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Schwaben-Messe

Schwaben-Messe

Titel: Schwaben-Messe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Kollegin.
    »Kurz vor fünf, wenn ich mich richtig erinnere«, erklärte Gabriele Krauter ohne langes Überlegen.
    »So früh war Ihre Mitarbeiterin schon hier?«
    Die Bäuerin wies auf das Gebäude hinter ihnen.
    »Wir wohnen beide dort. Das Haus ist groß genug, wie Sie sehen.«
    Steffen Braig betrachtete das Anwesen, das aus einem langgezogenen, zweistöckigen Wohngebäude, einem großen Stall und zwei niedrigeren Holzschuppen bestand. Die Längsfront des Hauses besaß in jedem Stockwerk sieben Fenster, dazu unten die Eingangstür und oben einen Balkon. Vor der Schmalseite des Gebäudes erstreckte sich ein kleiner, von einem dunkelbraunen Holzzaun eingefasster Garten. Es schien genug Platz für zwei Familien vorhanden zu sein.
    »So, so, Sie wohnen hier«, meinte Gübler. Er wiegte den Kopf hin und her, tastete die neu hinzugekommene Frau aufmerksam mit seinen Augen ab. Sein Blick blieb an ihrem linken Ohr haften, an dem der große Ring baumelte.
    »Darf ich fragen, seit wann?«
    Mirjana Beranek nickte freundlich. »Fünf Jahre jetzt«, erklärte sie. Ihre Stimme klang tief, brachte einen fremdländischen Akzent zum Ausdruck.
    »Sonst noch jemand?«
    Gabriele Krauter zuckte mit der Schulter.
    Der Wind wehte stärker, ließ den Lärm der Bundesstraße anschwellen. Die Antwort der Frau war kaum zu verstehen.
    »Sie wissen es doch, Herr Kommissar.«
    »Kriminalrat«, berichtigte Gübler, »falls Sie es vergessen haben sollten.«
    »Sie müssen entschuldigen. Es ist eine Weile her, dass Sie hier waren.«
    Gotthold Gübler ließ sich Zeit mit seiner nächsten Frage. Er sprach langsam, überlegte jedes Wort.
    »Kein Mann? Keine Familie?« Er grinste süffisant.
    Gabriele Krauter stakste nervös von einem Fuß auf den anderen.
    »Wer will denn heute noch auf einen Bauernhof heiraten? Schmutzige Arbeit, kaum Ferien, keine Rücksicht auf die Bandscheiben. Welcher Mann ist daran interessiert?«
    Der Kriminalrat verzog sein Gesicht, war offensichtlich mit der Antwort unzufrieden.
    »Aber Sie feiern noch immer Ihre …« Es hörte sich an, als stottere er. »… Ihre Orgien?«
    Gabriele Krauter schüttelte den Kopf.
    »Unser Haus ist groß, unser Anwesen hat Platz genug. Warum sollen wir nicht ab und zu ein paar Leute einladen?«
    »Fragt sich nur, was für Leute.«
    »Das ist doch wohl unsere Sache.«
    »Nicht, wenn es sich um Berufsdemonstranten, Querulanten, Aufrührer, Terroristen und Kriminelle handelt.«
    »Oh mein Gott, Herr Komm …« Krauter hielt ein, verbesserte sich. »Herr Kriminalrat. Ihre Vorurteile bleiben wohl ewig haften, wie?«
    »Vorurteile?«
    Gotthold Gübler zog sich sorgsam seine Krawatte zurecht. Er stand wenige Schritte von Gabriele Krauter entfernt, er reichte ihr kaum über die Schulter.
    »Geben Sie doch endlich auf! Sie konnten nichts beweisen«, erinnerte sie ihn, »obwohl Sie es über Monate hinweg krampfhaft versuchten.«
    Der Kriminalrat winkte verärgert ab.
    »Was nicht ist, kann immer noch werden«, brummte er, »wo ist die Leiche, die Sie gefunden haben?«
    Gabriele Krauter atmete tief durch, zeigte an ihrem Hof vorbei.
    »Dreihundert Meter ungefähr. Vorne, Richtung Bundesstraße. Am Rand des Krautackers. Ihre Kollegen sind schon lange dort.«
    »Gut. Dann gehen wir. Sie begleiten uns?«
    Der Ton in Güblers Stimme machte deutlich, dass er ihre Zustimmung voraussetzte.
    »Wir haben viel zu tun. Die Ernte ist in vollem Gang.«
    »Ich kann Sie auch ins LKA vorladen. Zwangsweise. Wenn Ihnen das lieber ist?«
    Die Bäuerin seufzte laut. Ihr T-Shirt zeigte unter den Achseln deutliche Schweißspuren.
    »Reicht es, wenn ich alleine mitkomme?«, fragte sie.
    Gübler schüttelte den Kopf.
    »Ihre Mitbewohnerin, Freundin oder wie immer Sie sich gegenseitig bezeichnen, war dabei?«
    »Wir hörten den Hund bellen, ich erwähnte es. Mirjana, Frau Beranek, kam wenige Schritte hinter mir, keine Minute später. In der kurzen Zeit kann ich die Person schlecht ermordet haben.«
    Sie versuchte, ein schelmisches Grinsen aufzusetzen, was ihr aber nicht gelang. Ihr Gesicht wirkte verkrampft, das hektische Hin und Her ihrer Augen spiegelte ihre Nervosität.
    »Ihre Witze sollten Sie sich sparen«, blaffte Gübler, deutete zur Bundesstraße. »Begleiten Sie uns besser zum Fundort.«
    Er lief zwei Schritte, blieb dann stehen.
    »Ihre Frau Beranek möchten wir dann in dreißig Minuten hören. Hier, vor Ihrem Hof.«
    Diese nickte mit dem Kopf, lief wieder zu ihrem Ackergefährt.
    Braig hörte den Motor des

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