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Schwaben-Hass

Schwaben-Hass

Titel: Schwaben-Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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ermordeten Litsche.«
    »Fingerabdrücke des Albaners?«
    »Nein, damit kann ich nicht dienen. Aber ein neuer Aspekt, der die Behauptung einer Auseinandersetzung zwischen zwei Frauen ins Wanken bringt. Zum einen haben wir mehrere Augenzeugen, von der Bedienung bis zu anderen Gästen, die Frau Litsche und Frau König in der Mordnacht in einem Lokal namens Ammerschlag friedlich miteinander sprechen sahen. Keine Spur von Streit. Und dann ist da noch eine Vermisstenmeldung, die die ganze Sache in ein neues Licht rückt. Seit der Mordnacht ist nämlich ein ausländischer Student verschwunden, der als Taxifahrer arbeitete. Seit Jahren sehr zuverlässig, wie der Besitzer des Fuhrunternehmens äußerte. Die letzte Mitteilung, die von ihm um 0,20 Uhr an die Zentrale durchgegeben worden war, besagte, dass er zwei Frauen nach Bebenhausen fahre. Bebenhausen, verstehst Du, dort wo diese Litsche wohnte. Zwanzig Minuten nach Mitternacht. Das entspricht in etwa auch der Zeit, in der Litsche gemäß Arztbericht überfahren wurde. Seither gibt es kein Lebenszeichen von dem Mann mehr.«
    Braig versuchte, Söhnles Worte zu überdenken. »Das heißt, der Taxifahrer hängt mit in der Sache drin. Entweder als Täter oder als Opfer.«
    »Genau«, bestätigte Söhnle, »das denken wir auch. Vielleicht wissen wir mehr, wenn wir das Taxi finden. Das ist nämlich ebenfalls verschwunden.«
    »Woher stammt der Mann? Haben wir was über ihn?«
    »Erkan Okrim. Ein Kurde mit türkischem Pass. Er scheint absolut sauber, wir fanden bisher jedenfalls nichts.«
    »Auf jeden Fall kein Albaner. Aber vielleicht eine Verbindung zu diesen Kreisen?«
    »Wir wissen noch nichts. Er studierte Medizin, lebte seit zwei Jahren in Deutschland, sprach fast perfekt Deutsch, wie sein Arbeitgeber erklärte. Ich werde jetzt versuchen, die Nachbarn in dem Studentenwohnheim zu erreichen, in dem er lebte. Die haben zwar Semesterferien, aber vielleicht finde ich doch jemand.«
    »Gut. Hoffentlich kommt ihr weiter. Ich werde Hofmann über die neue Sachlage informieren, damit ihr weiter freie Hand habt.«
    »Okay. Ich melde mich, sobald es etwas Neues gibt.«
     
    Braig legte das Telefon zurück, spürte das Stechen in seinem Kopf. Er musste sich Zeit lassen, die Fülle der neu eintreffenden Informationen zu verarbeiten und sie in die richtige Beziehung zueinander zu bringen.
    Warum war der Kurde verschwunden? Hatte er mit dem Mord an dieser Journalistin zu tun? Verdiente er sein Geld ebenso wie der Albaner als Auftragskiller, sobald sich nur die passende Gelegenheit dazu ergab? Wie viel mochte ein solcher Mord bringen? Fünfzigtausend? Hunderttausend? Oder mehr?
    Hunderttausend waren viel für einen Mann aus Kurdistan, es sei denn, er stammte aus einer betuchten Familie. Doch wer hatte schon dieses Glück?
    Vielleicht hatte der Mann nur pro forma als Student in Tübingen gelebt, dazu als Taxifahrer gejobbt, bis sich ein großer, wirklich Geld bringender Auftrag ergab? Der Mord an Frau Litsche, die Gelegenheit, endlich richtig zuzuschlagen, große Kohle zu machen und dann abzutauchen. Vielleicht war es gar nicht sein erster Mord, vielleicht hatte er Jahre oder Monate vorher irgendwo in einer anderen Region Europas schon einmal gezeigt, wie sauber und schnell zu arbeiten er fähig war?
    Braig wusste nicht, warum ihm plötzlich seine Mutter einfiel. Er sah sie vor sich, hörte sie rufen, wunderte sich über sich selbst. Was hatte seine Mutter mit dem verschwundenen Taxifahrer zu tun?
    Er seufzte laut auf, lief zur Kaffeemaschine, füllte Wasser für zwei Tassen ein, zog einen Filter aus der Packung, gab Kaffeepulver dazu. Blubbernd setzte das Gerät zu seiner gewünschten Tätigkeit an.
    Braig lief zurück, überlegte, dass er seine Mutter eher schimpfend und nörgelnd als um Hilfe rufend kannte, sah, wie das Fax langsam ein Papier ausspuckte. Vielleicht, nein ganz bestimmt, war ihr dauerndes Schimpfen und Nörgeln nichts anderes als ein einziger Hilferuf, sie aus ihrer Einsamkeit und Isolation zu befreien. Er musste sich mehr um sie kümmern.
    Er nahm das Blatt aus der Ablage, sah, dass es von Nolski, dem Redakteur der tageszeitung stammte, mit dem er sich gestern Morgen unterhalten hatte. Der Mann berichtete in kurzen Worten von seiner Unterhaltung mit der neuen Freundin des ermordeten Nuhr, einer gewissen Anja Spohr, die er in Hamburg ausfindig gemacht hatte. Sie war bereit gewesen, ihn sofort zu einem Gespräch zu empfangen, hatte darüber Bescheid gewusst, dass Verena

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