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Schwaben-Hass

Schwaben-Hass

Titel: Schwaben-Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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geschlafen, war erst zu sich gekommen, als die Sonne schon hoch am Himmel stand. Der Blick in den Spiegel hatte ihr genügt, sich trotz der Fahndungsplakate auf die Straße zu wagen. Die Frau, die ihr entgegenblickte, war selbst ihr völlig fremd.
    So sicher sie sich fühlte, ihr Handy oder den Apparat der Wohnung wollte sie nicht benutzen. Man wusste nie.
    »Die tageszeitung, Kunst.«
    Sie schluckte, überlegte, wie sie anfangen solle. »Sie hatten vor, mit Frau Litsche zusammenzuarbeiten?«
    Die Frau am anderen Ende war offensichtlich überrascht. »Das ist richtig, ja.«
    »Frau Litsche ist tot.«
    »Sie wurde ermordet, ja.«
    Ein Auto fuhr mit laut knatterndem Auspuff vorbei. Michaela König verfolgte es mit ihrem Blick.
    »Sie wissen mehr darüber?«, fragte die Frau.
    »Ja und nein.« Sie zögerte. »Ich wollte mich bei Ihnen erkundigen, wer dafür verantwortlich ist.«
    Sie hörte das Getuschel am anderen Ende der Leitung, schaute sich nach allen Seiten um.
    »Das wüssten wir selbst gerne«, antwortete Klaudia Kunst, »darf ich fragen, wer Sie sind?«
    »Später. Arbeiten Sie mit der Polizei zusammen?«
    Die Antwort kam schnell. »Das ist nicht gerade unsere starke Seite. Wenn Sie die tageszeitung kennen, sollten Sie darüber Bescheid wissen.«
    Natürlich kannte sie das Blatt. Sie hatte es oft genug – meist mit großer Zustimmung – gelesen. Die tageszeitung war wahrlich nicht das staatstragendste Presseorgan.
    »Verena Litsche hatte wahnsinnige Angst wegen ihrer Recherchen, die sie bei Ihnen veröffentlichen wollte. Sie fürchtete, ermordet zu werden.«
    »Was dann auch geschah.«
    »Ich war dabei.«
    Am anderen Ende war Ruhe, keine Reaktion. Drei, vier, fünf Sekunden. Dann kam die verzerrte Stimme der Redakteurin. »Können Sie das wiederholen?«
    »Sie nehmen das Gespräch auf Band?«
    »Kennen Sie die tageszeitung nicht besser?«
    »Doch.« Michaela König beruhigte sich, entspannte. »Ich war dabei, als sie ermordet wurde«, wiederholte sie.
    »Sie kennen den Mörder?«
    »Ich habe die Männer gesehen, ja. Sie ermordeten Verena und einen Taxifahrer. Ich konnte entkommen. Seitdem sind sie hinter mir her.« Sie spürte die Angst, das ungute Gefühl in sich, sah sich misstrauisch um. Eine Gruppe von Schülern strömte zur Stadtbahnhaltestelle Schreiberplatz.
    »Wir werden alles tun, Ihnen zu helfen. Wenn wir können.«
    »Danke. Ich habe trotzdem Angst.«
    »Wie ist es geschehen? Die Polizei behauptet, eine Freundin habe Frau Litsche getötet. Können Sie es kurz erzählen?«
    »Die Version mit der Freundin ist eine Lüge. Von den wirklichen Tätern manipuliert.« Michaela König berichtete von der Taxifahrt, den angeblichen Polizisten, ihrer Flucht.
    »Wer sind die Männer? Wie sehen sie aus?«
    Ein Auto stoppte unweit der Telefonzelle, zwei muskulöse Gestalten stiegen aus.
    »Sie waren als Polizisten verkleidet. Der eine groß, schätzungsweise 1,90 Meter, kräftig, dunkler, großer Bart.«
    Sie sah, wie das Auto weiterfuhr. Die Männer blieben stehen, diskutierten miteinander, liefen dann in die andere Richtung davon. Erleichtert atmete sie auf.
    »Der andere klein, stechende Augen, breite Koteletten. Ein schmaler, verkniffener Mund, Hakennase. Er stinkt widerlich nach herbem Rasierwasser.« Sie hatte den Duft unwillkürlich in der Nase. Draußen vor der Zelle stand ein Mann, fixierte sie mit strengem Blick. Michaela König spürte, wie ihre Knie zitterten.
    »Ich habe ihre Angaben notiert. Das ist aber nicht genug. Sie müssen einem Zeichner Gelegenheit geben, die Typen vor ihnen zu entwickeln. Kommen Sie zu uns nach Berlin. Dann veröffentlichen wir die Bilder. Morgen, in der nächsten Ausgabe. Zusammen mit Ihrem Bericht über die Morde. Einverstanden?«
    »Das geht nicht. Ich fühle mich nur sicher, solange ich hier bin.« Sie starrte nach draußen, betrachtete den Mann, der sich gerade eine Zigarette anzündete.
    »Dann komme ich zu Ihnen. Heute noch. Mit einem Fachmann, der die Bilder zeichnet.«
    Michaela König schwieg, drehte sich von dem Mann weg, der sie offen angaffte.
    »Sie müssen uns helfen«, beharrte Klaudia Kunst, »wir können die Mörder nur gemeinsam überführen. Oder wollen Sie zur Polizei?«
    »Das sagen ausgerechnet Sie?«
    Klaudia Kunst fing an zu stottern. »Entschuldigen Sie, ich weiß nicht …«
    »Ich kann nicht zur Polizei. Jetzt nicht.« Ihr habt gut reden. Hinter euch sind sie nicht her.
    »Würden Sie die beiden Männer noch einmal beschreiben?«Sie versuchte es,

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