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Schwaben-Hass

Schwaben-Hass

Titel: Schwaben-Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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besonderen Absteigen exklusive Kundschaft zu bedienen.«
    »Auch hier bei uns?«
    »In Stuttgart und Umgebung, ja.« Knödler trank die Tasse leer, füllte Kaffee nach. »Gegen ihren Willen übrigens. Die Mädchen werden wie Sklavinnen gehalten und unter schlimmen Drohungen von Stadt zu Stadt weiter verfrachtet. Letzte Woche gelang es uns erstmals, zwei von ihnen zum Reden zu bringen. 15 und 16 Jahre alt, in der Ukraine angeworben mit dem Hinweis auf eine Filmkarriere. Jugendliche Naivität. Nach einem halben Jahr im Kosovo und Mazedonien jetzt bei uns gelandet. Ohne Ausweis, ohne normale Kleidung, ohne einen einzigen Pfennig.«
    »Die Gewinne kassieren die Händler.«
    »Bis auf den letzten Heller. Den Mädchen bleibt nichts – außer Krankheiten und psychischer Verwahrlosung.«
    »Dann war Breidle einer dieser Menschenhändler? Er verfügte über einiges an Geld.«
    Knödler schüttelte den Kopf. »Menschenhändler? Diesen Papieren nach doch eher das Gegenteil. Ein Journalist, oder? Er hatte recherchiert, würde ich sagen, wollte das Schicksal der jungen Frauen enthüllen. Das sind doch noch halbe Kinder, schau dir die Geburtsdaten an. 16,17 Jahre alt.«
    »Woher hatte er das Geld?«
    »Ihr habt seine Konten überprüft?«
    »Noch nicht. Am Montag haben wir Termin.«
    »Erpressung?«
    Knödler zuckte mit der Schulter. »Vielleicht ließ er einige der Unterwelts-Bosse zahlen, drohte mit Veröffentlichung. Das kostete ihn schließlich das Leben.«
    Braig schenkte sich eine halbe Tasse voll, gab Milch dazu, trank von dem Kaffee. »Wie kam er an die Daten ran?«
    »Ihr habt keinerlei Informationen über ihn?«
    »Wenig.«
    »Wo war er tätig? Im Ausland? Als Korrespondent?«
    »Keine Ahnung. Ich muss es überprüfen.« Er musste bei seiner Frau nachfragen, Breidles Leben genau ausleuchten. »Er arbeitete als Radiomoderator für ein eher jugendliches Publikum«. Dann fielen ihm die Worte Frau Eisemanns wieder ein. Alle paar Abende neue Weiber. Junge Dinger, blutjung.
    Groupies, hatte er bisher gedacht, Fans seiner Sendungen.
    Wie lange geht das schon?, hatte er die Frau gefragt.
    Zwei, drei Jahre.
    Er hatte sich noch gewundert. Zwei, drei Jahre, weit länger, als seine erfolgreichen Sendungen liefen.
    »Er hatte ein Schlafzimmer eingerichtet, separat, als eigene Wohnung, schleppte dort nach Aussagen einer aufmerksamen Nachbarin ständig blutjunge Frauen an. Glaubst du …«
    Knödler nickte sofort. »Was denn sonst? Nach ihren Einsätzen in Mazedonien landen etliche der Mädchen hier. Via Italien. Über die Adria. Vielleicht hatte er ein Abonnement … Du hast keine Ahnung, was auf dem Gebiet alles läuft. Mit der Zeit bekam er Mitleid. Er wollte den Mädchen helfen. Oder er witterte eine gute Story für sich. Wie war er als Journalist? Berühmt?«
    »Eher das Gegenteil.«
    »Dann war sie umso wichtiger: Die Enthüllungsstory. Er schmeichelte sich bei den Mädchen ein, lernte vielleicht ein paar Brocken ihrer Sprache, kümmerte sich um sie. Oder tat jedenfalls so als ob. Das ist einfach. Die Mädchen fallen auf jeden rein, der sich wenigstens ein kleines Stück weit als Mensch zeigt. Weißt Du, wie die die behandeln? Schläge, regelrechte Züchtigungen für den geringsten Widerspruch. Die wissen, dass sie illegal hier in Deutschland sind, sofort ausgewiesen werden, wenn die Polizei sie erwischt. Wie kommen sie dann zuhause an? Als erfolgreiche Filmdiva oder zumindest mit Haufen von Dollar und Mark von ihrer Arbeit als Verkäuferin oder Bedienung? Die Mädchen können es sich nicht leisten zu widersprechen.«
    »Vielleicht hat es doch eine gewagt.« Braig schilderte die Beobachtung Frau Eisemanns vom Streit im Treppenhaus, beschrieb die Methode, wie Breidle getötet wurde: »Vom eigenen Auto überfahren.«
    Knödler nickte. »Vielleicht. Nachvollziehbar wäre es. Er nimmt sich ein Pferdchen für unterwegs, lässt sie, um sie willig zu machen, ans Steuer. Und irgendwann muss er pinkeln. Sie nutzt die Gelegenheit …«
    »Ich könnte es dem Mädchen nicht einmal verdenken.«
    »Nein. Ausgleichende Gerechtigkeit sozusagen. Aber besonders realistisch scheint es mir trotzdem nicht. Ich tippe da eher auf eine vorbeugende Maßnahme seitens der Händler, du verstehst?«
    Braig nickte. »Weil man Breidles Enthüllungen fürchtete?« Das war es doch, überlegte er. Das war vielleicht die Story, deren Veröffentlichung um jeden Preis verhindert werden sollte. Die lieben Westeuropäer und Amerikaner schickten Soldaten auf den

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