Schwaben-Messe
Traktors hinter sich losrattern.
Die Kollegen von der Spurensicherung waren ihm unbekannt. Gübler dagegen begrüßte den Arzt wie einen alten Freund.
Dr. Martin Keil hatte die Leiche bereits gründlich untersucht. Er war ein älterer, weißhaariger Mann mit einem bulligen Körper und dichten Augenbrauen. Seine Stimme klang rauchig und verschnupft, sein Gesicht strahlte vor Begeisterung. Die Nasenflügel glänzten rot wie bei einem starken Trinker.
»Saubere Arbeit«, sagte er laut, um den Lärm der nahen Straße zu übertönen, »der wurde erst gekillt, dann hat man sein Gesicht noch weiter demoliert. Anschließend wurden die Überreste mit Benzin übergossen, zumindest der obere Körperteil, und dann wurde er noch geröstet. Allerdings nur kurz. Als wollten der oder die Täter darauf achten, dass das Fleisch nicht zu sehr verkohle, sondern schön knusprig bleibe. Wie bei einem Grillfest.«
Er stand vor der entstellten Leiche, deutete auf ihre Gliedmaßen. Gübler und Braig betrachteten den toten Körper voller Abscheu.
»Was wollen Sie damit sagen?«, fragte der Kriminalrat. »Kein normaler Mord?«
Dr. Keil schüttelte den Kopf.
»Nein, normal würde ich das nicht nennen. Aber was ist schon normal, wenn ein Mensch einen anderen tötet?«
»Ist die Todesursache bekannt?«
»Ich kann es noch nicht genau erkennen. Könnte aber ein kräftiger Schlag auf den Kopf gewesen sein. Wie gesagt, der Schädel ist ganz schön zugerichtet.«
»Wie lange ist er tot?«
Der Arzt überlegte, nahm seine Aufzeichnungen zu Hilfe, fuhr sich durch seine schütteren, weißen Haare.
»Höchstens acht Stunden«, erklärte er, »und mindestens fünf, sechs. So etwa würde ich es eingrenzen.«
Seine bunt verzierte Krawatte wurde von einem jähen Windstoß hochgerissen, schlang sich über seine linke Schulter. Der Arzt machte keine Anstrengungen, sie zurechtzurücken.
»Um Mitternacht also«, kombinierte Braig, versuchte, seine Kopfschmerzen zu vergessen, »oder eher zwei, drei Stunden danach. Wurde der Mann hier am Fundort getötet?«
Dr. Keil überlegte nicht lange.
»Auf diese Frage habe ich gewartet. Nein, eindeutig nein. Der Mann war tot, als er hier platziert wurde, mindestens zwei, drei Stunden. Und er war bereits so deformiert, wie Sie ihn hier vorfinden. Keinerlei Blutspuren, keine Hinweise auf Brand oder Benzin. Nein, man transportierte ihn hierher, ließ ihn am Ackerrand liegen. Zwei, drei Stunden nach seinem Tod, schätze ich mal. Und einige Zeit nach dem Grillfest.«
Gübler sah sich aufmerksam um.
»Wem gehört das Land hier? Alles Ihnen?«
Gabriele Krauter schüttelte den Kopf. Der platinfarbene Ohrring baumelte hin und her.
»Nein, der Acker wird von meinem Nachbarn, Herrn Klenk, bebaut. Aber nur in Pacht. Er gehört einer älteren Frau im Dorf.«
»Ihr Name?«
»Kemmler, Martha.«
»Gut, wir werden die Leute überprüfen. Wie sieht es mit Spuren aus? Irgendwelche Abdrücke von Reifen oder Schuhen? Wenn der Mann bereits tot war, als er hier abgelegt wurde…«
Der Kollege von der Spurensicherung schüttelte den Kopf.
»Tut mir leid, aber der Boden ist ziemlich trocken. Außerdem wurde bewusst daran gearbeitet, keine Abdrücke zu hinterlassen.«
Gübler glättete sorgsam den Stoff seiner Jacke, die am Handgelenk leicht verrutscht war. Er achtete penibel auf sein Aussehen, auch wenn der immer wieder böig auffrischende Wind all seine Anstrengungen schnell korrigierte.
»Wie soll ich das verstehen?«, fragte er mit skeptischem Blick.
»Der Boden wurde bearbeitet, um jede Spur zu tilgen. Ganz bewusst. Von der Leiche ausgehend in mehrere Richtungen, um uns zu täuschen. Clevere Burschen.«
Gübler schüttelte ungläubig den Kopf.
»Die Täter benutzten einen Besen oder einen ähnlichen Gegenstand. Die gesamte Umgebung ist sorgsam gekehrt, sehen Sie?«
Der Beamte zeigte auf den Boden, wo deutliche Spuren einer systematischen Bearbeitung zu erkennen waren.
»Lediglich die Fußspuren zweier Personen konnten wir identifizieren, aber die sind geklärt. Frau Krauter und Frau Beranek wurden durch das Gebell des Hundes auf die Leiche aufmerksam. Ihre Abdrücke konnten wir samt den Speiseresten aus Frau Krauters Magen – ein Resultat ihrer Übelkeit beim Auffinden der Leiche – verfolgen. Und natürlich die Spuren des Tieres. Der Hund muss wahnsinnig aufgeregt gewesen sein, rannte ständig hin und her. Seine Tapser sind überall zu finden.«
Braig starrte auf den Boden, betrachtete die Umgebung. Die Umrisse
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