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Schwaben-Messe

Schwaben-Messe

Titel: Schwaben-Messe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Personen benötige, die anwesend waren. Alle, ohne Ausnahme.« Sein Gesicht strahlte vor Glück. Grinsend deutete er auf Braig. »Mein Mitarbeiter wird sich alle notieren. Aber ich möchte Sie dringend davor warnen, bestimmte Personen vor uns zu verheimlichen.«
    Braig sah, wie sich die Miene der Frau weiter verhärtete. Ihre stahlgrauen Augen flogen abweisend über ihn hinweg, taxierten seine Hose, seine Brust, sein Gesicht. Für den Bruchteil einer Sekunde verharrte sie bei seinen Augen, wendete sich dann wieder von ihm ab. Mehr als Verachtung hatte sie offensichtlich nicht für ihn übrig. Braig spürte die Schmerzen in seinem Schädel, kaum dass sie sich etwas gelegt hatten, unvermindert zurückkehren. Ohne Tabletten gab es kein Entrinnen. Er hatte Schwierigkeiten, das Gespräch weiter zu verfolgen.
    »Ich habe es nicht nötig, irgendetwas zu verheimlichen. Ich war weg, gestern Abend, außer Haus.«
    »Mit Ihrer …?« Gübler ließ die Fortsetzung seiner Frage genüsslich offen.
    »Allein.«
    »Keine Zeugen?«
    Gabriele Krauter zuckte mit der Schulter. Sie waren am Haus angelangt, standen vor dem Garten, sahen, wie am anderen Ende der geradlinig verlaufenden Straße ein winzig kleiner Traktor langsam, aber stetig größere Ausmaße annahm.
    »Keine Ahnung. Obwohl ich mit genügend Leuten zusammen war.«
    Güblers triumphierender Blick verlor an Siegesgewissheit. »Name, Adresse.«
    »Haus der Wirtschaft, Stuttgart Stadtmitte, großer Saal. Vortrag und Diskussion.«
    »Oh, interessant. Zu welchem Thema?«
    Gabriele Krauter wartete einen Moment mit ihrer Antwort, starrte auf die Straße, wo der Traktor zurückkam. »Industriestandort Baden-Württemberg.«
    Gübler wirkte überrascht. »Sie interessieren sich für Wirtschaft?«
    »Warum nicht?«
    Er gab keine Antwort, fragte statt dessen weiter. »Dürfte ich um die genaue Zeit dieser Veranstaltung bitten? Sie verstehen, ich muss die Sache überprüfen.«
    Die Frau seufzte laut. »Beginn 19.30 Uhr, Ende etwa 22.30 Uhr oder kurz danach. Ich sagte Ihnen schon, ich achtete nicht auf die Minute.«
    »Aber Sie waren die ganze Zeit dabei? Dann müssen Sie doch Zeugen haben. Ich meine, bei einer so großen Veranstaltung sind viele Leute anwesend.«
    »Keine Ahnung. Ich sah keine bekannten Gesichter. Ob sich jemand an mich erinnert? Ich weiß es nicht. Der Saal war voll, bis auf den letzten …«
    Der Rest ihrer Worte ging im Lärm des Traktors unter. Mirjana Beranek steuerte die schwere Maschine an ihnen vorbei in den Hof, gönnte den Beamten keinen Blick. Erst als der Motor ausgeschaltet war, setzte Gübler das Verhör fort.
    »Wir werden es überprüfen«, erklärte er mit fester Stimme, »ich kann Ihnen nur raten, bei der Wahrheit zu bleiben.«
    Gabriele Krauter würdigte ihn nicht eines Blickes. Sie schaute zu ihrer Mitarbeiterin, die sich der Gruppe näherte.
    »Sie wollten mit mir sprechen«, sagte Mirjana Beranek.
    Gübler musterte sie, sichtbar verärgert. »Wo waren Sie gestern Abend?«, fragte er in scharfem Ton.
    Die Frau wischte wieder langsam, ohne jede Hektik, ihre verschmutzten Hände an einem bunten Tuch ab, das sie aus ihrer Hosentasche zog. Sie fuhr sich über die Handrücken, die Arme hoch, dann übers Gesicht, ließ sich Zeit. Als sie die Prozedur beendet hatte, steckte sie das Tuch wieder weg.
    Sie war wirklich auffallend dünn, zeigte ein abgearbeitetes, knochiges Gesicht. Magersucht, überlegte Braig, wäre sie jünger, tippte ich auf Magersucht. Eindeutig. Die eingefallenen Wangen, die dürren Arme, die faltige, weitgehend fettpolsterfreie Haut. Er erinnerte sich an die kurze Affäre des letzten Winters, als er in seiner neuen Lieblingskneipe, dem Bistro im Stuttgarter Bahnhofsturm, eine seiner wenigen Frauenbekanntschaften der letzten Zeit gemacht hatte: Nadja, Bankangestellte, Ende zwanzig. Sie lebte buchstäblich von Luft und Wasser, Nikotin noch dazu, aber nur wenig sättigender Nahrung. Ihr Körper bestand nur mehr aus Haut und Knochen; Arme und Beine wie ein junges Mädchen, der Busen winzig wie am Beginn der Pubertät. Es fehlte nicht viel, die Frau vor ihm für die ältere Schwester Nadjas zu halten.
    Mirjana Beranek betrachtete die beiden Männer völlig ruhig. »Ich war hier«, sagte sie endlich, langsam und mit deutlich slawischem Akzent.
    »Wann?«
    »Immer. Den ganzen Tag. Den ganzen Abend. Die ganze Nacht.«
    »Zeugen?« Gübler starrte sie wütend an.
    »Wir waren auf dem Feld«, erklärte die Frau, »wo sollen da Zeugen

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