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Schwaben-Hass

Schwaben-Hass

Titel: Schwaben-Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Balkan, um den Barbaren dort endlich wieder die Grundlagen von Anstand und Zivilisation zu vermitteln und dann hatten etliche dieser tapferen Männer nichts Besseres zu tun, als sich mit halben Kindern und jungen Frauen aus armen Ländern zu vergnügen. Und rund um den Atlantik sang man weiter die frommen Lieder vom hehren Ideal der westlichen Welt. Deshalb mussten die Journalisten sterben. Weil sie dieser Heuchelei den Schleier der Verborgenheit entreißen wollten
    »Genau«, meinte Knödler. »In diesem Metier wird nicht lange gefackelt. Da gelten harte Gesetze. Allein das Gerücht, er sei an so einer Sache dran, reicht aus, um ihn ein- für allemal auszuschalten. Wir sollten die Razzia heute Nacht nützen, das zu überprüfen. Wenn sein Tod eine vorbeugende Maßnahme war,« er betonte die Worte, »werden wir es herausfinden. Die Konkurrenz lässt sich das nicht entgehen. Einer singt immer. Spätestens morgen früh wissen wir Bescheid.«

31. Kapitel
    Michaela König blieb trotz ihrer Erschöpfung nicht lange im Zug. Zum einen hatte sie keine Fahrkarte und wollte eine Auseinandersetzung mit Kontrolleuren unbedingt vermeiden, zum anderen fürchtete sie, dass der Zielbahnhof des Zuges ihren Verfolgern nicht unbekannt gebheben war. Was, wenn diese Kontakt zu ihren Auftraggebern aufnahmen und die Bahnhöfe an der Strecke nach Plochingen von anderen Verbrechern überwachen ließen? So reaktionsschnell und gut informiert wie bisher agiert wurde, musste sie mit allem rechnen.
    Im Hauptbahnhof verließ sie die Bahn, nahm die Treppen zur Klett-Passage und weiter zu den Gleisen der Fernzüge. Sie musste raus aus der Stadt; Stuttgart schien ihr nicht mehr sicher. Eine unverzeihliche Dummheit nur, dass ihr der Fehler unterlaufen war, fast alles in der Wohnung in der Hasenbergsteige zurück zu lassen: Größere Geldscheine, Scheckkarte, Rucksack, Kleidung. Sie hatte sich nur die Zeitung besorgen und mit der Redaktion telefonieren wollen; ein nicht wieder gut zu machender Fauxpas, das Café aufzusuchen.
    Michaela König studierte die Ubersichtstafel der Züge, sah, dass die Abfahrt eines Regionalexpress nach Ludwigsburg unmittelbar bevorstand. Sie lief zum Automaten, löste ein Ticket in die nahe Barockstadt, suchte den Zug. Im vorderen Drittel waren noch Plätze frei.
    Sie drückte sich ins Eck, starrte auf die Zeitung in ihrer Hand. Es gab nur eine Möglichkeit, woher sie wussten, dass sie sich in Stuttgart aufhielt. Waltraud Gänsmantel war ermordet worden, dem Bericht in der Zeitung nach keine Stunde, nachdem sie den Redakteuren der tageszeitung den Namen der Bäuerin am Telefon offenbart hatte. Der Mörder und seine Begleiter hatten Stuttgarts Stadtzentrum in ihr Visier genommen, kaum dass sie von hier aus mit der Zeitung in Kontakt getreten war. Gab es eine andere Erklärung?
    Sie war nahe daran einzunicken, als der Zug in Ludwigsburg hielt. Erschrocken sprang sie auf, stürmte auf den Bahnsteig. Menschen strömten in die Wagen, andere stiegen aus. Sie lief ins Innere des von mehreren Geschäften besiedelten Bahnhofsgebäudes, sah die Telefonapparate auf dem Vorplatz. Sollte sie anrufen, den Redakteuren Bescheid sagen, obwohl sie ganz offensichtlich die Leitungen der Zeitung überwachten?
    Nein, sie durfte es den Verbrechern nicht so leicht machen.
    Michaela König suchte ihr Geld zusammen, kam auf wenig mehr als fünfzig Mark. Es half alles nichts, sie musste versuchen, in die Wohnung zurückzugehen und sich ihr Geld, ihre Karten, die Kleidung zu holen. Es sei denn, sie hatten das Haus bereits entdeckt und als ihren Zufluchtsort identifiziert, das Obergeschoss überprüft und ihre Spuren festgestellt. Dann brauchten sie nur auf sie zu warten, und die Falle schnappte zu.
    Aber war das möglich?
    Sie dachte zurück an den Moment, als sie den Mann hinter sich bemerkt und dann schnell die Rötestaffel als Fluchtweg benutzt hatte, fünfzig, sechzig Meter etwa, bevor sie an das Haus herangekommen war. Nein, sie konnten es nicht wissen, nicht herausbekommen haben – vielleicht die Straße, das Umfeld, die ungefähre Lage ihres Asyls, aber nicht das Haus selber, die Wohnung. Wenn sie dorthin zurück wollte …
    Plötzlich fiel ihr ein, wie sie es vielleicht bewerkstelligen konnte. Sie lief zum Abfahrtsplan des Bahnhofs, sah, dass in wenigen Minuten ein Zug nach Heilbronn fahren würde, löste sich eine Fahrkarte. Zehn Minuten später saß sie vorne im ersten Wagen, legte sich ihre Pläne zurecht. Sie würde in Heilbronn

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