Schwaben-Messe
der Pfoten des Hundes waren überall im Gelände deutlich zu erkennen, mal stärker, mal schwächer ausgeprägt, je nach dem Tempo, mit dem sich das Tier bewegt hatte.
»Verdammte Sauerei!« schimpfte Gübler. »Aber irgendwann mussten die aufhören, alles zu verwischen. Die konnten doch nicht die halbe Nacht den Boden bearbeiten. Irgendwo müssen doch Spuren zu finden sein!«
Der Beamte stimmte ihm zu. »Wir sind dabei, immer größere Kreise zu ziehen. Vielleicht stoßen wir doch noch auf brauchbare Hinweise.«
»Wie steht es mit der Identität des Toten?«, fragte Braig. »Konnten Sie irgendwo Ausweise oder Papiere finden?« Tausend Presslufthämmer bohrten in seinem Hirn. Jede neue Sekunde bescherte ihm neue Schmerzen. Er hatte Schwierigkeiten, sich auf die Aussagen der Kollegen zu konzentrieren.
»Leider nein. Die Leiche ist nackt. Oder sehen Sie irgendein Kleidungsstück?«
Gübler stampfte voller Wut auf den Boden. Eine kleine Staubwolke stieg auf, hüllte seine Beine ein. Ärgerlich klopfte er sich den Schmutz von den Hosen. »Verdammte Schweine! Die wollten verhindern, dass wir den Mann identifizieren.«
Er schüttelte seine Jacke, strich sich über die Haare. »Wie alt ist der Tote, Doktor, lässt sich das wenigstens feststellen? Ungefähr?«
Dr. Keil wartete einige Sekunden, ließ Gübler zappeln. »Der Mann war Ende dreißig, Anfang vierzig, würde ich sagen, auf jeden Fall unter fünfzig. Und, wenn Ihnen das etwas nützt …«
»Ja?«
»Seine rechte Hand blieb seltsamerweise weitgehend unversehrt. Ein Versehen, ganz bestimmt, nach all dem, was mit dem Rest des Körpers angestellt wurde. Aber immerhin.« Er verstummte, überlegte, wie er seine Aussagen formulieren sollte.
»Eine auffallend wohlgeformte Hand, will ich mal sagen. Wenig abgenutzt für das Alter, das ich vermute, kaum Schwielen, wenn Sie verstehen.«
Gotthold Gübler schüttelte den Kopf. »Helfen Sie mir auf die Sprünge.«
»Kein Handwerker«, erklärte Dr. Keil, »und kein Landwirt, will ich mal behaupten, obwohl er hier draußen abgelegt wurde. Irgendein Kopfmensch, ein Beamter, Verwalter, Bürohengst oder so ähnlich. Sie verstehen?«
Er zeigte in Richtung der entstellten Leiche, fuhr sich mit dem Daumen über seine buschigen Augenbrauen.
»Sie sind sich sicher?«, fragte Gübler.
»Ziemlich. Die rechte Hand blieb erhalten. Leider nur sie.«
»Gut, das grenzt den Kreis der Gesuchten schon etwas ein.« Gübler schaute auf seine Uhr. »Dann wollen wir Sie nicht länger aufhalten. Wir müssen die Vermissten-Meldungen überprüfen, vielleicht führt uns das zu dem Mann. Und Sie geben Bescheid, sobald Sie mehr wissen.«
Sie verabschiedeten sich von dem Arzt, begleiteten Gabriele Krauter zu ihrem Anwesen. Die Frau starrte nach vorne, war auffallend bestrebt, nicht in Blickkontakt mit den Beamten zu geraten. Sie hielt die Arme über ihrer Brust verschränkt, lief mit ausdruckslosem Gesicht neben ihnen her.
Gübler ließ sich von ihrer abweisenden Haltung nicht beeindrucken. »Wo waren Sie heute Nacht?«, fragte er.
Gabriele Krauter lief weiter, zeigte keinerlei körperliche Reaktion.
»Sie sprechen mit mir?«
»Mit meinem Kollegen wohl kaum«, brummte der Kriminalrat, deutliches Missfallen in der Stimme.
»Wo soll ich schon gewesen sein«, erwiderte sie patzig. »Da ich im Gegensatz zu manchen Leuten arbeite, um zu meinem Geld zu kommen, bin ich abends recht müde. Und deswegen begebe ich mich dann zu Bett.«
Gübler blieb hartnäckig. »Um wie viel Uhr?«
»Je nachdem.«
»Gestern Abend.«
»Da war es spät. Nach Mitternacht. Ich schaute nicht auf die Uhr.«
»Ihre Mitbewohnerin oder Freundin«, Gübler spitzte seine Lippen, gab seinen Worten unüberhörbar einen anzüglichen Klang, »oder Lebensgefährtin, ich weiß nicht, wie ich Ihr Zusammenleben mit dieser Dame korrekt bezeichnen soll, war nicht dabei, als Sie ins Bett gingen?«
Gabriele Krauter zuckte mit der Schulter. Ihre Augen blickten abweisend, ihr Gesicht hatte harte Züge angenommen. »Fragen Sie sie doch«, zischte sie.
»Das werden wir tun, keine Sorge«, erklärte Gübler. Er starrte die Frau triumphierend an. »Gab es einen Anlass, dass es so spät wurde? Ich meine, vielleicht eine ihrer berühmten Versammlungen, Treffen oder so?« Hohn und Spott zeichneten seine Stimme ebenso wie sein Gesicht.
Gabriele Krauter reagierte nicht.
»In Anbetracht der Vorgänge hier draußen heute Nacht werden Sie verstehen, dass ich die Namen und die Adressen aller
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