Schwaben-Liebe
war, wie sie ihr gestern erzählt hatte.
»Ich war schon zum Vorstand ernannt, sollte den Posten drei Tage später antreten.«
»Und genau in dem Moment tauchten plötzlich die Fotos auf?«
»Das sage ich doch!«, schrie die Frau. Erneut schossen Tränen aus ihren Augen.
Neundorf wartete mehrere Sekunden, spürte, wie es in ihrem Kopf rumorte. War das wirklich nur Zufall? »Daraufhin wurde Ihre Ernennung wieder rückgängig gemacht?«
Ihr Gegenüber signalisierte wortlos Zustimmung.
»Stattdessen trat Frau Köhler an Ihre Stelle.«
Rebekka Fromm starrte erstaunt zu ihr her. »Sie kennen sie?«
Neundorf nickte. »Hatte sich Frau Köhler nicht für den Posten beworben?«
»Die?« Rebekka Fromm lachte hysterisch. »Wer denn sonst? Die lauert doch schon seit Jahren darauf. Was glauben Sie, wie oft sie mich schon auszubooten versuchte?«
»Sie waren Kolleginnen?«
»So nennt man das wohl, ja. Mit der Realität hat das allerdings nichts zu tun.«
»Sondern?«
»Fragen Sie meinen Mann. Er hat alles mitbekommen.«
»Seit wann weiß er von den Fotos?«
Die Frau warf ihre Hände in die Höhe. »An dem Tag, als der Brief kam. Ich habe ihm das Zeug sofort gezeigt.«
»Sie haben ihm ...« Neundorf schüttelte den Kopf. »Hatte er das Kuvert geöffnet?«
»Nein, ich habe es geöffnet. Abends, als ich aus der Bank kam. Ich wollte nicht glauben, was ich da sah, schob es ihm zu.«
Die Kommissarin musterte ihre Gesprächspartnerin überrascht. »Sie müssen außergewöhnlich viel Vertrauen zueinander haben.«
»Wir sind verheiratet, was ist da so außergewöhnlich?«
»Na ja«, Neundorf wusste nicht, wie sie sich ausdrücken sollte, »also, ich denke, nicht jeder Partner wird da so verständnisvoll reagieren.«
»Wenn dem anderen Gewalt angetan wird?«
»Wie meinen Sie das? In welcher Situation sind die Fotos entstanden? Ein One-Night-Stand in einem Hotel. Oder?«
»Sie meinen, ich hätte freiwillig ... Mein Gott, was denken Sie von mir?«
Neundorf holte tief Luft, versuchte, ihre Worte vorsichtig zu formulieren. »Sie wissen aber schon, wann die Fotos aufgenommen wurden.«
»Bei einer geschäftlichen Feier. Oder besser natürlich, danach. Uns war es gelungen, zwei große Aufträge an Land zu ziehen. Meinen Leuten und mir. Etwas überraschend, wir hatten eigentlich kaum Chancen. Das wollten wir feiern, den Tag der Unterschrift entsprechend ausklingen lassen, in einem Hotel in Frankfurt, wo auch der Kunde sitzt. Wir aßen und tranken, zugegeben, etwas viel, aber wir mussten ja nicht mehr fahren. Nur noch ins gebuchte Zimmer, das war ja nicht die Welt. Dann wurde mir plötzlich schlecht und sie brachten mich hoch. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen. Ich weiß nur, dass es in der Nacht passiert sein muss, weil ich nur damals die Haare so trug wie auf den ...« Sie verstummte, schluckte leise.
»Sie hatten nur damals die Frisur wie auf den Fotos.«
Rebekka Fromm nickte.
»Wer war bei dieser Feier anwesend?«, erkundigte sich Neundorf.
»Na ja, zwei meiner Kollegen. Meine Sachbearbeiter, die mir zugeteilt sind. Aber die können es nicht gewesen sein. Unmöglich. Es kommt nur ein anderer dafür infrage.«
»Von wem sprechen Sie?«
»Na ja, wir waren kurz davor, uns voneinander zu verabschieden, da setzte sich ein junger Mann zu uns. Ich war schon ziemlich müde und wollte in mein Zimmer, aber der Mann … Ja, er wirkte irgendwie so einsam und dann erzählte er, er sei allein auf Geschäftstour und da dachte ich, ein Glas … Er war sehr charmant und, hm, ja, bildhübsch.«
»War es vielleicht der hier?« Neundorf zog ihr Handy vor, holte das Bild Stiegelmaiers auf das Display, zeigte es ihrer Gesprächspartnerin.
»Ja, genau, das ist er. Manu, so war sein Name. Er setzte sich zu mir und dann tranken wir noch ein Glas zusammen. Und dann …«
»Ihre Kollegen waren ebenfalls dabei?«
Die Frau überlegte einen Moment, schüttelte dann den Kopf. »Nein, die gingen dann. Beide.«
»Und Sie?«
»Hm, ich weiß es nicht mehr so genau«, erklärte Rebekka Fromm. Sie legte ihre Stirn in Falten, versuchte, sich zu erinnern. »Ich wurde plötzlich total müde und irgendwie war mir auch schlecht …«
»Nachdem Sie mit diesem Mann noch ein Glas getrunken hatten?«
»Einen Cocktail, ja.«
»Und dann?«
»Ja, ich weiß nur noch, dass ich zu meinem Zimmer ging. Das heißt, er, dieser junge Mann hat mich ein Stück begleitet.«
»Ein Stück?«
Die Frau stöhnte leise auf. »Ich weiß es nicht, Ehrenwort, ich kann mich
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