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Schwaben-Messe

Schwaben-Messe

Titel: Schwaben-Messe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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spielte seit ein paar Monaten. So verrückt wie immer. Früher Autorennen, jetzt Roulette.«
    »Legal?«
    »Ja, in Stuttgart. Bei dieser neuen Spielbank. Vom Land eingerichtet. Als Geldscheißer. Er muss sich mordsmäßig vertan haben. Ich glaube, er ist sogar gezwungen, sein Autohaus zu verkaufen. Fragen Sie seine Sekretärin.«
    »Sie haben keinen Einblick in seine beruflichen Vorhaben?«
    »Noch nie. Nein. Das ist nicht meine Welt.« Mona Peters griff zu ihrer Tasse, trank. »Entmannt«, murmelte sie, »Jahn.« Sie stellte die Tasse zurück, griff sich in die Haare. »Wer tut so was?«
    Neundorf antwortete nicht.
    Die CD war zu Ende, Wagner verstummt. Mona Peters erhob sich, wechselte den Tonträger. »War da neulich nicht etwas Ähnliches? Meine Schwester erwähnte es gestern Abend.«
    »Leider, ja. In Backnang.«
    Orchesterklänge erfüllten den Raum. Schwere, aufwühlende Disharmonien.
    »Chopin«, erklärte Peters. Sie lief zurück, zeigte auf den Kaffee. »Darf ich Ihnen einen anbieten?«
    Neundorf nickte. »Grandel heißt das Opfer, Roger Grandel. Flughafenmanager. Wohnte in Bürg bei Winnenden«, sagte sie, als die Frau wieder ins Zimmer getreten war, eine Thermoskanne, Milch und eine Tasse samt Teller auf einem Tablett in Händen.
    »Nie gehört«, erklärte Mona Peters, schob ihr eine Tasse zu, schenkte sie voll. »Flughafen? Keine Ahnung.« Sie zeigte auf die Milch. »Sie vermuten eine Verbindung?«
    Neundorf nickte, goss sich Milch ein. »Ich fürchte, beide Morde haben miteinander zu tun. Irgendwie. Ich weiß nur nicht, wo die Gemeinsamkeit zu finden ist.«
    Peters setzte sich, trank von dem Kaffee. »Wie wurde es gemacht? Abgetrennt?«
    Neundorf nahm ihre Tasse, nippte vorsichtig. »Wahrscheinlich mit einem scharfen Messer. In beiden Fällen. Genaueres wissen wir noch nicht. Der Name Grandel sagt Ihnen wirklich nichts?«
    Die Frauen saßen still in ihren Sesseln, schwiegen. Chopin verstärkte ihre trübsinnige Stimmung.
    »Tut mir leid.« Peters streckte ihre Arme weit von sich, hob die Hände abweisend hoch. »Ich kann mit dem Namen nichts anfangen. In keiner Beziehung. Sie müssen im Geschäft nachfragen. Vielleicht kommen Sie dort zum Ziel.«
    Neundorf nickte mit dem Kopf. »Ihr ehemaliger Mann hatte eine mehrere Jahre alte Schussverletzung am Arm. Wissen Sie, woher?«
    »Schussverletzung? Wo soll das sein?«
    »Am rechten Oberarm, gleich über dem Ellbogen«. Sie zeigte auf ihren eigenen Arm.
    »Wie macht sich das bemerkbar?«
    »Die Haut ist vernarbt. Wie nach einer Wunde.«
    Mona Peters schüttelte energisch den Kopf. »Das muss neu sein. Früher hatte er es nicht.«
    »Der Arzt meinte, die Verletzung sei mehrere Jahre alt.«
    »Unmöglich.« Peters lauschte der Musik, überlegte. »Es sei denn …«
    »Ja?«
    »Wie alt soll sie sein? Wie gesagt, wir leben seit fünf Jahren getrennt.«
    »Der Arzt konnte es noch nicht genau beurteilen. Es war nur eine vorläufige Schätzung.«
    »Seltsam, dass es mir in den letzten Jahren nicht auffiel. Aber wenn es nach unserer gemeinsamen Zeit passierte …«
    »Sie könnten sich vorstellen, bei welcher Gelegenheit?«
    Mona Peters verzog das Gesicht. »Wenn es so einfach wäre. Sie dürfen keine konkrete Aussage von mir erwarten. Höchstens eine vage Vermutung.«
    »Und die wäre?«
    »Wir waren zu verschieden. Es konnte auf Dauer nicht gut gehen. Aber der letzte Rest, der Funke im Pulverfass … Seine pubertären Männerspiele. Erlebnistouren, wie er es nannte. Die Welt auf neue Weise entdecken. Wie kleine Jungs.«
    »In der letzten Zeit Ihrer Beziehung?«
    »Bestimmt ein bis zwei Jahre lang. Alle paar Monate, manchmal sogar Wochen. Männerurlaub. Abenteuertouren. Durch Schlamm robben, auf künstliche Objekte schießen, ins eiskalte Wasser springen, willige junge Frauen vögeln, drogenabhängige oder was sich sonst so bietet …«
    »Wie bitte? Wo soll das gewesen sein?«
    Mona Peters schenkte sich Kaffee nach, dazu einige Tropfen Milch. »Das hätten Sie ihn fragen müssen. Oder seine seltsamen Männerfreunde. Er war nicht mehr zu halten, fieberte den neuen Touren richtig entgegen. Und zahlte ein Heidengeld dafür. Da stieß sich einer reich an diesen krankhaften Große-Junge-Abenteuern. Reisen in die weite Welt und damit abzocken. Aber Wolfgang zahlte alles. Jeden Preis. Und er verrohte zusehends. Mir kam es vor, als kehrte er aus dem Krieg zurück. Jedesmal, wenn er wieder auftauchte. Seine Ausdrücke, sein Benehmen. Wer weiß, wo die sich herumgetrieben

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