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Schwaben-Hass

Schwaben-Hass

Titel: Schwaben-Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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bewahrt. Die Wohnung war auf den Kopf gestellt und dabei verwüstet worden, von einer Diskette oder anderem verwertbaren Material, das der Redakteur dort zu erhalten gehofft hatte, fand sich keine Spur.
    Unmittelbar darunter in großer Aufmachung die Behauptung der tageszeitung, Verena Litsche sei entgegen den völlig haltlosen Darstellungen der Polizei nicht von ihrer Freundin Michaela König, sondern von zwei Männern ermordet worden, deren Aussehen oben in zwei Phantombildern skizziert war, Michaela König werde nunmehr von denselben Verbrechern verfolgt und bedroht.
    Sie spürte, wie ihre Finger zitterten, faltete die Zeitung zusammen, sah sich vorsichtig um. Menschen mit gefüllten Einkaufstaschen eilten an ihr vorbei, die Rotebühlstraße hoch. Autos bremsten vor der Ampelanlage, ein Stadtbus fuhr an einer Haltestelle vor.
    Frau Gänsmantel ermordet, kurz bevor der Redakteur sie erreicht hatte. Wieso nur wenige Minuten vorher? War diese kurze Zeitspanne ein Zufall? Woher hatte der Mörder von Frau Gänsmantel gewusst?
    Michaela König hielt die Hand über die Augen, um sich vor der Sonne zu schützen, lief Richtung Stadtmitte.
    Die Diskette war nicht aufzufinden gewesen, also hatte der Mörder sie mit sich genommen. Derselbe Mörder, der auch hinter ihr her war? Wer sonst?
    Der Himmel hatte sich aufgeklart, nur einzelne kleine Wolken waren zu sehen. Sie konnte keine verdächtigen Personen erkennen, lief die Treppe zur S-Bahn-Station hinunter, erreichte ein Telefon. Die Nummer musste sie nicht mehr nachschlagen.
    »Ich bin es«, sagte sie.
    Klaudia Kunst wusste sofort Bescheid. »Schrecklich, das mit der Gänsmantel, wie?«
    »Woher hatten die ihre Adresse, ihren Namen?«
    »Keine Ahnung. Wir fragen es uns auch schon die ganze Zeit. Vielleicht hat Frau Gänsmantel, ohne es zu wissen, mit ihren Mördern Kontakt aufgenommen, um die Diskette zu verkaufen.«
    »Mit dem Mörder?«, Michaela Königs Stimme brachte ihre Skepsis zum Ausdruck. »Ausgerechnet mit dem?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Ihr Redakteur kam kurz nach ihrem Tod?«
    Klaudia Kunst hustete laut. »Sie war noch warm, als der Arzt sie untersuchte.« Sie nahm einen Zug von einer Zigarette, blies den Rauch von sich, Michaela König konnte es genau mithören. »Die Polizei ist sich nicht einmal darüber klar, ob wirklich so viel Zeit vergangen war. Vielleicht handelte es sich sogar nur um fünf oder zehn Minuten.«
    »Dann hätten sie beinahe noch Ihren Mitarbeiter getötet.«
    Am anderen Ende blieb es für einen Moment ruhig. Dann kam wieder die Stimme der Chefredakteurin. »So kann man es auch sehen, ja.«
    Michaela König hörte hastige Schritte hinter sich, sah sich um. Zwei junge Männer sprangen eilig auf die Rolltreppe, die zur S-Bahn hinunterführte.
    »Wie sind die Bilder? Haben Sie sie gesehen?«
    Sie drehte sich wieder zur Wand, versuchte, sich auf ihre Gesprächspartnerin zu konzentrieren. »Den Mörder haben Sie fast hundertprozentig getroffen. Besser geht es kaum. Genau so stand er vor mir.«
    »Prima. Wenigstens ein Erfolg. Und der andere?«
    Michaela König nahm die Zeitung hoch, musterte das Bild, beschrieb der Redakteurin bis ins Detail, was sie störte.
    »Wir werden es sofort korrigieren und an die Kollegen vom Fernsehen sowie die Polizei weitergeben. Noch besser wäre es, unser Zeichner könnte das Aussehen des Mannes gemeinsam mit Ihnen am Bildschirm entwickeln. Dann hätten wir die Garantie, ihn wirklich korrekt zu treffen. Wollen Sie nicht …«
    »Im Moment habe ich nur den einen Wunsch: Die Sache heil zu überstehen und die nächsten Tage und Nächte zu überleben.«
    »Das verstehe ich voll und ganz«, erklärte Klaudia Kunst. »Wir können Ihnen aber nur helfen, wenn Sie uns verraten, wo Sie sich aufhalten. Wenn Sie wollen, kommen wir mit der halben Redaktion. Die können nicht uns alle töten.«
    Michaela König drehte sich vorsichtig zur Seite, musterte die Menschen in der Passage. Fast alle strebten eilig den Treppen zur S-Bahn oder der Stadtbahn zu, einige standen vor den verschiedenen Automaten und lösten sich eine Fahrkarte. Zwei Männer schauten interessiert zu ihr her. Sie betrachtete sie erschrocken, sah, wie sie sich lachend voneinander lösten und zu verschiedenen Ausgängen schlenderten.
    »Sind Sie noch dran?«
    Michaela König benötigte einige Sekunden, sich zu konzentrieren. »Ja«, sagte sie, »ich bin noch da.«
    »Unser Mitarbeiter, Herr Weidmann ist noch in Tübingen. Vielleicht können Sie sich mit ihm in

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