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Schwaben-Messe

Schwaben-Messe

Titel: Schwaben-Messe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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knallenge Hose steigerten ihre Attraktivität. Vielleicht wegen dieser Kleidung ähnelte sie eher einer Schauspielerin kurz vor der erfolgversprechenden Preisverleihung als einer trauernden Witwe in einem kleinen abgelegenen Ort.
    »Wen zuerst, will ich wissen?« Braig fixierte sie mit seinem Blick, sah keinen Grund, seiner Stimme die Aggressivität zu nehmen.
    »Ich?« Sabine Grandel ließ sich auf das Sofa fallen, das schwer und breit an der Wand lehnte. »Aber wieso …«
    »Ich habe Ihr scheinheiliges Getue satt. Ständig neue Ausreden und Erklärungen. Ich will jetzt endlich die Wahrheit wissen. Die endgültige Wahrheit! Wie lange soll ich noch warten?«
    »Aber ich doch nicht!« Sie versuchte nicht die Mitleidstour, sah ihm geradewegs in die Augen. »Warum soll ich …« Ihre Stimme brach, sie hustete heftig.
    »Frau Grandel«, schaltete sich Beck in das Gespräch ein, »wir haben Beweise. Es hat keinen Zweck, uns länger anzulügen.«
    Sabine Grandel hatte ihre Stimme wieder unter Kontrolle, hob ihre rechte Hand in die Höhe, fuchtelte wild mit dem Arm durch die Luft. »Bitte, durchsuchen Sie das Haus, alles steht Ihnen offen, tun Sie, was Sie wollen, aber lassen Sie mich in Ruhe.«
    Braig beschloss, aufs Ganze zu gehen. »Holst du ihn bitte«, sagte er zu seinem Kollegen.
    Beck nickte, verließ den Raum. Die Frau starrte ihm mit großen Augen nach. Ihr Arm zitterte deutlich.
    Die Idee war Braig unterwegs gekommen. Er hatte telefoniert, den Mann erreicht, ihn gebeten mitzukommen. Draußen vor dem Anwesen war er zurückgeblieben, darauf wartend, dass sie ihn holen würden.
    »Was haben Sie vor?«, fragte Sabine Grandel. Der rechte Teil ihrer Bluse war von der Schulter gerutscht, legte ein Stück ihres Oberarms frei.
    »In welchem Verhältnis standen Sie zu Jonas Altmaier?«
    »Wer ist das?«
    »Himmel nochmal, jetzt stellen Sie sich doch nicht taub! Jonas Altmaier. War er Ihr Lover?« brüllte Braig.
    Vor dem Haus waren Schritte zu hören, dann Stimmen.
    Er wartete, bis Beck die Tür öffnete. »Erkennen Sie die Frau?«, fragte der Kommissar.
    Sabine Grandel schoss in die Höhe, starrte auf den Neuankömmling. »Darf ich vielleicht mal wissen, wen Sie mir da ins Haus schleppen?«
    Josef Heger ließ sich Zeit. Er betrachtete die Frau von Kopf bis Fuß, trat dann ins Zimmer. »Ja, mit absoluter Sicherheit, ja. Sie hat zwar eine andere Frisur und auch die Kleidung … Aber ich erkenne sie wieder, an ihrer Bewegung und auch an der Stimme.« Er nickte nochmals zur Bekräftigung seiner Aussage. »Ich müsste mich schwer täuschen.«
    »Wer ist der Mann? Was wollen Sie von mir?« Sabine Grandel stand aufrecht vor dem Sofa, schüttelte den Kopf. »Das hier ist mein Haus. Sie haben kein Recht …«
    Braig unterbrach sie mitten im Satz. »Jonas Altmaier war Ihr Geliebter. Herr Heger ist Altmaiers Nachbar. Er hat eben bestätigt, Sie Arm in Arm mit Jonas Altmaier vor dessen Wohnung in Waiblingen gesehen zu haben.«
    »Ja und? Arm in Arm? Ich habe viele Freunde, die mich schätzen. Ich lebe gern, habe öfter mal einen Mann am Arm.«
    »Wer hat ihn ermordet? Sie?« Braig ließ sie nicht zur Ruhe kommen. Er wollte jetzt die Wahrheit wissen, hatte ihre Ausreden, ihre immer neuen Erklärungen einfach satt.
    »Altmaier. Mein Gott, der war doch unter ferner liefen. Was heißt das schon, wir liefen Arm in Arm. Etwas getrunken, fertig. Läuft das bei Ihnen nicht ab und an auch so? Ich bin kein Kind von Traurigkeit. Schade, wenn Sie so ein Typ sind. Ihnen entgeht vieles. Das Leben ist kurz.«
    »Wir untersuchten Ihre Telefon-Auszüge. Sie haben fast jeden Tag mit Jonas Altmaier geturtelt, einmal eine halbe Stunde, dann etwas kürzer, später noch länger.«
    »Wer sagt, dass ich …«
    Braig unterbrach ihren Einwand sofort. »Zu genau derselben Zeit telefonierte Ihr Mann von seinem Geschäftsapparat. Er war in seinem Büro, achtzig Kilometer entfernt. Es gibt keinen Zweifel. Warum haben Sie Jonas Altmaier getötet?«
    Sie gab mit einem Mal auf. Ihr Körper plumpste kraftlos auf das Sofa, ihre Arme hingen schlaff herunter. »Ich war es nicht«, hauchte Sabine Grandel, »ich wollte ihm nichts antun, ich liebte ihn doch.« Sie wehrte sich nicht länger gegen seine Beschuldigungen, ließ den Tränen freien Lauf.
    Braig drängte nicht mehr, gab ihr Zeit. »Wie lief es ab?«, fragte er.
    Sabine Grandel hing schluchzend auf der Couch, kämpfte mit sich selbst. Nach ein paar Minuten fand sie die Kraft, sich aufzurichten. »Mein Mann kam am

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