Mal dasselbe. Wenn’s reicht.«
»Vielen Dank.« Braig überlegte, äußerte dann das Problem, das er bei der Durchsicht der Papiere nicht geklärt sah. »Woher habe ich die Garantie, dass dieser Albaner am Tag des Mordes in dem Auto saß?«
»Garantie? Alle achtzig Deifel von Sindelfinge, der Herr will eine Garantie!«
»Theoretisch kann der Mann also schon vor längerer Zeit seinen Abdruck hinterlassen haben.«
»Wenn der Besitzer nix Besseres zu do hat als kriminelle Albaner ins Auto zu lasse, bestimmt. Ruf ihn halt an!«
Braig dankte Rössle nochmals für seine Arbeit, sah zu Felsentretter auf, der immer noch an seinem Schreibtisch lehnte. »Der Besitzer des Fahrzeugs, wissen Sie zufällig noch seinen Namen?«
Der bullige Kollege lachte. »Sie wollen ihn fragen, ob er was von einem Albaner weiß?«
»Wir müssen klären, ob der Abdruck wirklich …«
»Habe ich schon erledigt«, unterbrach ihn Felsentretter, »ich telefonierte mit dem Mann. Schmitt heißt er, mit Doppel-T.«
»Und?« Braig versuchte, seine Überraschung zu verbergen.
»Mit Albanern hat er nichts am Hut. Er war sich absolut sicher, dass niemand an seinem Wagen war.«
»Es sei denn …«
»Die Werkstatt. Vor drei Monaten hatte er eine Inspektion. Ich habe dort nachgefragt. Vor zehn Minuten. Sie haben keine Albaner beschäftigt. Nicht heute und nicht früher. Niemals.«
Braig staunte im Stillen über die Cleverness des Kollegen. »Dann können wir fast davon ausgehen, dass dieser Typ mit dem Mord zu tun hat. Sie haben die Fahndung nach ihm aktualisiert?«
Felsentretter nickte. »Höchste
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