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Schwaben-Hass

Schwaben-Hass

Titel: Schwaben-Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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aufhielt. Das Traumschloss in der Hasenbergsteige bot ihr den unauffindbaren Zufluchtsort, der es ihr in der gegenwärtigen Situation erlaubte, zu überleben. Gleichgültig, wie intensiv die Mörder nach ihr suchten.
    Ob sie schon wussten, dass sie in Stuttgart war?
    Michaela König glaubte es nicht. Woher sollten sie es erfahren haben?
    »Helfen Sie uns. Bitte«, hatte sie die Worte der Redakteurin der tageszeitung in den Ohren. »Bitte melden Sie sich wieder.«
    Sie schwankte hin und her, wusste nicht, was tun. Von der Wohnung oder ihrem Handy aus telefonieren? Nein, so leichtfertig wollte sie ihr Versteck nicht aufs Spiel setzen. Gab es nicht neue Methoden, den Standort eines Anrufers schnell zu lokalisieren? Vielleicht überwachten sie die tageszeitung, weil sie wussten, dass Litsches Recherchen dort erscheinen sollten.
    »Wir erhielten einen anonymen Anruf von einer Frau. Angeblich hat sie die gesamten Untersuchungen auf Diskette. Direkt von Frau Litsche. Heute ruft sie wieder an. Wir nehmen ihre Stimme auf Band. Vielleicht kennen Sie die Frau. Bitte melden Sie sich wieder. Helfen Sie uns. Bitte.«
    Eine Frau, die angeblich das ganze Material Verenas auf Diskette hatte. Sämtliche Recherchen, derentwegen sie, der Journalist und der Taxifahrer ermordet worden waren.
    Wer konnte das sein? Um welche Frau handelte es sich?
    Michaela König spürte, dass es keine andere Möglichkeit gab. Wenn sie je erfahren wollte, was so brisant war, dass skrupellose Verbrecher Menschen ermordeten, um eine Veröffentlichung zu verhindern, blieb ihr kein anderer Weg. Sie musste sich wieder mit der Zeitung in Verbindung setzen. Vielleicht kannte sie die Stimme der Frau tatsächlich und konnte dazu beitragen, den Hintermännern auf die Spur zu kommen?
    Sie nahm all ihren Mut zusammen und verließ das Haus. Die Dämmerung war vor wenigen Minuten angebrochen, der Stuttgarter Talkessel lag in einem glitzernden Lichtermeer unter ihr. Michaela König hielt den Kopf streng auf den Boden gesenkt, versteckte sich unter dem dunklen Schirm, um neugierigen Blicken und vereinzelten Regentropfen zu entgehen. Sie folgte der Hasenbergsteige aufwärts, nahm einen anderen Weg, um allen Eventualitäten vorzubeugen. Die Stufen der Hasenbergstaffel führten in stark abschüssigem Lauf zur Röckenwiesenstraße hinunter. Wenige Minuten später hatte sie eine Telefonzelle erreicht.
    Sie schlüpfte vorsichtig in das erleuchtete Häuschen, drückte sich den Schirm vors Gesicht. Die Chefredakteurin der tageszeitung war sofort am Apparat.
    »Wir haben auf Ihren Anruf gewartet. Danke.«
    »Sie glauben, ich kann helfen?«
    »Ich hoffe es. Die Frau hat sich wieder gemeldet, vor zwei Stunden etwa.«
    »Und? Haben Sie sie auf Band?«
    Sie hörte Getuschel am anderen Ende, vernahm verschiedene Stimmen.
    »Verzeihung«, meldete sich Klaudia Kunst, »mein Kollege brachte den Recorder. Wir würden Ihnen die Stimme der Frau gern vorspielen. Einverstanden?«
    »Fangen Sie an.«
    Michaela König blickte sich prüfend um. Auto auf Auto schob sich die Reinsburgstraße hinunter. Die Fahrbahn war nass, eine Regenkaskade peitschte an die Scheibe.
    »Haben Sie es sich überlegt?«, hörte sie die Stimme fragen. Sie klang tief, sehr tief sogar, fast männlich, trotz der Verzerrung durch die Telefonleitung.
    »Sie können die Million haben«, antwortete eine andere Frau, langsam, fast getragen, »wir versuchen, das Geld aufzutreiben.«
    Die Stimme am anderen Ende ließ auf sich warten. »Oh, das klingt auf einmal ganz anders.« Die Person war offensichtlich überrascht.
    »Die Diskette ist für uns extrem wichtig. Wir wollen die Untersuchungen Frau Litsches unbedingt veröffentlichen.«
    »Gut«, sagte die Frau, »Sie sollen das Material haben. Von mir aus heute noch. Aber erst will ich das Geld sehen. Bis wann sind Sie soweit?«
    Die Stimme war ihr bekannt, sie hatte sie schon gehört. Live, nicht verzerrt durchs Telefon. Michaela König überlegte fieberhaft, wann sie der Frau begegnet war.
    »Heute Abend«, antwortete die Gesprächspartnerin, »wir können Ihnen eine erste Anzahlung übergeben.«
    »Anzahlung?« Die Stimme klang ärgerlich. »Was heißt Anzahlung?«
    Sie hatte sie gehört, sie war sich absolut sicher. Wo, in welchem Zusammenhang?
    »Kennen Sie die Frau?«, unterbrach Klaudia Kunst die Tonbandaufzeichnung. »Sie scheint mit Frau Litsche per Du gewesen zu sein.«
    Michaela König zögerte. »Moment«, erwiderte sie, »kann ich noch ein Stück hören?«
    Das Band

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