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Schwaben-Hass

Schwaben-Hass

Titel: Schwaben-Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Kölner Blatt, dann in Berlin bei der tageszeitung. Ein erfahrener Journalist. Weidmann war felsenfest davon überzeugt, dass ihn so schnell nichts umwerfen konnte.
    Als der Taxifahrer ihn im Dämmerlicht über den Hof spurten sah, in einem Tempo, als seien hundert Teufel hinter ihm her, hatte er nur noch wenig Ähnlichkeit mit einem normalen Menschen. Er rannte zum Auto, stammelte irgendwelche unverständlichen Worte und schaffte es gerade noch, sich zur Seite zu drehen, als das komplette Menü des Bahnhofsrestaurants von Tübingen aus ihm heraussprudelte. Würgend gab er die halbverdaute Masse frei.

26. Kapitel
    Die Nachricht aus Wiesbaden erreichte sie mitten in ihrem Gespräch mit dem Minister. Hofmann und Braig hatten sich bereits annähernd eine Stunde mit dem Mann auseinandergesetzt, waren von ihm dabei mit der unerwarteten Mitteilung überrascht worden, dass er selbst seit mehreren Monaten heftigen Drohungen ausgesetzt wäre. Gerade in dem Moment, als der Kommissar gehofft hatte, der Minister sei bereit, seinen Widerstand gegen ihre Verdachtsmomente aufzugeben, hatte der ihnen seine bisher geheim gehaltene unangenehme Situation eröffnet.
    »Sie glauben, wir Politiker sitzen an den Schalthebeln der Macht und entscheiden über das Wohl und Wehe unserer Gesellschaft, unserer Zukunft, womöglich über das Schicksal unserer Welt?« Kopfschüttelnd war er vor ihnen hin- und hergelaufen, hatte sich all seinen Frust und seine Bitterkeit vom Leib geredet. »Das sind Illusionen, Träume, Phantasien. Politiker sind Marionetten, so machtlos, klein und erbärmlich wie jeder andere in dieser Gesellschaft auch. Sie glauben mir nicht? Nein, warum sollten Sie auch?«
    Er hatte sie gemustert, ernst, mit bleicher, verkrampfter Miene, ihre skeptisch-misstrauischen Blicke zur Kenntnis genommen, war dann wieder zu seinem Sessel gegangen, hatte sich ruckartig niedergelassen. »Wir tun natürlich alles, um diesem Eindruck entgegen zu wirken, spielen nach außen hin die große, starke, bedeutende Persönlichkeit, als die wir uns in tausend eitlen, selbstverliebten Träumen gern sähen, zelebrieren vor den Kameras je nach schauspielerischer Veranlagung den mobilen, durchsetzungsfähigen Potentaten und verfallen zeitweise wohl auch dem Wahn, uns für dergleichen zu halten. – Die Realität sieht völlig anders aus. Die wirklich wichtigen Entscheidungen treffen andere. Die Weichen unserer Gesellschaft werden nicht mehr in den Ministerien, den Parlamenten, den Kabinetten gestellt. Diese Zeiten sind vorbei. Heute regiert die Wirtschaft, bestimmen Industrieverbände, Banker und Vorstandsvorsitzende, wohin die Reise geht. Und wehe, ich als Politiker maße mir an, korrigierend einzugreifen oder mich gar den Wunschvorstellungen der Lobby zu widersetzen. Dann lerne ich sehr schnell, wo sich die Schaltzentralen der Macht heute befinden. Wir haben keine Chance, verstehen Sie, nicht den Hauch einer Chance, gegen die überall agierenden Interessenvertreter anzukommen.«
    Der Minister hatte von seinem Wasser getrunken, dann auf die Fotos gedeutet. »Normalerweise läuft die Sache aber auf anderer Ebene. Nicht mit anonymen Drohbriefen oder manipulierten Bildern, nein, auf eine weit subtilere, sehr zivilisierte Art. Die Lobbyisten sitzen in fast allen Parteien, den Parlamenten, in etlichen Medien, unzähligen Verbänden. Die brauchen keine illegalen Hilfsmittel – dachte ich bisher jedenfalls.«
    »Sie müssen Ihre Meinung revidieren?«
    »Wie es aussieht, ja«, hatte er geantwortet, »ich habe mich wohl zu hartnäckig ihren Wünschen widersetzt.«
    »Sie könnten sich vorstellen, wem Sie mit Ihrer Haltung im Weg stehen?« Hofmann war bereit, sich auf die Argumentationen des Mannes einzulassen. »Ich sehe Sie nicht gerade als eine der üblichen stromlinienförmigen Marionetten dieser Landesregierung.«
    »Darum geht es. Genau darum«, hatte der Minister erklärt.
    Er hatte sich mehrfach den hartnäckig vorgetragenen Forderungen von Industrie und Wirtschaftsverbänden nach einer Ausweitung ihres Einflusses widersetzt, war etliche Male mahnend über die Auswirkungen der eigenen Politik in der Presse zitiert worden.
    »Eine Regierung, die sich nicht zu schade ist, sich die Leitlinien ihres Handelns direkt aus den Machtzentralen einiger Konzerne diktieren zu lassen und infolgedessen eine ihrer wichtigsten Aufgaben darin sieht, das Land in immer neuen Anläufen unter Beton und Asphalt zu versenken, kann wohl kaum davon reden, im Interesse des

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